Der Autobauer strebt in seinem Kerngeschäft wieder eine Marge von bis zu zehn Prozent an. Analysten reagieren positiv überrascht – aus zwei Gründen.
BMW i7
Elektroautos sollen bei BMW künftig immer wichtiger werden.
Bild: IMAGO/TT
München Nach einem Rekordgewinn von 18,6 Milliarden Euro im Vorjahr stellt BMW seinen Aktionären für 2023 eine Umsatzrendite von acht bis zehn Prozent in Aussicht. Das entspricht einer leichten Erhöhung des angepeilten Margenkorridors im Vergleich zu den Vorjahren, in denen der Autobauer aus München stets nur einstellige Werte bei der Profitabilität in seinem Kerngeschäft erzielen konnte.
Die Anhebung des Renditeziels ist zwar genau genommen nur eine Rückkehr zur Normalität bei BMW. Der Konzern strebt seit jeher eine Marge von bis zu zehn Prozent mit seiner Autodivision an. Dennoch haben Analysten nicht mit diesem Schritt gerechnet.
„Das ist überraschend und leicht positiv zu bewerten“, erklärt Daniel Röska, Branchenexperte beim Vermögensverwalter Alliance Bernstein. Auch Jürgen Pieper, Autofachmann beim Bankhaus Metzler, spricht von einem „Schritt nach vorn“, auch wenn dieser nicht spektakulär groß ausfalle. Es sind zwei Gründe, die die Kapitalmarktexperten mit Blick auf BMW optimistisch stimmen.
Erstens ist es BMW als bisher einzigem ausländischem Fahrzeughersteller gelungen, die Mehrheit an seinem Produktions-Joint-Venture in China zu übernehmen. Die Bayern haben vor mehr als einem Jahr ihren Anteil an der Gemeinschaftsfirma mit Brilliance von 50 auf 75 Prozent aufgestockt. Seither wird das Chinageschäft in der BMW-Bilanz voll konsolidiert. Das erhöht zwar den Umsatz und Betriebsgewinn merklich, führt aber auch zu deutlich höheren Kosten.
Gerade beim Einkauf von Material und der Logistik gibt es infolge des Chipmangels und gestörter Lieferketten einen Mehraufwand. Dazu kommen höhere Preise für Energie und Rohstoffe sowie einmalige Abschreibungen. In Summe hat die Vollkonsolidierung des Chinageschäfts die Marge von BMW im Autogeschäft zuletzt um etwa zweieinhalb Prozentpunkte belastet.
Auch dieses Jahr rechnet der Konzern mit einer Belastung von 1,4 Milliarden Euro infolge der Konsolidierung. Dass BMW angesichts dessen dennoch eine zweistellige Umsatzrendite für 2023 anpeilt, wird am Kapitalmarkt honoriert, konstatiert Bernstein-Experte Röska. Der Aktienkurs von BMW legte am Mittwochmorgen zwischenzeitlich um mehr als ein Prozent zu.
Zweitens will BMW in diesem Jahr den Verkauf von reinen Elektroautos stark steigern. Im Vorjahr konnten die Bayern zwar 215.000 Batteriefahrzeuge ausliefern – doppelt so viele wie ein Jahr zuvor.
Das entspricht allerdings weniger als einem Zehntel des gesamten Absatzvolumens des Konzerns. In diesem Jahr soll der Anteil vollelektrischer Fahrzeuge auf 15 Prozent ansteigen.
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BMW strebt laut eigenem Bekunden insgesamt einen „steilen Wachstumspfad“ bei Elektroautos an. 2024 soll bereits jeder fünfte Neuwagen des Konzerns vollelektrisch fahren, 2025 jeder vierte und 2026 jeder dritte. Das Problem dabei: Die Deckungsbeiträge, die Fahrzeughersteller wie BMW mit Akku-Modellen erzielen, liegen noch weit unter jenen von Fabrikaten mit Verbrennungsmotoren.
Oder anders ausgedrückt: Je höher der Elektroanteil eines klassischen Autoherstellers ist, desto schlechter fällt derzeit tendenziell seine Umsatzrendite aus. Dass BMW trotz des steigenden Margendrucks seine Profitabilitätsziele leicht erhöht, finden Analysten beachtlich. „BMW hat bei der Elektromobilität aufgeholt, sich ambitionierte Ziele gesetzt und viele Konkurrenten überholt“, bekundet Metzler-Experte Pieper.
Im Vergleich zum ewigen Rivalen Mercedes-Benz, der dieses Jahr eine bereinigte Umsatzrendite von bis zu 14 Prozent im Autogeschäft angekündigt hat, bleiben die Bayern aber weiter konservativ bei der Gewinnspanne. Beide Konzerne wollen mit ihren besonders profitablen Limousinen und SUV im Luxussegment wachsen. BMW erwartet einen Absatzsprung im mittleren zweistelligen Prozentbereich in dem Segment dank Modellen wie dem 7er, dem X7 oder den Modellen der britischen Nobelsubmarke Rolls-Royce.
Über sein gesamtes Modellportfolio hinweg erwartet BMW allerdings nur ein leichtes Absatzplus in diesem Jahr. Das bedeutet bei BMW ein Plus zwischen einem und fünf Prozent gegenüber dem Vorjahreswert von 2,4 Millionen Fahrzeugen. Die Verkaufspreise von Neuwagen dürften stabil bleiben. Die Spitzenerträge bei Gebrauchtwagen scheinen dagegen zu enden, die Märkte dürften sich hier „normalisieren“, prognostiziert BMW.
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