Auch die Onlinehändler spüren die große Zurückhaltung der Verbraucher. About You erwartet weniger Wachstum und will die Kosten nun deutlich senken.
About-You-Führungsteam beim Börsengang
Insgesamt leidet About You ähnlich wie die Konkurrenz unter der wachsenden Kaufzurückhaltung der Verbraucher.
Bild: AboutYou
Düsseldorf Die hohe Inflation und die daraus resultierende Zurückhaltung der Konsumenten bedrohen die ambitionierten Wachstumspläne der Modeplattform About You. Nach Börsenschluss am späten Dienstagabend gab der Modehändler eine Gewinnwarnung heraus. Danach erwartet der Vorstand des im SDax gelisteten Unternehmens künftig nur noch ein Wachstum von zehn bis 20 Prozent. Bei der Prognose im Mai standen noch 25 bis 35 Prozent als Wachstumsziele auf dem Plan.
Das bereinigte Ergebnis vor Steuern, Abschreibungen und Zinsen werde voraussichtlich bei minus 140 bis minus 120 Millionen Euro liegen, heißt es bei About You. Geplant waren minus 70 bis minus 50 Millionen Euro. Die Aktie von About You sackte im frühen Handel zunächst um 9,3 Prozent ab, erholte sich aber wieder am frühen Mittag auf 6,21 Euro und ging mit 5,84 aus dem Handel. Das entspricht einem Minus von rund elf Prozent.
Die Modeplattform wolle „den Fokus auf Kostenkontrolle weiter intensivieren und die operative Effizienz steigern, ohne dabei wichtige Wachstumsinvestitionen zu vernachlässigen“, erklärte Hannes Wiese, Mitgründer und Co-CEO von About You.
Damit ist der Onlinehändler nicht allein: Der große Konkurrent Zalando hatte bereits Anfang August einen Strategieschwenk vollzogen. Beide konzentrieren sich nun nicht mehr so stark auf das Wachstum, sondern wollen schnell profitabel werden.
Das Erreichen des Break-even im Geschäftsjahr 2023/2024 „hat für uns nach wie vor oberste Priorität“, erklärte About-You-Chef Wiese weiter, und es werde auch weiter „als Prognose bestätigt, trotz der aktuellen Herausforderungen“. About You rechnet allerdings nicht mit einer kurzfristigen Erholung des makroökonomischen Umfelds.
Die Konsumenten sind aktuell besonders zurückhaltend: Im Juli sanken die Einzelhandelsumsätze um 5,5 Prozent. Der Hauptverband des Deutschen Einzelhandels (HDE) erwartet, dass sich die Verbraucherstimmung frühestens im Frühjahr 2023 verbessern könne. Die Sorgen um die Energie- und Stromkosten führten dazu, dass Mode, aber auch Möbel weniger nachgefragt würden, heißt es in einer Analyse der Baader Bank.
Die deutsche Wirtschaft laufe Gefahr, in eine Rezession zu geraten. Der gesamte Einzelhandels- und Konsumsektor, der mit Hakle und Görtz bereits erste Insolvenzen zu verzeichnen hatte, leide besonders unter steigenden Inflationsraten, einem starken Anstieg der Energiekosten und einem allgemeinen Rückgang des Verbrauchervertrauens – „sogar unter das Niveau des Covid-19-Pandemiebeginns im März 2020“.
Die Gewinnwarnung von About You sei „erheblich und höher als wir angenommen hatten“, sagt Volker Bosse, Analyst für Konsumgüter bei der Baader Bank. Bosse erwartet beim Modehändler für das Gesamtjahr nur noch halb so viel Umsatzwachstum wie ursprünglich angenommen. „Wir halten wir es für unrealistisch, dass About You den Ebitda-Break-Even im Geschäftsjahr 2023/24 erreichen wird, ohne die Wachstumsmöglichkeiten zu beschneiden.“
>> Lesen Sie hier: Hakle und Görtz könnten Vorboten einer Pleitewelle sein – Von Kaufzurückhaltung und steigenden Preisen sind Konsumgüter besonders betroffen
Für das zweite Quartal des Geschäftsjahres 2022/2023 bis Ende August erwartet About You nun ein verlangsamtes Wachstum zwischen 4,9 und 12,5 Prozent. In der zweiten Jahreshälfte soll sich das bereinigte Ergebnis leicht verbessern. Um das Vertrauen der Anleger zu stärken, erklärte Tarek Müller, Mitgründer und Co-CEO von About You, in einer offiziellen Mitteilung, dass er bereits im Juli seinen Anteil an About You aufgestockt habe.
In knapp einem Monat, am 11. Oktober, wird der Halbjahresbericht von About You veröffentlicht. Die About-You-Aktie ist nach wie vor im SDax notiert, hat aber seit dem Höchststand kurz nach dem Börsengang inzwischen drei Viertel ihres Werts verloren.
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