PremiumGroßkunde Peek & Cloppenburg ist insolvent, die Geschäfte in China liefen zuletzt schlecht, und aus Russland musste sich Hugo Boss zurückziehen. Dennoch erwartet der Modekonzern ein Umsatzplus.
Boss-Geschäft in London
Die Marke setzt auf jüngere Kunden und mehr Freizeitkleidung.
Stuttgart Der Modekonzern Hugo Boss befürchtet keine großen Beeinträchtigungen durch die Insolvenz des deutschen Geschäfts von Peek & Cloppenburg. „Wir sind zuversichtlich, dass sich der Kunde unter dem Schutzschirmverfahren wieder optimieren wird“, sagte Konzernchef Daniel Grieder. Weltweit zählt P&C zu den größten Boss-Kunden. Allerdings liegt der Umsatzanteil nach Unternehmensangaben deutlich unter einem Prozent.
P&C habe in der Vergangenheit Hugo Boss immer stark positioniert, hohe Abverkäufe erzielt und immer pünktlich bezahlt, sagte Grieder. Es gebe keine Signale, dass P&C nicht mehr ordern werde. Man habe ein gutes Verhältnis und unterstütze sich in solchen Situationen, betonte der Boss-Chef.
Auch der Rückzug aus dem Russlandgeschäft scheint für den Modekonzern verkraftbar. Der Umsatzanteil habe zuletzt unter drei Prozent gelegen, betont der Modekonzern.
Und während andere Luxushersteller durch coronabedingte Schließungen in China einen Einbruch des Umsatzes hinnehmen mussten, traf Hugo Boss diese Krise nicht so hart. Gerade einmal zehn Prozent des Umsatzes erwirtschaftet Boss dort – deutlich weniger als viele Konkurrenten. Das auch bei Hugo Boss 2022 rückläufige Chinageschäft soll im laufenden Geschäftsjahr wieder wachsen, erwartet Grieder.
Nach dem Rekordjahr 2022 sieht der Boss-Chef seine Marke trotz wirtschaftlich schwieriger Zeiten insgesamt weiter auf Wachstumskurs. „Wir werden im Jahr 2023 auf unserer wiedergewonnenen Markenstärke aufbauen und konsequent daran arbeiten, das Umsatz- und Ergebniswachstum weiter voranzutreiben“, so Grieder am Donnerstag.
Mit seiner Prognose blieb er aber vorsichtig: „Wir können die Volatilität durch Inflation, konjunkturelle und geopolitische Risiken nicht ignorieren“, sagte Grieder, der lange Jahre die Geschäfte des Konkurrenten Tommy Hilfiger geführt hatte, bevor er zu Boss wechselte. Er rechnet für 2023 mit einem Umsatzwachstum „um einen mittleren einstelligen Prozentsatz“. Damit würde der Modekonzern in diesem Jahr beim Umsatz noch unter der Marke von vier Milliarden Euro bleiben.
Das operative Ergebnis (Ebit) werde um fünf bis zwölf Prozent auf einen Betrag zwischen 350 und 375 Millionen Euro steigen. Damit würde das Metzinger Unternehmen deutlich schwächer wachsen als in den vergangenen Jahren.
Der vorsichtige Ausblick kam an der Börse nicht gut an: Die Aktien von Hugo Boss büßten mehr als drei Prozent auf unter 63 Euro ein. Allerdings hatte das Papier zu Wochenbeginn ein Dreijahreshoch erreicht.
Grieder will mit seiner Strategie und den neuen Kollektionen deutlich jüngere Kunden erreichen. Dafür setzt er auf kleinere fokussierte Sortimente und folgt dem Trend zu mehr Freizeitkleidung. Das Marketingbudget hat er um über 40 Prozent auf 288 Millionen Euro angehoben – knapp acht Prozent des Umsatzes. Sein Ziel ist darüber hinaus, auch das Großhandelsgeschäft wieder stärker auszubauen.
Boss-Chef Daniel Grieder
Selbst der Konzernchef trägt mittlerweile lieber Hoodie als Sakko.
Bild: Hugo Boss AG
Bislang ging die Strategie auf: 2022 hatte Boss mit seiner Mode trotz Inflation und Rezessionsängsten einen Rekordumsatz erzielt. Die Erlöse stiegen um 27 Prozent auf 3,7 Milliarden Euro und das Ebit um 47 Prozent auf 335 Millionen. Unterm Strich erhöhte sich das Konzernergebnis um 54 Prozent auf 222 Millionen Euro. Die für die Branche wichtige Bruttomarge erreichte die angekündigten 61,8 Prozent. Als Grund nannte das Management, dass mehr Ware zum vollen Preis verkauft wurde.
Die Aktionäre sollen an dem Gewinnwachstum mit einer um 30 Cent auf 1,00 Euro je Aktie angehobenen Dividende beteiligt werden.
Ähnlich wie die französischen Luxusgüterkonzerne Hermes und LVMH oder die im unteren Preissegment aktive spanische Zara-Mutter Inditex hat auch Boss bislang keine Kaufzurückhaltung zu spüren bekommen.
Erstpublikation: 09.03.2023, 08:23 Uhr (zuletzt aktualisiert: 09.03.2023, 12:49 Uhr)
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