Die türkische Fluggesellschaft erholt sich schneller als die Konkurrenz. Doch mehrere Faktoren im Heimatland sorgen für Unsicherheit.
Turkish Airlines
Die türkische Nationalairline fliegt wieder auf Vorkrisenniveau.
Bild: IMAGO/Scanpix
Istanbul Die teilstaatliche türkische Fluggesellschaft Turkish Airlines hat ihren Flugbetrieb deutlich ausgebaut und verdient trotz wirtschaftlicher Turbulenzen in der Türkei mehr Geld als zuvor. Im zweiten Quartal stieg der Nettogewinn auf 576 Millionen US-Dollar, wie das Unternehmen am Donnerstag in Istanbul bekannt gab. Im ersten Halbjahr betrug der Überschuss damit 737 Millionen Dollar.
Im Vergleich zum Konkurrenten und Star-Alliance-Partner Lufthansa steht Turkish Airlines damit äußerst profitabel da. Die Passagier-Airlines von Lufthansa schrieben mit Ausnahme der Schweizer Tochter Swiss im zweiten Quartal weiterhin Verluste. Doch die Nachfrage nach Tickets bleibe hoch, wie das Lufthansa-Management Anfang August bekannt gab.
Auch Turkish Airlines profitiert von der wiederentdeckten Reiselust der Menschen weltweit. Die Anzahl beförderter Passagiere lag im Juli sogar höher als im selben Monat vor der Pandemie, mit 7,8 Millionen im Vergleich zu 7,1 Millionen im Juli 2019. Die Auslastung der 386 Flugzeuge der Airline lag bei durchschnittlich 86,1 Prozent, wobei die Auslastung auf internationalen Flügen 85,6 Prozent betrugt, auf inländischen Flügen 90,1 Prozent.
Auch im Bereich Cargo stiegen die Umsätze. Mit Beginn der Pandemie vor gut zwei Jahren baute Turkish Airlines das Segment aus. Die Fertigstellung des Cargo-Terminals am neuen Istanbuler Flughafen beschleunigt diesen Trend. Deshalb waren 2022 auch die Frachtzahlen höher als noch 2019. Vergleiche zu den Vorjahresquartalen ergeben wenig Sinn, weil sich die Türkei Anfang 2021 für mehrere Monate in Corona-Lockdowns befand.
Ein großer Unsicherheitsfaktor für Turkish Airlines ist aber die weitere wirtschaftliche Entwicklung der Türkei. Derzeit boomt die Konjunktur – aber auch die Inflation. Ein Abschwung oder ein plötzlicher weiterer Anstieg der Energiepreise könnte die Airline hart treffen.
Auf der Kostenseite bekommt das Unternehmen nicht nur die gestiegenen Rohstoffpreise, sondern auch den Verfall der türkischen Lira zu spüren. Die Landeswährung hat seit Juli 2019 gegenüber dem US-Dollar mehr als zwei Drittel an Wert verloren. Die Inflationsrate im Land ist auf knapp 80 Prozent geklettert.
Im Vergleich zum gleichen Zeitraum vor der Pandemie stiegen die Kosten bei Turkish Airlines daher um 93 Prozent, und das in Dollar gerechnet. In Lira umgerechnet liegt der Anstieg um ein Vielfaches höher. Interessant ist, dass die Ausgaben für Personal zugleich laut Oyak Research um 13 Prozent sanken.
Auch die Verschuldung konnte der Konzern nach unten treiben. Die Verbindlichkeiten aus Finanzierungsleasing betrugen Ende Juni laut Oyak umgerechnet 8,6 Milliarden Dollar. 63 Prozent dieser Schulden müssen in Euro zurückgezahlt werden, weitere 20 Prozent in japanischen Yen, 15 Prozent in US-Dollar und zwei Prozent in Schweizer Franken. Wenn die Lira im Herbst wie von Finanzanalysten erwartet weiter an Wert verliert, dann steigt der Schuldenberg – in Lira umgerechnet – wieder an.
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