Die Finanzhilfe ist wohl weitgehend aufgebraucht, das Ostergeschäft fällt aus. Darum führt Condor nun Gespräche mit der Politik und Investoren.
Condor-Jet am Flughafen Berlin
Die Ferienfluggesellschaft braucht noch einmal frisches Geld, um durch die Coronakrise zu kommen.
Bild: dpa
Frankfurt Die Ferienfluggesellschaft Condor braucht wohl weitere finanzielle Hilfen. Nach Informationen aus Branchenkreisen befindet sich die Fluggesellschaft in Gesprächen über die Möglichkeiten einer weiteren Finanzierung – mit der Bundesregierung und interessierten Investoren.
„Wir können bestätigen, dass wir uns derzeit mit den Möglichkeiten zu einer finanziellen Unterstützung für Condor auseinandersetzen und dazu konstruktive Sondierungsgespräche führen“, erklärte eine Sprecherin der Airline auf Anfrage. Weitere Details wollte sie nicht nennen. Nach Informationen des Handelsblatts geht es um eine Summe von rund 150 Millionen Euro.
In Regierungskreisen hieß es, die Fluggesellschaften müssten ihre Flugprognosen anpassen, weil der zweite Lockdown länger anhielt als noch im Oktober prognostiziert. „Anhand dessen muss auch die Liquiditätssituation jeweils bewertet werden.“ Die Bundesregierung werde dies „in den nächsten Wochen in Ruhe anschauen“. Für Zwischenstände sei es zu früh.
Condor ist seit der Insolvenz der ehemaligen Muttergesellschaft Thomas Cook im Jahr 2019 in einer schwierigen Lage. Große Teile der Liquidität der Fluggesellschaften lagen damals bei Thomas Cook. Die Airline musste in ein Schutzschirmverfahren gehen, vergleichbar mit dem Chapter-11-Verfahren in den USA. Um das Überleben zu sichern, gaben Bund und das Land Hessen einen ersten Überbrückungskredit.
Ende 2019 fand sich dann mit der polnischen PGL, der Mutter der Airline LOT, ein Käufer. Dann kam Corona, PGL sprang ab, und Condor benötigte erneut Hilfe. Schon damals erhielt die Fluggesellschaft nochmals Finanzhilfen mit einem Volumen von 550 Millionen Euro.
Einen Teil des Geldes nutzte das Management allerdings, um den ersten Überbrückungskredit zu tilgen. Das verbleibende Geld – 250 Millionen Euro als reine Corona-Hilfen – ist nun wohl aufgebraucht. Die Kosten laufen weiter, auch das Schutzschirmverfahren war teuer – angeblich gut 40 Millionen Euro. Aus dem operativen Geschäft kamen wegen der anhaltenden Coronakrise wiederum keine ausreichenden Erlöse.
Die Folge lässt sich im Jahresabschluss zum Geschäftsjahr 2018/2019 (bis zum 30.09.) nachlesen, der kürzlich im Bundesanzeiger publiziert wurde. Im Prognosebericht heißt es: „Das Ergebnis vor Steuern für den Zeitraum 1. Oktober 2019 bis 30. September 2020 liegt damit vorläufig bei minus 225 Millionen Euro.“
Zwar haben Condor-Chef Ralf Teckentrup und sein Team auch dank des Schutzschirmverfahrens die Kosten deutlich reduzieren können. Es erlaubt zum Beispiel, sämtliche Verträge kurzfristig zu kündigen und neu zu verhandeln. Das gilt etwa für Mietverträge, aber auch für Tarifverträge.
Unter anderem schrumpfte die Zahl der Mitarbeiter um etwa 700 auf 4200. Das Unternehmen zog außerdem in eine deutlich günstigere Zentrale um. Darüber hinaus suchte das Management nach neuen Erlösquellen etwa in der Fracht. So fliegt die Airline zum Beispiel für DHL.
Doch alles das reicht wohl nicht, um die Krise zu überstehen. Denn Condor hat kaum Reserven. Und nachdem nun auch noch das wichtige Ostergeschäft weitgehend ausfällt, ist klar, dass die Erholung der Nachfrage länger als gedacht auf sich warten lassen wird.
„Durch die Verzögerung der Bevölkerungsimpfung und den verlängerten Lockdown wird sich auch die Wiederbelebung der Nachfrage nach Urlaubsflügen in den Sommer verschieben und damit langsamer entwickeln als im April 2020 angenommen“, heißt es bei Condor.
Wie schnell nun eine Lösung gefunden werden kann, ist offen. Condor genießt einen guten Namen im Markt für Ferienflüge, viele Reiseveranstalter arbeiten mit dem Unternehmen zusammen. Doch die Airline ist mit rund 50 Flugzeugen klein. Um ihre Langstreckenjets zu füllen, braucht Condor andere Fluggesellschaften wie Lufthansa.
Doch die größte europäische Fluggesellschaft will selbst stärker im Geschäft mit Touristen Fuß fassen. Sie hat deshalb einen langjährigen Vertrag mit Condor gekündigt, der es der kleinen Ferienfluggesellschaft ermöglicht, feste Kontingente an Zubringerflügen zu einem vorab vereinbarten Paketpreis abzukaufen.
Lufthansa-Chef Carsten Spohr hatte am Donnerstag bei der Vorstellung der Bilanz das Vorgehen verteidigt. Condor könne weiterhin Zubringerflüge bei Lufthansa für die eigenen Langstreckenverbindungen erwerben. Doch es könne nicht sein, dass man in so einer Krise einen Wettbewerber subventioniere.
Condor dagegen argumentiert mit dem Monopol von Lufthansa im Heimatmarkt Deutschland, der ein vorgelagerter Markt für das Langstreckengeschäft sei. Und wirft Lufthansa vor, diese Marktmacht auszunutzen.
Deshalb hat das Airline-Management das Bundeskartellamt eingeschaltet, das aber noch nicht entschieden hat. Auch hat Condor eine Klage gegen die EU eingereicht, um die Wettbewerbsauflagen, die die EU der Lufthansa für die Staatshilfe in Höhe von neun Milliarden Euro auferlegt hat, noch mal überprüfen zu lassen.
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