Opel-Mutterkonzern Stellantis hat weniger Autos verkauft, war im abgelaufenen Geschäftsjahr aber hochprofitabel. Davon sollen nun auch die Aktionäre stärker profitieren.
Erfolgsmodell Stellantis
Der französisch-italienische Konzern konnte 2022 höhere Verkaufspreise durchsetzen.
Bild: Reuters
Paris Der Opel-Mutterkonzern Stellantis hat Umsatz und Gewinn im vergangenen Jahr deutlich steigern können. Der bereinigte Betriebsgewinn stieg um 26 Prozent auf 16,8 Milliarden Euro und der Umsatz um 18 Prozent auf 179,6 Milliarden Euro, wie das Unternehmen am Mittwoch mitteilte. Der im Januar 2021 aus der Fusion von Peugeot-Citroën (PSA) und Fiat-Chrysler (FCA) hervorgegangene Autobauer profitierte dabei vor allem von den höheren Verkaufspreisen für seine Fahrzeuge.
Der Absatz sank dagegen um zwei Prozent auf rund sechs Millionen Autos. In Europa gingen die Verkaufszahlen sogar um acht Prozent auf 2,6 Millionen Fahrzeuge zurück. Wegen der gestiegenen Preise für Neuwagen und wachsender Nachfrage nach teureren Elektroautos legte der Nettoumsatz aber auch hier um sieben Prozent auf 63,3 Milliarden Euro zu.
Noch stärker fiel das Umsatzplus in Nordamerika (23 Prozent) und den anderen Weltregionen (34 Prozent) aus. Zu dem Unternehmen mit Sitz in den Niederlanden gehören insgesamt 14 Marken, darunter auch Dodge, Alfa Romeo, Maserati und Jeep.
Stellantis-Chef Carlos Tavares sagte, dass 2022 wegen der geopolitischen Unsicherheiten, der Probleme mit den Lieferketten und der Inflation ein „herausforderndes Jahr“ gewesen sei. „Trotz dieser Gegenwinde hat unser Unternehmen gezeigt, dass wir widerstandsfähig sind.“
In einer Videokonferenz mit Journalisten sagte Tavares allerdings, dass die für die hohen Gewinne mitverantwortliche „Preismacht“ der Autohersteller in den nächsten Quartalen wieder abnehmen dürfte. „Wir sehen klare Anzeichen für eine Neugewichtung von Angebot und Nachfrage.“
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Perspektivisch würden Preisdruck und Wettbewerb auf dem Automobilmarkt wieder zunehmen, das Auftragsbuch von Stellantis sei aber gut gefüllt. Tavares rechnet damit, dass die Produktionskosten wieder sinken dürften, da sich die Kosten für Rohmaterial sich zuletzt entspannt hatten und auch die Inflation sich wieder normalisiere.
Für einen großen Autokonzern ist Stellantis sehr profitabel: Die bereinigte Umsatzrendite lag nach Unternehmensangaben im vergangenen Jahr bei 13 Prozent. Der Barmittelzufluss stieg angesichts der gut laufenden Geschäfte um 78 Prozent auf 10,8 Milliarden Euro. Für das laufende Jahr rechnet der Konzern erneut mit einer zweitstelligen Umsatzrendite.
Auch die Mitarbeiter sollen von den guten Ergebnissen profitieren: Weltweit schüttet Stellantis zwei Milliarden Euro als Bonus an seine Belegschaft aus.
Die Aktionäre sollen eine Dividende von insgesamt 4,2 Milliarden Euro erhalten, was 1,34 Euro je Anteilschein entspricht. Der Vorstand beschloss angesichts der guten Finanzlage auch ein Aktienrückkaufprogramm von bis zu 1,5 Milliarden Euro, das bis Ende des Jahres umgesetzt werden soll. Die endgültige Entscheidung darüber trifft die Hauptversammlung am 13. April.
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Tavares hob hervor, dass der Konzern „zusätzlich zu unserem Rekordergebnis“ im vergangenen Jahr auch bei der Elektroauto-Strategie in Europa vorangekommen sei. Der Autobauer verfüge über „die Technologie, die Produkte, die Rohstoffe und das gesamte Umfeld der Batterieproduktion“. Der nächste Schritt sei der Ausbau der Elektromobilität auf dem nordamerikanische Markt mit vollelektrischen Modellen der Marken Ram und Jeep, erklärte Tavares.
Das Unternehmen konnte nach eigenen Angaben seine E-Auto-Verkäufe um 41 Prozent auf 288.000 Fahrzeuge steigern – verglichen mit dem Gesamtabsatz von rund sechs Millionen Autos im Jahr 2022 aber noch ein sehr geringer Anteil. Bis Ende 2024 soll die Zahl der E-Modelle aller Stellantis-Marken von derzeit 23 auf 47 steigen. Für 2030 strebt Stellantis an, weltweit fünf Millionen batteriebetriebene E-Autos zu verkaufen.
Als größte Herausforderungen beim Wandel hin zur Elektromobilität sieht Tavares, dass sich auch die Mittelklasse weiterhin einen Neuwagen leisten kann. „Die Kosten der Elektrifizierung sind eine Realität", sagte er. Das gelte vor allem für die Batterieherstellung und die dafür benötigten Rohstoffe. Die Nachfrage nach E-Autos in Europa sei nicht zuletzt auch durch staatliche Subventionen getragen worden, die den Kauf erschwinglicher machten.
Die Zahlen für die deutsche Traditionsmarke Opel weist Stellantis nicht einzeln aus. Die rund 13.000 Stellantis-Beschäftigten in Deutschland sollen aber erneut eine Jahresprämie von 2000 Euro ausgezahlt bekommen. „Die Gewinnbeteiligung ist mit dem Betriebsrat vereinbart und berücksichtigt die bei Opel gesetzten Ziele“, sagte Personalchef Ralph Wangemann
Zuletzt hatte auch Stellantis-Europachef Uwe Hochgeschurtz in einem Interview mit der „Automobilwoche“ nur lobende Worte für Opel übrig: „Ich bin mit der Marke zufrieden, ich bin mit der Produktpalette sehr zufrieden.“
Die Entwicklungskapazitäten seien hoch, das Designcenter in Rüsselsheim sei eines der modernsten im Konzern überhaupt. Auch die deutschen Montagewerke seien gesichert: Die Auslastung in Eisenach sei hoch, Rüsselsheim sei mit dem Kompaktmodell Astra und dem DS4 gestärkt worden.
Tavares sagte am Mittwoch, dass Opel im E-Auto-Segment die „am schnellsten wachsende Marke“ des Konzerns sei. „Opel ist an vorderster Front bei der Elektromobilität.“
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