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23.08.2022

15:41

Heizkosten sparen

Gasheizung oder doch Wärmepumpe: Was lohnt sich mehr?

Von: Lilian Fiala

Gas wird immer teurer und Russland als Lieferant unzuverlässig. Eine Wärmepumpe kann besser fürs Klima sein – aber wie schneidet sie im Preisvergleich ab?

Eine Wärmepumpe  steht vor einem neuen Wohnhaus. Wie hoch sind die Kosten im Vergleich zum Erdgas? Imago

Wärmepumpe oder Erdgas: Was ist teurer?

Eine Wärmepumpe vor einem neuen Wohnhaus: Wie schneidet sie im Vergleich zum Erdgas ab?

Düsseldorf Es wird eng mit der Energieversorgung – und das spiegelt sich in den Preisen wider. Am Montag verkündete das Bundeswirtschaftsministerium die Höhe der Gas-Umlage: Bis zu 2,419 Cent pro Kilowattstunde mehr kommen ab dem 1. Oktober auf Haushaltskunden und Unternehmen zu – je nachdem, wie viel an den Verbraucher weitergegeben wird. Wie sich die Preise langfristig entwickeln, lässt sich kaum vorhersagen. Aber auch unabhängig von der Wirtschaftlichkeit ist es an der Zeit, sich nach Alternativen umzuschauen. Denn auch nach Umweltkriterien schneidet Gas schlecht ab. Eigentümer haben hier mehr Wahlfreiheit als Mieter.

Während letztere vor allem durch einen Vertragswechsel oder mobile Endgeräte Alternativen schaffen können, bleibt Eigentümern nur die Möglichkeit, größere Maßnahmen zu ergreifen. In der Diskussion rund um nachhaltige und günstige Alternativen wird die Wärmepumpe immer populärer. Doch inwiefern senkt sie die Heizkosten wirklich?

Was kann die Wärmepumpe?

„Welche Technologien und Maßnahmen am besten geeignet sind, um schnell CO2-Emissionen zu senken und gleichzeitig die Kosten nicht aus dem Ruder laufen zu lassen, ist von Gebäude zu Gebäude unterschiedlich“, sagt Anke Tuschek, Mitglied der Hauptgeschäftsführung des Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW). Das hänge vom Alter und Sanierungsstand des Hauses ab, wie auch von der Netzinfrastruktur und den regionalen Gegebenheiten. „Es gilt daher, immer das ,Gesamtsystem Haus‘ im Blick zu behalten“, sagt die Expertin.

Wärmepumpen eignen sich vor allem für Häuser mit hoher Gebäudeeffizienz, also geringen Wärmebedarfen. Für den effizienten Einsatz von Wärmepumpen sind Gebäudesanierungen daher zentral. „Bei höheren Heizlasten können sie als Hybridsystem mit ergänzendem Gaskessel zum Einsatz kommen. Für ältere Gebäude sind Wärmepumpen, wenn der Heizungswechsel nicht mit einer energetischen Sanierung einhergeht, meist weniger geeignet“, erklärt Tuschek. Hier sollte eine leitungsgebundene Wärmeversorgung, wie Fernwärme oder Gas, genutzt werden.

Eine Wärmepumpe einzubauen, bringt selbstverständlich Kosten mit sich. Bei Wasser-Wasser-Wärmepumpen liegen diese bei 15.000 bis 22.000 Euro, bei Luftwärmepumpen zwischen 10.000 bis maximal 18.000 Euro. Der Staat fördert nachhaltige Heizsysteme wie die Wärmepumpe und übernimmt bis zu 35 Prozent der Investitionskosten. Wird dabei eine alte Ölheizung entfernt, kommen weitere 10 Prozent Förderung obendrauf.

Die Vorteile von Erdgas

Doch auch Gasheizungen haben eine grüne Perspektive. „Ab 2025 gibt es neue Brennwertthermen, die zu 100 Prozent wasserstofffähig sind“, sagt Frederic Leers, Leiter der Kommunikation beim Bundesverband der Deutschen Heizungsindustrie (BDH).

Eine bestehende Gastherme zu modernisieren oder zu ersetzen, ist einfacher und mit geringeren Kosten verbunden als ein Technologiewechsel auf beispielsweise eine Wärmepumpe. „Beim Austausch einer alten gegen eine neue Gasheizung beispielsweise in Kombination mit einer solarthermischen Anlage ist eine Energieeinsparung von bis zu 30 Prozent möglich“, sagt Leers. Insgesamt muss jede Immobilie individuell betrachtet werden: Welche Infrastruktur mit Blick auf leitungsgebundene Energieträger ist gegeben, welche energetische Qualität hat das Gebäude, und wie steht es um das Budget des Eigentümers?

Wer bereit ist, den Energiehaushalt des Wohneigentums zu optimieren, sollte sich nicht nur von den Investitionskosten leiten lassen. „Wenn man modernisieren will, sollte man mittel- bis langfristig planen“, betont Leers. Energieträger wie Erdgas und Heizöl werden künftig teurer – nicht nur durch aktuelle Entwicklungen, sondern auch durch die CO2-Steuer.

Wärmepumpe oder Gasheizung: Der Heizkostenvergleich

Weil sich das Preisumfeld ständig ändert, ist es nur bedingt möglich, einen seriösen Heizkostenvergleich anzustellen. Portale wie Verivox gehen davon aus, dass der Strompreis wohl langfristig unter dem Gaspreis liegen wird. Die Experten des Vergleichsportals rechnen den Verbrauch eines Einfamilienhauses pro Jahr vor: Mit einer Erdgasheizung (20.000 kWh) liegt dieser bei rund 2.596 Euro, mit einer energieeffizienten Wärmepumpe (5.000 kWh) bei 1.573 Euro. Bei weniger effizienten Wärmepumpen (7.500 kWh) rechnen die Experten mit Heizkosten in Höhe von 2.310 Euro pro Jahr.

Grundsätzlich gilt: Eine seriöse Vergleichsrechnung für den eigenen Haushalt ist nur mithilfe von Experten möglich. Denn abgesehen von der unvorhersehbaren Preisentwicklung am Strom- und Gasmarkt sind der energetische Zustand des Hauses und der individuelle Verbrauch entscheidend. Letztlich ist jede Umrüstung eine Investition – ob auf eine moderne Gastherme oder eine Wärmepumpe.

In den meisten Auswertungen hat die Wärmepumpe beim Heizkostenvergleich die Nase vorn. Sie ist aber auch deutlich teurer in der Anschaffung. „Die Wärmeversorgung der Zukunft wird viele Bausteine benötigen: Elektrifizierung und Einsparung ebenso wie eine grüne Fern- und Nahwärmeversorgung sowie den Einsatz klimaneutraler Gase“, sagt BDEW-Expertin Tuschek.

Erstpublikation: 18.08.2022, 15:32 Uhr

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