Die Übernahme der US-Firma Aimmune Therapeutics hat die Erwartungen von Nestlé-Konzernchef Schneider verfehlt. Neue Zukäufe im Pharmabereich soll es nun vorerst nicht mehr geben.
Nestlé-CEO Mark Schneider
Der Nestlé-Chef verordnet der Gesundheitssparte eine Kurskorrektur. Zuvor hatte sich der Kauf eines Medikaments für Erdnussallergiker für die Firma als unrentabel herausgestellt.
Bild: Reuters
Zürich Nestlé-Chef Mark Schneider vollzieht in der Gesundheitssparte des Nahrungsmittelriesen eine Kurskorrektur. Der Konzern mit Sitz im schweizerischen Vevey prüft den Verkauf des Unternehmens Aimmune Therapeutics. Das teilte Nestlé am Dienstag auf seinem Investorentag in Barcelona mit.
Die Biotechfirma hatte eine Therapie gegen Erdnussallergie unter dem Namen Palforzia entwickelt. Nestlé hatte Aimmune vor zwei Jahren für rund 2,6 Milliarden Dollar übernommen. Doch der Zukauf erfüllte die Erwartungen nicht, wie Schneider einräumte.
„Wir hatten große Hoffnungen in dieses Geschäft gesetzt“, sagte der Manager. Statt als Blockbuster, also ein Medikament mit einem jährlichen Umsatzpotenzial von mehr als einer Milliarde Dollar, habe sich Palforzia eher als Nischentherapie erwiesen.
In Zukunft soll sich die Gesundheitssparte Nestlé Health Science auf Nahrungsergänzungsmittel und medizinische Ernährung konzentrieren. Zuletzt hat Nestlé etwa Marken für Vitaminpräparate oder Proteindrinks zugekauft. Zudem stellt der Konzern medizinische Nahrung etwa für Krebspatienten her. Die Gesundheitssparte hält noch einige verschreibungspflichtige Medikamente im Portfolio. Doch neue Zukäufe im Pharmabereich plant Schneider in Zukunft nicht mehr.
Der Nestlé-Chef Schneider passt damit die Strategie in einem Kernbereich seiner Vision für den Nahrungsmittelriesen an. Der deutsche Manager hat bereits die Hautpflege-Sparte verkauft, die Beteiligung am Kosmetikkonzern L‘Oréal reduziert und die Milliardeneinnahmen aus den Deals teilweise in Nestlé Health Science investiert.
Auslöser für den Strategieschwenk sei jedoch nicht mangelnde Wirksamkeit des von Aimmune Therapeutics entwickelten Medikaments. Die Therapie zeigt nach Unternehmensangaben sowohl bei Kleinkindern und Kindern als auch bei Erwachsenen mit Erdnussallergie eine deutliche Reduzierung der Häufigkeit und der Intensität allergischer Reaktionen. Die Wirksamkeit habe die Erwartungen aus den klinischen Studien übererfüllt, so Schneider.
Doch nach der Zulassung in den USA habe es sich im Praxisalltag als wenig praktikabel herausgestellt. Palforzia ist für Hausärzte mit hohem Arbeitsaufwand verbunden. Daher hatten Ärzte die Therapie viel seltener verschrieben, als es Nestlé erwartet hatte, wie der Chef der Gesundheitssparte, Greg Behar, ergänzte. „Wir können nicht genügend Wert extrahieren und Synergien heben, um das Produkt in unserem Portfolio zu halten.“
Behar stellt die Aktionäre daher auf einen Verlust aus dem Zukauf ein. „Wir erwarten eine signifikante Abschreibung in unseren Büchern.“
Trotz des Rückschlags in der Gesundheitssparte hat Nestlé seine Wachstumsprognose bis 2025 leicht angehoben. Schneider stellte am Dienstag eine Umsatzsteigerung im mittleren einstelligen Prozentbereich sowie eine Marge von 17,5 bis 18,5 Prozent in Aussicht.
„Wir werden weiter in künftiges Wachstum investieren, unsere Marken stärken, maßgebliche Innovationen lancieren, die Digitalisierung vorantreiben und unsere Geschwindigkeit und Flexibilität erhöhen“, betonte der Nestlé-Chef. Zudem will er jedes Jahr die Dividende anheben und zwischen 2022 und 2024 eigene Aktien im Volumen von 20 Milliarden Franken erwerben.
Erstpublikation am 29.11.22, um 15:53 Uhr.
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