Der Baumarktbetreiber will einer Enteignung durch die russischen Behörden zuvorkommen. Die Marke Obi soll damit komplett aus Russland verschwinden.
Russische Obi-Filiale
Die Baumarktkette hat sämtliche Aktivitäten in Russland eingestellt.
Bild: imago/fotoimedia
Düsseldorf Die Baumarktkette Obi leitet die entscheidenden Schritte zum angekündigten Rückzug aus dem russischen Markt ein. Wie das Unternehmen dem Handelsblatt bestätigt, verschenkt es dabei seine Märkte inklusive aller Einrichtungsgegenstände an einen Investor, um den Rückzug zu beschleunigen.
„Alle Märkte waren bereits am 17. März 2022 geschlossen, und gestern wurden alle juristischen Einheiten ohne Kaufpreiszahlung an einen Investor übertragen“, teilte das Unternehmen auf Nachfrage mit. Das geschehe vorbehaltlich der Zustimmung der zuständigen Behörden und unter der Bedingung, dass die Marke Obi in Russland zukünftig nicht mehr verwendet wird. „Damit ist die Obi-Gruppe nach der Transaktion weder direkt noch indirekt in Russland tätig“, hieß es vom Unternehmen.
Das Unternehmen kommt damit einer möglichen Enteignung durch die russischen Behörden zuvor. Christian Haub, Chef des Obi-Eigentümers Tengelmann, hatte in einem Interview mit dem „Manager Magazin“ gesagt, dass er mit einer Enteignung rechne. Zur Begründung des Rückzugs hatte der Inhaber des Familienunternehmens gesagt: „Ich konnte mir einfach aus moralischen Gründen nicht vorstellen, weiterhin Geschäfte in Russland zu betreiben und damit indirekt das dortige Regime finanziell zu unterstützen.“
Berichten zufolge hatte das russische Management der Obi-Landesgesellschaft nach der Schließung der Märkte eigenmächtig versucht, die Läden wieder zu öffnen. Dies soll Obi verhindert haben, indem es die Kassen von den Servern trennte und damit die Nutzung der Software unterbunden habe. Auch wegen solcher Erfahrungen dürfte es Obi wichtig sein, die Märkte an einen Investor zu übertragen, der zusichert, die Marke in Russland nicht weiter zu nutzen.
Obi ist der deutsche Marktführer der Baumarktbranche und macht einen Gesamtumsatz in Europa von 8,7 Milliarden Euro. Knapp fünf Prozent davon hat das Unternehmen zuletzt in Russland gemacht. Vor der Schließung betrieb Obi in dem Land 27 Baumärkte. Insgesamt hat Obi 640 Märkte in zehn europäischen Ländern.
Russland war für Obi lange ein wichtiger Wachstumsmarkt. Noch im Dezember hatte das Unternehmen in einem Pilotprojekt die Schnelllieferung von Waren aus der Filiale in Moskau getestet. Dabei hatte Obi mit Sbermarket zusammengearbeitet – einer Tochter der Sberbank, die jetzt auf der Sanktionsliste steht.
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