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26.01.2022

14:10

Mobilität

Flixmobility wird erwachsen: Flixbus-Betreiber holt Finanzchef von Condor

Von: Jens Koenen

Das Mobilitäts-Start-up stellt sein Management professioneller auf und wandelt sich in eine SE. Damit bereitet sich der Flixbus-Betreiber für einen Börsengang vor.

Flixmobility: Flixbus-Betreiber holt Finanzchef von Condor dpa

Flixbus

Der Betreiber von Bussen und Bahnen arbeitet an einem Börsengang.

Frankfurt Der Fernbus- und Bahnbetreiber Flixmobility baut sein Management um: Die Betreibergesellschaft von Flixbus und Flixtrain holt Christoph Debus, bis Ende Februar Finanzvorstand bei der Fluggesellschaft Condor, in die Führung. Debus soll Anfang März den Posten des Finanzchefs übernehmen. Der amtierende CFO Christian Rummel – erst seit zehn Monaten im Amt – wird Flixmobility wieder verlassen, teilte das Unternehmen am Mittwoch mit.

Darüber hinaus will sich Flixmobility zum 1. April von einer GmbH in eine sogenannte Europa-AG (Societas Europaea, SE) umwandeln. Beide Schritte zeigen: Das erfolgreiche deutsche Mobilitäts-Start-up bereitet sich auf einen Börsengang vor, auch wenn Mitgründer André Schwämmlein zuletzt immer wieder betont hatte, dass das Unternehmen ausreichend finanziert sei.

Allerdings hat Flixmobility in den zurückliegenden Monaten einen eindrucksvollen Expansionskurs eingeschlagen. Im Oktober vergangenen Jahres übernahm das Unternehmen den bekannten US-Busbetreiber Greyhound mit 1200 Bussen und Fahrern. Das Ziel ist die schnelle Marktführerschaft in den USA im Fernbusmarkt. Vor wenigen Tagen sickerten dann Informationen durch, dass Flixtrain mit dem Gedanken spiele, für rund eine Milliarde Euro bis zu 100 Züge zu kaufen, um im Bahnbereich stark zu wachsen.

Damit wird die Steuerung des Unternehmens immer komplexer. Flixmobility definiert sich selbst nicht als klassischen Betreiber von Bussen und Bahnen. Das Unternehmen ist Technologieentwickler und -betreiber, Kern des Geschäftes ist die Plattform, über die das Angebot vermarktet wird. Die Busse und Züge betreiben Partnerfirmen.

Doch zum Teil wird dieses Geschäftsmodell aufgeweicht. Das zeigt das Beispiel Greyhound. Das zeigen aber auch die Überlegungen, selbst in „Assets“ wie Züge zu investieren. Gleichzeitig haben die drei Gründer des Unternehmens die Vision, weltweiter Marktführer für nachhaltige und bezahlbare Mobilität zu werden.

Dafür braucht das Unternehmen entsprechende Strukturen. Das bisherige Modell, in dem die drei Gründer im Wesentlichen das Sagen haben, passt nicht mehr zu den ehrgeizigen Plänen. Auch die bisherigen Investoren sollen auf eine weitere Professionalisierung des Managements gedrängt haben, ist aus dem Umfeld von Flixmobility zu hören.

Für die Neuausrichtung des Managements spricht auch, dass Mitgründer Jochen Engert, bisher Co-Vorstandschef, in den Aufsichtsrat wechselt. Chef bleibt Schwämmlein. Er gilt als bestens in der Politik vernetzt, für Flixmobility ein wichtiges Thema.

Mit Debus ist es den Gründern und dem Kontrollgremium gelungen, ein Schwergewicht zu gewinnen. Der Luftfahrtexperte und erfahrene Finanzer genießt am Kapitalmarkt und bei Investoren ein großes Ansehen. Das zeigte sich nicht zuletzt bei der Rettung der Ferienfluggesellschaft Condor.

Dort musste Debus zusammen mit Condor-Chef Ralf Teckentrup gleich zweimal in höchster Not aktiv werden. Erst musste nach der Pleite der einstigen Mutter Thomas Cook schnell ein Käufer gefunden werden: LOT aus Polen. Dann sprang dieser wegen der Pandemie ab, im vergangenen Jahr wurde der Vermögensverwalter Attestor als neuer Investor gefunden.

Debus genießt großes Ansehen bei Investoren

Bei beiden Transaktionen habe Debus maßgeblich mitgewirkt und dabei geholfen, die Investoren zu überzeugen, heißt es im Umfeld des Reiseunternehmens. „Condor hat Christoph Debus viel zu verdanken: Er ist spontan eingesprungen und hat das Unternehmen in einer Phase begleitet, in der viel auf dem Spiel stand“, sagte Condor-Chef Teckentrup dem Handelsblatt. Das würden ihm die Condorianerinnen und Condorianer niemals vergessen.

„Uns verlässt nicht nur ein über alle Maßen geschätzter Kollege, sondern auch ein für mich sehr, sehr guter Freund, den ich dann leider zumindest nicht mehr jeden Tag im Büro und in Meetings sehe. Wir alle bei Condor wünschen ihm für die neuen spannenden Herausforderungen viel Erfolg und Spaß.“

Seine Überzeugungskraft kann Debus nun bei Flixmobility einsetzen – auch bei einem möglichen Börsengang. Die nötige Größe hätte das Unternehmen. Es zählt mit einer Bewertung von rund drei Milliarden Euro zu den deutschen Unicorns, Start-ups, die mehr als eine Milliarde Euro wert sind. Investoren sind unter anderem General Atlantic, Permira, TCV, HV Capital, Blackrock, Baillie Gifford und Canyon Partners.

Die drei Gründer Schwämmlein, Engert und Daniel Krauss halten noch knapp über 25 Prozent der Anteile. Dass das Geschäftsmodell funktioniert, hat sich in Deutschland gezeigt. Hier wurde Flixbus in sehr kurzer Zeit zum klaren Marktführer und besitzt hier nun eine Art Monopol.

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