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13.03.2023

15:24

Autoindustrie

Porsche verdient deutlich mehr und kündigt elektrische Luxus-SUVs an – Aktie fällt

Von: Martin-W. Buchenau, Lazar Backovic

Porsche legt ein exzellentes Wachstum dank höherer Preise vor. Der konservative Ausblick lässt den Aktienkurs jedoch um drei Prozent einbrechen.

Der Sportwagenbauer aus Zuffenhausen ist seit Jahren extrem profitabel. dpa

Porsche legt Jahreszahlen vor

Der Sportwagenbauer aus Zuffenhausen ist seit Jahren extrem profitabel.

Stuttgart Der Sportwagen- und SUV-Hersteller Porsche hat dank höherer Preise 2022 einen Gewinnsprung hingelegt. Bei einem um 13,6 Prozent auf 37,6 Milliarden Euro gestiegenen Umsatz schnellte das operative Ergebnis im vergangenen Jahr um 27,4 Prozent auf 6,8 Milliarden Euro. Die Rendite stieg von 16 Prozent im Vorjahr auf 18 Prozent, wie die seit September börsennotierte VW-Tochter am Montag mitteilte.

Porsche hat dieses Rekordergebnis erreicht, obwohl die Auslieferungen nur leicht um knapp 2,6 Prozent auf 310.000 Fahrzeuge zugelegt haben. Die Marke konnte deutlich höhere Preise und Ausstattungen durchsetzen.

„Wir haben unter schwierigen Rahmenbedingungen das mit Abstand stärkste Ergebnis in der Geschichte von Porsche erreicht“, sagte Porsche-Chef Oliver Blume, der in Personalunion Chef von Volkswagen ist und am Dienstag in Wolfsburg die Konzernzahlen vorlegt.

Für 2023 strebt Porsche einen Konzernumsatz zwischen rund 40 und 42 Milliarden Euro an. Die operative Konzernumsatzrendite soll zwischen 17 und 19 Prozent liegen. Damit bestätigt Porsche trotz wirtschaftlich und geopolitisch unsicherer Zeiten seine Ziele vom Börsengang im vergangenen Herbst. Der für Porsche-Verhältnisse verhaltene Ausblick enttäuschte jedoch die Anleger. Der Aktienkurs gab um drei Prozent nach.

„Unsere Erfolgsfaktoren sind die verbesserte Preispositionierung, der starke Produktmix, der gestiegene Konzernabsatz, Währungskurseffekte und unsere hohe Kostendisziplin“, sagte Finanzchef Lutz Meschke. Durch den Börsengang könne Porsche Kräfte freisetzen.

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Der Vorstand legte mit „Road to 20“ ein Programm auf, um die Rendite bis in fünf Jahren auf mehr als 20 Prozent anzuheben. Damit käme Porsche näher an Ferrari mit seinen 25 Prozent Rendite bei allerdings deutlich kleineren Stückzahlen heran. Um die Marke zu stärken, werde noch einmal alles auf den Prüfstand gestellt, angefangen beim Produktangebot über die Preisgestaltung bis hin zur Kostenstruktur. Personalanpassungen seien aber keine geplant.

911 Millionen Euro sollen als Dividende ausgezahlt werden

Im Elektroverkauf enttäuschte der Sportwagenbauer allerdings. Porsche hat derzeit mit dem Taycan nur ein rein elektrobetriebenes Fahrzeug im Portfolio. Die Zahl der Verkäufe ging beim Taycan 2022 jedoch zurück. Die Quote an rein elektrischen Fahrzeugen sank bei den Auslieferungen von 13,7 auf 11,3 Prozent. Blume erwartet eine Erholung des Taycan in diesem Jahr.

