Die Energiewende in Gebäuden lässt vorerst auf sich warten. Die Mehrheit der Deutschen entscheidet sich beim Einbau einer neuen Heizung für Gas.
Düsseldorf Die Zahl der neu installierten Gasheizungen in Deutschland ist so hoch wie zuletzt vor 25 Jahren: Im vergangenen Jahr sind 653.000 Gasheizungen in deutschen Haushalten hinzugekommen. Das geht aus Zahlen hervor, die der Bundesverband der Deutschen Heizungsindustrie (BDH) am Mittwoch veröffentlichte.
Den BDH-Daten zufolge war die Gesamtzahl neuer Heizungen 2021 besonders hoch; das treibt auch die Zahl der Gasheizungen in die Höhe. Auch wenn ihr Anteil leicht gesunken ist, bleibt er auf einem hohen Niveau: Von 100 Deutschen, die sich eine neue Heizung zulegten, entschieden sich im vergangenen Jahr etwa 70 für eine Gasheizung.
Die Zahlen trotzen der aktuellen Lage an den Energiemärkten, an denen zuletzt die Gaspreise zeitweise extrem gestiegen sind. Im vergangenen Dezember kostete eine Megawattstunde (MWh) Gas auf dem europäischen Spotmarkt TTF zeitweise 180 Euro und damit etwa neun Mal so viel wie ein Jahr zuvor.
Zudem will die neue Bundesregierung die Energiewende auch im Gebäudesektor vorantreiben. Dazu gehört auch, die Heizungen auf erneuerbare Energien umzustellen. Konventionelle Brennstoffe wie Heizöl oder Erdgas sollen nach und nach verschwinden und CO2-sparenderen Alternativen weichen. Doch in der Masse der Bevölkerung haben sich diese Alternativen bislang nicht durchgesetzt.
Zwar holen andere Heizungstechniken auf. So gab es laut BDH insbesondere bei holzbasierten Heizsystemen einen großen Zuwachs. Die Zahl der neu installierten Pelletheizungen ist demnach um 51 Prozent auf 53.000 Stück gestiegen. Die Zahl neuer Wärmepumpen wuchs um 28 Prozent auf 154.000. Doch an den gesamten neu installierten Heizungen hielten die beiden Technologien lediglich einen Anteil von acht (Biomasse) beziehungsweise 17 Prozent (Wärmepumpen).
Auch im Bestand überwiegen die Gas- und Ölheizungen deutlich. Nach Zahlen des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) heizten 2021 drei Viertel der Deutschen mit diesen beiden Energieträgern.
Aus Sicht des Verbands „Zukunft Gas“ liegt in dieser Struktur auch eine Chance für die deutsche Wärmewende – wenn entsprechend vorbereitete Gasheizungen in Zukunft mit sauberem Wasserstoff betrieben werden. „Die Wasserstoffheizung kann als ein Baustein neben vielen anderen dazu dienen, Klimaneutralität im Gebäude herzustellen“, sagte Timm Kehler, Geschäftsführer von Zukunft Gas am Mittwoch. „Sonst erscheint die Wärmewende nicht umsetzbar.“
Doch bislang gibt es bei Weitem nicht genügend Wasserstoff, um im großen Stil Häuser damit zu heizen. Zudem kostet die Herstellung von grünem Wasserstoff viel Energie. Auch deshalb ist es fraglich, ob die Bundesregierung Wasserstoffheizungen ebenfalls als Teil der Lösung betrachtet.
Im Koalitionsvertrag hatte sie angekündigt: „Zum 1. Januar 2025 soll jede neu eingebaute Heizung auf der Basis von 65 Prozent erneuerbarer Energien betrieben werden.“ Welche Optionen diese neue Regelung beinhaltet, muss die Ampelkoalition noch präzisieren.
Auf tippen, dann auf „Zum Home-Bildschirm“ hinzufügen.
Auf tippen, dann „Zum Startbildschirm“ hinzufügen.
×