Bruch stellt klar, dass er großes Vertrauen in das Kartellamt habe, „dass es dies erkennt und entsprechend handelt“. Er gibt aber auch zu bedenken: „Bei der Ministererlaubnis für die Kaiser’s-Tengelmann-Übernahme hat man gesehen, dass es auch wichtig ist, dass die Politik dafür sensibilisiert ist.“
Einen Verkauf von Real als Ganzes an SCP hat das Bundeskartellamt bereits abgesegnet. Dies war unkritisch, weil SCP bisher nicht als Händler tätig ist. Aber jeder Weiterverkauf eines Standortes an einen Konkurrenten muss erneut genehmigt werden. Das Kartellamt hatte bereits angekündigt, dass es dies sehr intensiv prüfen will.
Metro hatte im September 2018 beschlossen, Real abzustoßen. Seit Jahren schreibt die Tochter rote Zahlen. Nach langwierigen Verhandlungen hatte sie sich im Februar dieses Jahres mit SCP über einen Verkauf geeinigt. Nun laufen die Gespräche über den endgültigen Vertrag, das sogenannte Closing. Kompliziert sind die Verhandlungen auch deshalb, weil das Paket 80 Immobilien beinhaltet.
Deshalb haben beispielsweise betroffene Kommunen zwei Monate Zeit, um zu prüfen, ob sie ein Vorkaufsrecht haben und dies geltend machen wollen. Zeitraubend seien aber auch technische Details der Immobilienübertragung, heißt es.
Ursprünglich war gar nicht geplant, bereits in dieser Phase der Verhandlungen die Verträge über den Weiterverkauf von Standorten abzuschließen. Doch Kaufland und Edeka sollen so komplette Angebote vorgelegt haben, dass SCP diese Chance ergreifen wollte. Aus Verhandlungskreisen war zu hören, dass sie bereit waren, hohe strategische Preise zu zahlen, um attraktive Standorte zu bekommen.
Möglicherweise war das ein Grund, warum die beiden Marktführer zunächst dem Bieter Globus vorgezogen wurden. Globus-Chef Bruch betont aber: „Wir haben eine mögliche Übernahme von Real-Standorten in Abstimmung mit unseren Banken genau durchgerechnet und sind uns sicher, dass wir das finanziell stemmen können. Daran haben auch die Veränderungen durch die Coronakrise nichts geändert.“ Er ergänzt aber auch: „Wir sind ein solides mittelständisches Unternehmen, das stets darauf achtet, dass es sich finanziell nicht übernimmt.“
Doch die frühe Verkündung des Weiterverkaufs an Kaufland und Edeka hatte offenbar auch noch einen weiteren Grund. „Das war ein gezieltes Signal an Banken und Aktionäre, dass der Prozess trotz der Coronakrise erfolgreich weiterläuft“, heißt es in Unternehmenskreisen. Es soll in den Vorverträgen zwischen Metro und SCP jedoch keine Klausel geben, die einen Rücktritt wegen höherer Gewalt möglich macht.
Die lange Verhandlungszeit, bei der Metro mit verschiedenen Bietern gesprochen hatte, hatte dem ohnehin schon schwer angeschlagenen Unternehmen Real massiv geschadet. Eigentlich sollten die Verhandlungen schon vor mehr als einem Jahr abgeschlossen werden. Wegen der Ungewissheit über die Zukunft von Real waren viele Lieferanten in den Jahresgesprächen nicht mehr bereit, die bisherigen Einkaufskonditionen zu bieten. Unternehmenskreisen zufolge soll dies das Unternehmen bereits einen zweistelligen Millionenbetrag gekostet haben.
Ironie der Geschichte: Ausgerechnet die Coronakrise soll Real im ersten Quartal dieses Jahres ein Geschäft „wie fast noch nie“ beschert haben, wie Insider bestätigen. „Gute Vorbereitung und Glück“ hätten dazu beigetragen, heißt es. Jahrelang hatte Metro Real finanziell durchgeschleppt. Nun kann die Tochter zumindest in den letzten Monaten ein bisschen zurückzahlen – bevor sie dann endgültig zerschlagen wird.
Auf tippen, dann auf „Zum Home-Bildschirm“ hinzufügen.
Auf tippen, dann „Zum Startbildschirm“ hinzufügen.
×