Die Frachtraten sind zuletzt dramatisch eingebrochen. Darum nimmt die Containerreederei Hapag-Lloyd nach Milliardengewinnen nun wieder die Kosten in den Blick.
Hapag Lloyd
Im vergangenen Jahr hatte die Containerreederei den Gewinn dank stark gestiegener Frachtpreise fast verdoppelt.
Bild: dpa
Düsseldorf Wegen erheblich gesunkener Frachtpreise für Containertransporte und steigender Gesamtkosten rechnet Deutschlands größte Containerreederei Hapag-Lloyd mit einem Gewinnrückgang um rund 80 Prozent. Für das laufende Geschäftsjahr werde das Ergebnis vor Steuern und Zinsen (Ebit) voraussichtlich auf zwei bis vier Milliarden Euro zurückgehen, sagte Vorstandschef Rolf Habben Jansen am Donnerstag.
Gleichzeitig kündigte er Sparmaßnahmen bei der weltweit fünftgrößten Containerreederei an. „Wir werden Kosten herausnehmen, wo es nötig und möglich ist“, erklärte er. Einzelheiten dazu nannte er nicht.
Weltweit sind die Spotraten seit Sommer im Durchschnitt von über 4000 auf aktuell 975 Dollar pro Standardcontainer (TEU) gefallen, wie dem Shanghai Containerized Freight Index (SCFI) zu entnehmen ist. Weil Hapag-Lloyd rund die Hälfte seiner Stahlboxen aufgrund langfristiger Kontrakte befördert, sanken dort die durchschnittlichen Frachtraten zwar langsamer. Bei Neuverhandlungen in diesem Jahr aber dürfte der Preisverfall auch hier durchschlagen.
Erschwerend kommt für Hapag-Lloyd hinzu, dass die Transportkosten pro Container im Laufe des vergangenen Jahres um 18 Prozent gestiegen sind – knapp zur Hälfte bedingt durch den Anstieg der Preise für Schiffsdiesel. Die durchschnittlichen Zusatzkosten beziffert die Reederei mit über 200 Euro.
Im abgelaufenen Geschäftsjahr hatte Hapag-Lloyd das Rekordergebnis des Vorjahrs noch einmal übertroffen und einen Nettogewinn von 17 Milliarden Euro erwirtschaftet. Damit rückte das lange Jahre verlustreiche Seefahrtunternehmen auf Augenhöhe mit den Dax-Spitzenverdienern Mercedes, VW und BMW. Selbst das nun angepeilte Ebit von zwei bis vier Milliarden Euro wäre für den Hamburger Konzern das drittbeste Ergebnis seiner 175-jährigen Firmengeschichte. Vom Gewinn musste Hapag wegen der günstigen Tonnagesteuer gerade einmal 1,2 Prozent ans Finanzamt abführen.
Die Ergebnisse des zurückliegenden Jahres, das geprägt war durch Lieferengpässe und entsprechend hohe Frachtpreise, sind schwindelerregend. So fiel der Gewinn höher aus als der Gesamtwert des investierten Kapitals, was zu einem Return on Invested Capital (ROIC) von 112 Prozent führte. Mit dem Cashflow aus dem laufenden Geschäft von 19,5 Milliarden Euro hätte Hapag-Lloyd sein komplettes für den Betrieb benötigtes Vermögen ein zweites Mal kaufen können.
Zunächst profitieren davon erst einmal die Aktionäre. 63 Euro Dividende je Anteilsschein sollen laut Habben Jansen ausgezahlt werden, fast doppelt so viel wie im vergangenen Jahr und mithin elf Milliarden Euro in der Gesamtsumme.
Allein Großaktionär Klaus-Michael Kühne, der 30 Prozent an der Reederei hält, bekommt davon 3,3 Milliarden Euro, ebenso wie die chilenische Familie Luksic, die 2014 ihre Reederei CSAV bei Hapag-Lloyd einbrachte und im Gegenzug ein Aktienpaket erhielt. Auch die Stadt Hamburg, die indirekt 13,9 Prozent der Anteilsscheine besitzt, darf sich über eine Ausschüttung von mehr als 1,5 Milliarden Euro freuen.
Die Aussichten für die Hapag-Lloyd-Aktie, die am Dienstagmittag mit 280 Euro gut 0,6 Prozent im Minus stand, hat die Ankündigung des deutlichen Gewinnrückgangs allerdings eingetrübt. Die jüngsten Analystenschätzungen sehen das Kursziel im Durchschnitt lediglich noch bei 150 Euro.
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