Die deutschen Online-Lebensmittellieferdienste bekommen neue Konkurrenz. Mit frischem Kapital will Oda aus Norwegen in Deutschland sogar Aldi zuvorkommen.
Oda-Fahrzeug in Berlin
Der Lieferdienst will in Deutschland so viel Umsatz machen wie bisher in Norwegen und Finnland zusammen.
Berlin Die Zahl der Onlinelieferdienste für Lebensmittel steigt weiter: Im neuen Jahr will auch Norwegens Online-Supermarkt Oda in Deutschland starten. Hierzulande trifft Oda auf Anbieter wie Rewe, Amazon, Bringmeister und Knuspr, aber auch Start-ups wie Flink, Gorillas und Getir.
Für die Internationalisierung erhält das Unternehmen nun umgerechnet 145 Millionen Euro von Bestandsinvestoren wie Prosus und Kinnevik sowie von neuen Geldgebern. Zunächst starten die Norweger in Berlin. Dafür wurde eigens südlich der deutschen Hauptstadt ein 15.400 Quadratmeter großes Logistikzentrum gebaut.
„Im internationalen Vergleich ist der deutsche Lebensmittelmarkt noch vergleichsweise wenig digitalisiert“, begründet Oda-Deutschlandchef Malte Nousch den Einstieg im Gespräch mit dem Handelsblatt und macht eine „Riesenchance“ aus. Der Online-Anteil des Umsatzes im Lebensmittelhandel liege noch im einstelligen Prozentbereich und sei damit deutlich geringer als in Großbritannien oder Frankreich.
Das Angebot von Oda fällt mit 9000 Produkten relativ üppig aus. Dennoch will das Start-up bei den Lieferzeiten besonders flexibel sein.
„Oda zielt auf ein recht interessantes, bisher mehrheitlich unbearbeitetes Segment“, sagt E-Commerce-Experte Matthias Schuh. Bislang gebe es nämlich keinen Discounter unter den Lieferdiensten. Der norwegische Neuling fordere die stationären Supermärkte im Niedrigpreissegment heraus und sei so für das traditionelle Geschäft ein größerer Konkurrent als für andere Lieferdienste, ist der Dozent für E-Commerce und Handel an der Hochschule Luzern überzeugt.
Oda kommt mit der Expansion auch Aldi zuvor. Unternehmenskreisen zufolge will der deutsche Discountriese im ersten Halbjahr 2023 einen eigenen Lieferdienst starten.
Die Norweger sehen sich selbst in Deutschland allerdings nicht als Discounter-Anbieter. „Oda wird in Deutschland eine große Auswahl an Produkten im Preiseinstiegssegment anbieten, die Preise werden sich aber größtenteils am Supermarkt-Niveau orientieren“, teilte das Unternehmen mit. Stationäre Supermärkte wie auch Lebensmittel-Lieferdienste sollten Oda als ernstzunehmende Konkurrenz ansehen.
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Schon im Januar will Oda in den Testbetrieb übergehen und dann innerhalb des ersten Quartals das gesamte Berliner Stadtgebiet bedienen. „Berlin könnte für Oda so bedeutend werden, wie es Norwegen heute ist“, gibt sich Nousch zuversichtlich.
In Deutschland peilt der Lieferdienst einen Jahresumsatz von 250 Millionen Euro an. So viel hatte Oda im gesamten vergangenen Jahr erwirtschaftet – als das Start-up nur in Norwegen und Finnland aktiv war. Operativ landete das Unternehmen – das 2013 von zehn Freunden gegründet wurde – schon im vergangenen Jahr knapp in den schwarzen Zahlen.
Auch im hart umkämpften deutschen Markt wollen die Norweger Gewinne schreiben. „Wir wollen, insbesondere im aktuellen Marktumfeld, schnell profitabel werden“, sagt Nousch.
Oda-Deutschlandchef Malte Nousch
Die Norweger wollen in Berlin schnell Gewinn schreiben.
Dabei profitiere man vom hohem Automatisierungsgrad im Warenlager, der für niedrige Fixkosten sorge, verrät Oda-Deutschlandchef Nousch. Unter anderem nutzt das Start-up selbst entwickelte Algorithmen, um Produkte optimal zu verteilen.
Der Markt der Lebensmittellieferdienste in Deutschland ist inzwischen zweigeteilt. Zum einen werben Onlinesupermärkte wie Bringmeister und Knuspr um Kunden, die sich die Waren zu festgelegten Lieferzeiten nach Hause bringen lassen wollen. Zum anderen gibt es Start-ups wie Flink, Gorillas und Getir, die innerhalb kürzester Zeit ein deutlich kleineres Produktsortiment per Fahrradkurier zustellen.
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