2024 soll nach Verzögerungen bei der Softwareentwicklung der vollelektrische kleinere Geländewagen Macan an die Kunden ausgeliefert werden. Als Nächstes wird dann der Cayman voll elektrisiert werden. Das Modellangebot will Porsche um einen weiteren Elektro-SUV oberhalb des Cayenne erweitern. „Wir beobachten stark wachsende Profitpools in diesem Segment, vor allem in China und den USA“, so Blume. Porsche will sich im Luxussegment noch weiter oben positionieren.

Nach den Problemen in der Softwareentwicklung im Volkswagen-Konzern verstärkt Porsche sein IT-Team mit einem eigenen Vorstandsressort, das der neu verpflichtete Ex-Mercedes-CTO Sajjad Khan führen soll. „Porsche wird sich in wichtigen technologischen Schlüsselbereichen weiter gezielt verstärken – wie etwa in der Software oder der Batterieentwicklung“, sagte Finanzchef Meschke.

Wann genau Khan seinen Dienst in Zuffenhausen antreten wird, konnte Meschke noch nicht sagen. Khan soll künftige Kooperationen mit den großen Internet-Giganten wie Apple und Google orchestrieren. „Wir sind mit Google in Gesprächen über Google Automotive Services“, bestätigte Blume. Bislang ist unklar, wie tief der Sportwagenbauer Tech-Konzerne über die Nutzeroberfläche in die Auto-Software lässt. Es geht beiden Seiten um das künftig große Geschäft mit digitalen Diensten und Daten.

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Am wirtschaftlichen Erfolg von Porsche sollen die Aktionäre beteiligt werden. Für 2022 schlägt der Vorstand die Ausschüttung von 911 Millionen Euro vor. Zuzüglich eines Aufschlags von fünf Millionen für die Vorzugsaktien beläuft sich die Gesamtsumme auf 916 Millionen Euro. Das entspreche einer Dividende von 1,00 Euro je Stamm- und 1,01 Euro je Vorzugsaktie.

Volkswagen hatte Porsche Ende September an die Börse gebracht. Seither ist der Aktienkurs von 82,50 Euro auf 114 Euro stetig gestiegen. 81 Tage nach der Erstnotiz am 29. September 2022 wurde die Aktie in den Dax aufgenommen. Die Börsenkapitalisierung liegt über 80 Milliarden Euro. Damit ist Porsche an der Börse mehr wert als der gesamte Volkswagen-Konzern.

Der Teilbörsengang und der Verkauf von Aktien an die Familienholding Porsche SE brachten Volkswagen fast 20 Milliarden Euro ein, von denen der Konzern einen Teil in die Finanzierung seiner Elektrostrategie steckt. Etwa die Hälfte der Einnahmen ging als Sonderdividende an die Anteilseigner, darunter die größten Teile an die Holding der Familien Porsche und Piëch, das Land Niedersachsen und das Emirat Katar.

Debatte um E-Fuels

Blume nutzte die Gelegenheit für einen Appell an die Politik in der E-Fuels-Debatte: „Wir müssen den Klimaschutz ganzheitlich sehen und jede Ecke auskehren“, sagte er. Nur mit E-Fuels könne der Bestand der 1,3 Milliarden Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren seine CO2-Bilanz verbessern. Wichtig sei es, die Kraftstoffe in Regionen herzustellen, in denen es Wind- und Sonnenenergie im Überfluss gebe. Porsche investiert in eine Großanlage in Chile.

Unabhängig davon, ob Brüssel die Kraftstoffe zulässt oder nicht, will Porsche an seiner Strategie festhalten und bis 2030 rund 80 Prozent seiner Autos rein elektrisch antreiben. Bei der Sportwagenikone 911 hofft Porsche jedoch darauf, sie so lange wie möglich mit Verbrennungsmotor betreiben zu können. Allerdings wird auch ein 911er mit elektrischem Zusatzantrieb kommen. Blume hat das Fahrzeug erst vor wenigen Tagen „mit großer Begeisterung“ testgefahren.

Mit Agenturmaterial.

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