Der russische Automarkt ist nach dem Rückzug westlicher Hersteller am Boden. Einige chinesische Hersteller nutzen jetzt die Gunst der Stunde.
Haval Jolion
Der Crossover des chinesischen Herstellers Haval ist das meistverkaufte ausländische Fahrzeug in Russland.
Düsseldorf Die Sanktionen und der Rückzug vieler westlicher Marken haben deutliche Spuren hinterlassen. Im Vergleich zum Vorjahr ist die Zahl der verkauften Autos um zwei Drittel eingebrochen – nur rund 42.000 Fahrzeuge wurden im August registriert, meldet der russische Branchenverband AEB Automobile.
Die Zahl der Neuwagen von VW betrug im vergangenen Monat nur noch 534 Fahrzeuge, 92 Prozent weniger als im Vorjahresmonat, bei Audi waren es 108 Fahrzeuge, ein Minus von 93 Prozent.
Doch im Vergleich zu den Vormonaten hat sich der russische Automarkt insgesamt sogar leicht erholt. Im Vergleich zum Juli 2022 nahm der Absatz um fast 29 Prozent zu. Denn während westliche Marken wie Renault, Toyota und VW kaum noch Autos verkaufen, legen russische und chinesische Hersteller deutlich zu.
Die Gunst der Stunde nutzt vor allem Haval: Die Marke von Great Wall Motors steigerte ihren Absatz im August um 26 Prozent auf knapp 3000 Fahrzeuge und ist mit einem Marktanteil von 7,2 Prozent mittlerweile die drittgrößte Marke in Russland. Vor einem Jahr hatten die Chinesen noch einen Anteil von 2,1 Prozent.
Das Crossover Jolion von Haval war im August das meistverkaufte ausländische Modell in Russland. Direkt dahinter findet sich im Verkaufsranking das Modell Coolray von Geely. Der chinesische Konzern, zu dem auch Marken wie Polestar und Volvo gehören, profitiert massiv vom Rückzug der westlichen Marken. Zwar sank der Geely-Absatz im August leicht um acht Prozent auf rund 2000 Fahrzeuge, der Marktanteil verdoppelte sich aber auf 4,8 Prozent.
Nicht enthalten in der Statistik sind Zahlen von Chery. Der staatliche Autohersteller aus China verfolgt in Russland schon länger große Pläne. Zuletzt berichtete die russische Nachrichtenagentur Tass, dass die Chinesen ein neues Werk in Russland planen. Schon in diesem Jahr will der Hersteller 80.000 bis 100.000 Fahrzeuge verkaufen. Das wäre mehr als eine Verdopplung des Absatzes im Vergleich zum Vorjahr.
Der Vormarsch der Chinesen ist wenig überraschend. Die Anbieter investieren schon seit Jahren in Russland. Allein die Investitionen von Haval beliefen sich im Jahr 2021 auf 500 Millionen Dollar, berichtet der unabhängige russische Autoanalyst Sergey Burgazliev. „Das Ansehen der chinesischen Marken hat sich fundamental geändert und ist viel positiver als noch vor fünf Jahren“, sagte Burgazliev wenige Wochen vor dem Kriegsausbruch.
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Ambivalent ist die Rolle der koreanischen Anbieter. 2021 kamen Kia und Hyundai zusammen auf einen Marktanteil von 22,5 Prozent, die beiden Marken bauen gemeinsam in zwei russischen Fabriken verschiedene Modelle. Bislang haben sie sich nicht offiziell Sanktionen angeschlossen.
Allerdings behindern Lieferprobleme die Produktion. Kia verkaufte zuletzt rund 4000 Fahrzeuge in Russland – 77 Prozent weniger als im Vorjahr, Hyundai kam auf rund 2900 Fahrzeuge – immerhin 44 Prozent weniger.
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