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14.10.2022

19:39

Premiumanspruch

Neue Jets, neue Sitze, besseres Catering – Lufthansa-Chef verspricht Qualitätsoffensive

Von: Jens Koenen

PremiumCarsten Spohr nutzt die Vorstellung des ersten Dreamliners für seine Flotte, um zu erklären, wie die Airline wieder bei den Kunden punkten will. Er nimmt dafür Milliarden in die Hand.

4,5 Milliarden Euro will der Airline-Konzern investieren, um seinen Premiumanspruch zu verteidigen. dpa

Lufthansa-Chef Carsten Spohr (rechts) und Jens Ritter, CEO von Lufthansa Airlines

4,5 Milliarden Euro will der Airline-Konzern investieren, um seinen Premiumanspruch zu verteidigen.

Frankfurt Carsten Spohr weiß: „Man fliegt gerne mit einem Winner.“ Also will der Lufthansa-Chef seine Airline zu einem solchen Gewinner machen. Dass dabei viel Arbeit auf die gesamte Lufthansa-Truppe wartet, ist dem Manager bewusst. „Sie wissen, was im Sommer los war. Ich musste mich bei den Kunden entschuldigen“, sagte Spohr am Freitag in Frankfurt.

Tausende Flüge mussten die Airlines der Lufthansa-Gruppe zu Beginn der Sommersaison streichen. Man hatte zu aggressiv geplant, der Flugplan passte nicht mit dem verfügbaren Personal zusammen – weder bei Lufthansa noch bei Partnern wie den Flughäfen oder den Bodendienstleistern.

Doch an diesem Freitag will Spohr nach vorn schauen. Es ist eine Kulisse, wie sie der Manager und Pilot liebt. Links neben der Rednerbühne in der imposanten A380-Wartungshalle am Frankfurter Flughafen steht der jüngste Neuzugang der Lufthansa-Flotte. Es ist die erste von insgesamt 32 Boeing 787-9. Beiname: Dreamliner.

„Das Flugzeug, das hier steht, ist Symbol für alle Prioritäten, die wir uns gesetzt haben“, sagt Spohr. Und zählt auf: ein besseres Kundenerlebnis, Perspektiven für die Mitarbeiter und die Rückkehr in die Profitabilität.

Profitabel war der Konzern im zweiten Quartal wieder, erstmals seit Beginn der Pandemie. 340 Millionen Euro Betriebsergebnis vor Zinsen und Steuern stand in den Büchern. In Kürze wird Spohr die Zahlen des dritten Quartals berichten. „So viel sei schon mal verraten: Es gibt keinen Grund für Trübsal.“

2023 sollen noch neue komfortablere Sitze eingebaut werde. dpa

Blick durch die Economy Class des neuen Dreamliners

2023 sollen noch neue komfortablere Sitze eingebaut werde.

Im Sommer habe das Unternehmen rund eine Milliarde Euro verdient. An den Perspektiven für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werkelt das Konzernmanagement derzeit mit den Gewerkschaften. Nun sind die Kunden an der Reihe.

Viele Milliarden Euro für mehr Komfort

Mit einer großen Qualitätsoffensive wollen Spohr und sein Team den zuletzt arg gebeutelten und häufig genervten Kunden zeigen, dass Lufthansa wieder Spitze sein kann. „Wir wollen neue Maßstäbe setzen für Premium“, verspricht der oberste Lufthanseat.

Viele Milliarden Euro will das Unternehmen bis zum Ende des Jahrzehnts in sein Angebot investieren. Rund zwei Milliarden Euro fließen pro Jahr in neue Flugzeuge, 100 sollen die Flotte ergänzen. Die restlichen 2,5 Milliarden Euro werden bis 2025 für neue Services und die Angebote am Boden wie etwa Lounges investiert.

Lufthansa hat sich ein Mammutprogramm vorgenommen, es herrscht großer Nachholbedarf. 31.000 Flugzeugsitze müssen getauscht, Lounges modernisiert werden. Gleichzeitig will das Management die digitalen Angebote kräftig ausbauen, um den Kunden entlang der gesamten Reisekette zu begleiten. Wird künftig ein Flug abgesagt, soll der Fluggast schnell alternative Angebote auf sein Mobilgerät erhalten und umbuchen können. Gerade Vielflieger werden das gerne hören.

Besonders von der neuen Kabine verspricht sich das Management viel, sie soll neue Maßstäbe setzen. Die im jüngsten Dreamliner verbauten sind nur eine Zwischenlösung. Der Jet war eigentlich für die chinesische Hainan Airlines bestimmt, die wollte das Flugzeug nicht mehr. Also schlug Lufthansa zu, beließ die Einrichtung weitgehend und passte nur das Innendesign an. Der Jet soll möglichst schnell in Dienst gehen.

Die eigenen neuen Sitze sollen ab dem kommenden Jahr in die Jets eingebaut werden. Dann können sich die Kunden nicht nur auf einen noch etwas komfortableren Premium-Economy-Sitz freuen. Vor allem mit der neuen Business- und First-Class hoffen Spohr und seine Kolleginnen und Kollegen punkten zu können.

Viel Privatsphäre für die First-Class-Kunden

Wer künftig Business bucht, soll einen Sitz mit direktem Zugang zum Gang erhalten, ohne übersteigen zu müssen. Es gibt verschiedene Konfigurationen, je nachdem, ob sich der Fluggast eher entspannen oder doch arbeiten will. In der ersten Reihe findet sich sogar eine eigene Business-Suite, mit höheren Wänden und einer Schiebetür.

Viel Privatsphäre gibt es auch für die First-Class-Kunden. Sie haben einen eigenen, in sich abgeschlossenen Raum mit eigener Garderobe und anderen Features. Mehr Komfort, mehr Premium könne man in einem kommerziellen Flugzeug kaum bieten, gibt sich der Lufthansa-Chef selbstbewusst.

Spohr, 55 Jahre alt und Vater zweier Töchter, ist sich sicher, dass die Qualitätsoffensive genau zur richtigen Zeit kommt. Zwar könnten der Ukrainekrieg und die anderen Krisen dazu beitragen, dass sich die Erholung etwas abschwäche, aber der internationale Luftverkehr werde seinen Kurs raus aus der Krise fortsetzen: „Japan hat gerade wieder geöffnet. Wir gehen davon aus, dass China nach dem Parteikongress wieder teilweise öffnet. Die Geschäftsreisenden kommen zurück.“

Der Konzern werde im laufenden Jahr wieder einen operativen Gewinn machen, schaut Spohr zuversichtlich nach vorn.

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