Der US-Autohersteller ist 2022 blendend damit gefahren, margenstarke – teure – Fahrzeuge zu verkaufen. Der Umsatz stieg um ein Viertel, die Aktie steigt mit. Doch Experten sehen Probleme aufziehen.
General Motors
Der durchschnittliche Verkaufspreis je Fahrzeug erreichte mit 51.000 Dollar eine Höchstmarke.
Bild: Reuters
New York Bei General Motors (GM) zahlt sich die Konzentration auf den Verkauf besonders lukrativer Fahrzeuge aus. Der bereinigte Betriebsgewinn kletterte im vierten Quartal 2022 um mehr als ein Drittel auf 3,8 Milliarden Dollar, wie der größte US-Autobauer am Dienstag mitteilte. Dank höherer Verkaufspreise bei gestiegenem Absatz gelang es dem Detroiter Konzern, höhere Logistik- und Rohstoffkosten wettzumachen.
Für das laufende Jahr stellte der Vorstand um Konzernchefin Mary Barra ein operatives Ergebnis in einer Spanne von 10,5 bis 12,5 Milliarden Dollar in Aussicht, mehr als Analysten angesichts des erwarteten Abschwungs erhofft hatten. Die Aktie gewann daraufhin bis zum Mittag (Ortszeit) deutlich, der Kurs stieg um rund sieben Prozent. GM liegt damit an der Wall Street seit Jahresbeginn rund 15 Prozent im Plus.
Im Gesamtjahr 2022 fuhr der US-Konzern einen operativen Rekordgewinn von 14,5 Milliarden Dollar ein, der allerdings nur geringfügig höher war als im Jahr davor. Der Umsatz kletterte um fast ein Viertel auf rund 157 Milliarden Dollar. Der durchschnittliche Verkaufspreis je Fahrzeug erreichte mit 51.000 Dollar eine Bestmarke, da sich General Motors wie zahlreiche andere Autobauer auf die Produktion von Fahrzeugen mit höheren Margen konzentriert.
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Der Konzern setzt außerdem stärker auf Elektromobilität. Vor der Bekanntgabe der Zahlen hatte der Autobauer angekündigt, er werde 650 Millionen Dollar in das Unternehmen Lithium Americas investieren. Gemeinsam wolle man eine Lithiummine erschließen, die als die größte bekannte Quelle des wichtigen Batterierohstoffs in den Vereinigten Staaten gilt.
GM erwartet, dass der eigene Umsatz mit E-Autos zur Mitte des Jahrzehnts 50 Milliarden Dollar erreichen wird, gut 20 Prozent des dann erwarteten Gesamtumsatzes. Die Vorsteuermargen dürften den Angaben zufolge im niedrigen bis mittleren einstelligen Bereich liegen. GM bekräftigte zudem Pläne zum Bau einer vierten Batteriefabrik in den USA. Genauere Angaben zum Zeitpunkt des Baus wurden jedoch nicht gemacht.
Die Analysten von Evercore ISI lobten vor allem das Ergebnis im vierten Quartal, das die Erwartungen übertroffen habe, sowie den optimistischen Ausblick für 2023 in einem „äußerst pessimistischen“ Marktumfeld. Zur Belastung könnte jedoch das Ausmaß der bevorstehenden Preisschlachten werden, mahnen die Analysten.
GM und der Lokalrivale Ford stehen aktuell unter Druck, weil Tesla die Preise der eigenen Elektroautos um bis zu 20 Prozent gesenkt hat. Ford zog zum Wochenanfang nach und kappte die Preise für sein SUV Mustang Mach-E um bis zu 5900 Dollar. Die Nummer zwei in den USA lockt die Kundschaft außerdem mit günstigen Finanzierungskonditionen.
Ford verabschiedet sich damit zumindest in Teilen vom bisherigen Fokus auf die Marge. In den vergangenen zwölf Monaten hatte Ford noch die Preise für den vollelektrischen Bestseller F-150 Lightning mehrfach erhöht. Der Konzern legt am Donnerstag seine Geschäftszahlen für 2022 vor.
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In China haben die Hersteller Xpeng und Seres ihre Preise ebenfalls gesenkt. Analysten erwarten einen Preiskrieg. Experten fühlen sich an die Zeiten vor mehr als zehn Jahren erinnert, als die amerikanischen Autokonzerne sich in einer ruinösen Rabattschlacht gegenseitig in die Krise trieben. GM und Chrysler mussten damals mithilfe des Staates vor dem Aus gerettet werden.
„Aus leidvoller Erfahrung wissen die Hersteller, dass eigentlich keiner bei sogenannten Rabattschlachten gewinnen kann, Autokäufer ausgenommen“, urteilt Christian Koenig. Der Autoexperte führt in Atlanta eine Beratung für E-Mobilität. „Mit seinen Preissenkungen hat Tesla aber die gesamte Branche unter Druck gesetzt. Nun müssen die anderen Produzenten entscheiden: Volumen oder Marge, Preisdisziplin oder mitbieten?“, so Koenig.
Zuletzt hatte Volkswagen-Chef Oliver Blume einem Preiskampf eine Absage erteilt. „Wir haben eine klare Preisstrategie und setzen auf Zuverlässigkeit. Wir vertrauen auf die Stärke unserer Produkte und Marken“, sagte er der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“. Neben VW erteilte auch Renault einer Preissenkung für seine Elektroautos eine Absage.
Mit Material von Reuters.
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