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24.02.2023

20:42

Mobilität

Flix prüft Börsengang

Von: Jens Koenen, Arno Schütze

Das Unternehmen mit den Marken Flixbus und Flixtrain will wohl an die Börse und dazu Berater anheuern. Ein Schritt irritiert derweil bisherige Geldgeber.

Vor zehn Jahren gründete der Unternehmer mit anderen Flixbus. Nun wird überlegt, die Muttergesellschaft Flix an die Börse zu bringen. dpa

Flix-Chef André Schwämmlein

Vor zehn Jahren gründete der Unternehmer mit anderen Flixbus. Nun wird überlegt, die Muttergesellschaft Flix an die Börse zu bringen.

Frankfurt Die wohl bekannteste deutsche Firmenneugründung der Mobilitätsbranche nimmt Kurs auf die Börse. Nach Informationen aus Finanz- und Unternehmenskreisen will Flix, die Muttergesellschaft von Flixbus und Flixtrain, in den kommenden Wochen einen sogenannten IPO-Berater mandatieren. Das ist ein erster Schritt in Richtung eines Börsengangs. Aufgabe des Beraters ist es, die Banken auszuwählen, die einen Börsengang begleiten.

Den Informationen zufolge ist damit noch keine Entscheidung gefallen, ob sich Flix wirklich auf das Parkett wagt. Wenn es so kommen sollte, wird der Verkauf von Aktien wahrscheinlich nicht mehr im laufenden Jahr geschehen. „Vor Ostern 2024 ist hier nichts zu erwarten“, heißt es in Finanzkreisen. Offen ist zudem, ob eine mögliche Aktienplatzierung in Deutschland oder in den USA stattfinden wird.

Eine Sprecherin von Flix erklärte auf Anfrage, Flix prüfe fortlaufend verschiedene Finanzierungsoptionen. „Dazu gehört auch ein potenzieller Börsengang.“ Flix sei gut finanziert und habe starke Investoren. Es gebe keinen Zeitdruck. „Gespräche mit Banken und Beratern sind ein normaler Teil unseres Geschäfts.“

Zuletzt hatten sich Hinweise verdichtet, dass ein Börsengang näherrückt. So hatte das Unternehmen vor einigen Tagen sein zehnjähriges Bestehen gefeiert und dabei erstmals Finanzdaten genannt. Danach schaffte es das Unternehmen aus der Verlustzone und erzielte im vergangenen Jahr ein positives Betriebsergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda). Eine konkrete Zahl nannte Flix noch nicht. Der Umsatz stieg um 185 Prozent auf gut 1,5 Milliarden Euro.

Finanzchef Christoph Debus hatte das zurückliegende Jahr als das bisher erfolgreichste für Flix bezeichnet. Im laufenden Jahr soll der Umsatz um mindestens 20 Prozent zulegen, die Profitabilität soll sich weiter verbessern. „Damit strickt Flix an einer Equity-Story für einen Börsengang“, heißt im Umfeld des Unternehmens.

Flix hat ein rasantes Wachstum hinter sich

Flix begann das Busgeschäft mit der Liberalisierung des Fernbusmarkts in Deutschland im Jahr 2013. Schon zwei Jahre später startete das Jungunternehmen einen aggressiven Wachstumskurs. Flix übernahm Rivalen wie Mein Fernbus, das europäische Geschäft des US-Unternehmens Megabus sowie Postbus.

Gleichzeitig expandierte das Unternehmen mit seinen Bussen in zahlreiche europäische Länder. 2019 erwarb Flix das türkische Busunternehmen Kamil Koc, 2021 schließlich die US-Fernbusikone Greyhound. 2017 schickte Flix die ersten Züge auf die Reise, zunächst in Deutschland. Mittlerweile rollen die grünen Wagen auch auf schwedischen Schienen.

Dabei versteht sich das Unternehmen als Technologieanbieter. Eigene Busse oder Züge will Flix nicht in der Bilanz haben. Die werden in der Regel von Partnern gestellt und betrieben. Flix übernimmt über die Technologieplattform die Strecken- und Netzplanung, den Vertrieb, den Kundenservice und die Preisgestaltung.

Eine solche „Asset-Light-Strategie“ kommt an der Börse gut an, schließlich belasten keine hohen Sachwerte und Sachinvestitionen das Zahlenwerk. Gleichzeitig wurde so erst das rasante Wachstum möglich. „Unser Ziel ist eine für jeden erschwingliche Mobilität“, beschreibt Mitgründer und CEO André Schwämmlein seine Strategie.

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Diese haben die Investoren bisher mitgetragen und mitfinanziert. Beteiligt sind Risikokapitalgeber wie General Atlantic, Permira, TCV, HV Capital, Blackrock, Baillie Gifford und Canyon Partners. Die drei Gründer Schwämmlein, Jochen Engert und Daniel Krauss halten nach jüngsten Angaben noch knapp über 25 Prozent der Anteile. Die bisher letzte Finanzierungsrunde über 650 Millionen Dollar fand im Sommer 2021 statt.

Doch nach zehn Jahren – für Risikokapitalgeber eine typische Haltedauer – ist es nicht ungewöhnlich, wenn die bisherigen Geldgeber die Rendite für ihre Investments einfordern. Zumal sich das Geschäftsmodell von Flix erweitert hat. Das Unternehmen nimmt mittlerweile auch eigene Busse in die Bilanz auf – wenngleich in überschaubarer Größe.

Schon mit dem Zukauf in der Türkei kamen rund 1000 Fahrzeuge zu Flix. Durch die Greyhound-Übernahme wuchs die eigene Flotte um weitere 1000 Busse. Das sorgt bei den bisherigen Kapitalgebern für Irritation. Man sei dort kein großer Fan davon, Hardware in großem Stil zu kaufen, wird in der Finanzbranche berichtet.

Das Geschäft mit den Zügen ist kompliziert

Gleichzeitig will Schwämmlein das Geschäft ausbauen, auch dafür braucht Flix Geld. Chile soll das 41. Land werden, in dem die grünen Busse fahren. Auch auf der Schiene soll das Unternehmen wachsen. „Bus und Zug ergänzen sich, wir glauben an den Zug als Teil unserer Wachstumsstrategie“, sagte Schwämmlein anlässlich der Jubiläumsfeier vor wenigen Tagen.

Die grünen Busse fahren mittlerweile in vielen Ländern. Als neuer Markt soll nun Chile erobert werden. imago/Ralph Peters

Fernbus von Flix in München

Die grünen Busse fahren mittlerweile in vielen Ländern. Als neuer Markt soll nun Chile erobert werden.

Doch gerade die Schiene erweist sich als deutlich komplexer als der Busbetrieb. Flixtrain kämpft mit der Qualität, leidet wie auch der übergroße Rivale Deutsche Bahn unter dem maroden Netz in Deutschland. Viele Züge sind unpünktlich, das sorgt für Frust bei den Kunden.

Dennoch will Flix das Angebot ausbauen. Nach früheren Informationen aus Finanzkreisen erwägt das Management den Kauf von Zügen, finanziert über externe Investoren. Damit würde das Investment außerhalb der Flix-Bilanz stattfinden. Die Pläne wurden bislang nicht offiziell bestätigt. Ob das Management sie weiterverfolgt, ist offen.

Fest steht: Schwämmlein und sein Team sehen noch viel Potenzial für das Mobilitätsunternehmen. „Reisen und Mobility war für Jahre ein Wachstumsmarkt und wird es weiter bleiben“, sagt der CEO. Will Flix davon profitieren, schadet ein direkter Zugang zum Kapitalmarkt sicher nicht.

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