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02.12.2022

06:18

Automatisierung

Roboter bauen Roboter: ABB eröffnet hochmoderne Fabrik in China

Von: Axel Höpner

China ist zum größten Robotikmarkt der Welt geworden. Trotz aller Spannungen will ABB seine Position mit einer 150 Millionen Dollar schweren Investition verteidigen.

Mit der neuen vollautomatisierten Fabrik verdreifacht der Konzern seine Kapazitäten. ABB

ABB-Werk bei Shangahi

Mit der neuen vollautomatisierten Fabrik verdreifacht der Konzern seine Kapazitäten.

München Mit einer der modernsten Roboterfabriken der Welt will ABB seine Marktführerschaft in China behaupten. „Wir sind die Nummer eins, und wir wollen diese Position festigen“, sagte ABB-Robotikchef Sami Atiya dem Handelsblatt. Die neue Produktionsstätte nahe Schanghai wird an diesem Freitag eröffnet.

Mit der Investition von 150 Millionen Dollar geht der Schweizer Konzern trotz der wachsenden globalen Spannungen vor allem zwischen den USA und China ins Risiko. „Wir sind überzeugt, dass diese Investition Sinn macht“, sagte Atiya. ABB sei schon seit Jahrzehnten vor Ort und China sei der größte und der am schnellsten wachsende Markt für Roboter: „Daran kommt keiner vorbei.“

Mit der neuen vollautomatisierten Fabrik in Kangqiao verdreifacht ABB die Kapazitäten. „Wir haben das Werk mit allen modernen Technologien ausgestattet, die wir haben“, sagte Atiya. Es gibt keine starren Fließbänder mehr, sondern flexible, modulare Fertigungszellen, die von autonomen mobilen Robotern bedient werden.

China ist für die Robotik-Branche der wichtigste Absatzmarkt

Roboter der Baureihe IRB1200 fertigen Exemplare desselben Modells. „Roboter bauen Roboter, das ist für uns ein Paradebeispiel für die Fabrik der Zukunft“, sagte Atiya. 90 Prozent der gefertigten Maschinen sollen in China verkauft werden, der Rest auf anderen asiatischen Märkten. Die beiden ABB-Werke in Schweden und den USA bedienen den Rest der Welt.

Auch Kenji Yamaguchi, Chef des Weltmarktführers Fanuc, hatte sich optimistisch für China gezeigt. Politische Probleme könnten die Entwicklung nur zeitweise abschwächen, sagte er dem Handelsblatt. „Die Nachfrage nach Robotern ist höher denn je.“

Für die Roboterhersteller ist China der größte und wichtigste Absatzmarkt. Im vergangenen Jahr wurde erstmals jedes zweite neue Exemplar weltweit in dem Land aufgestellt. Der Absatz stieg dort um 44 Prozent auf 243.300 verkaufte Roboter. „China hat noch immer großes Potenzial für weiteres Wachstum“, sagte Marina Bill, Präsidentin des Weltbranchenverbands IFR.

„Wir sind überzeugt, dass diese Investition Sinn macht“, sagt der ABB-Robotikchef. ABB

Sami Atiya

„Wir sind überzeugt, dass diese Investition Sinn macht“, sagt der ABB-Robotikchef.

Mit einer Roboterdichte von 246 Maschinen je 10.000 Arbeitnehmer liegt China global bereits auf dem neunten Platz. Zum Vergleich: Vor zehn Jahren waren es gerade einmal zehn Roboter. Wichtigster Abnehmer ist die Elektrik- und Elektronikindustrie, die im vergangenen Jahr 81.600 neue Roboter in China aufstellte. Die Autobranche nahm 50.700 Maschinen ab.

Die Anbieter müssen also in China präsent sein, wenn sie von den hohen Wachstumsraten profitieren wollen. Angesichts der wachsenden politischen Spannungen steigen aber auch die Risiken, wenn zum Beispiel der Konflikt zwischen den USA und China eskaliert und neue Handelshürden errichtet werden.

Daher werden Investitionen in China inzwischen kritischer beäugt. Siemens zum Beispiel plant, die Umsätze seiner wichtigsten Sparte Digitale Industrien in China bis 2025 zu verdoppeln. Dieses Projekt mit dem Namen „Marco Polo“ ist intern nicht unumstritten.

ABB hat früh auf China gesetzt

In den vergangenen Jahren wurde die Produktion vieler westlicher Firmen zudem durch die rigide Coronapolitik Chinas erschwert. In vielen Städten gab es Proteste, gegen die die Regierung mit wachsenden Repressionen vorging. „Wir beobachten die Lage genau und hoffen, dass alles friedlich gelöst wird“, sagte Atiya.

ABB betont nun, dass in dem neuen Musterwerk vor allem „in China für China“ entwickelt und produziert werden soll. Auf dem 67.000 Quadratmeter großen Standort ist auch eine Forschungsabteilung untergebracht.

ABB hatte früh stark auf China gesetzt und galt lange als Marktführer. Inzwischen haben japanische Konkurrenten wie Fanuc und Yaskawa zugelegt. Auch Kuka profitiert inzwischen stärker von der Zugehörigkeit zum chinesischen Midea-Konzern. Im dritten Quartal konnte das Augsburger Unternehmen die Umsätze in dem Land auf 288 Millionen Euro mehr als verdoppeln.

Nach der Übernahme durch den Hausgerätehersteller Midea waren die China-Geschäfte von Kuka zunächst nicht so schnell gewachsen, wie es sich vor allem Ex-Chef Till Reuter erhofft hatte. Manchem Midea-Werksleiter waren die Roboter zu komplex und zu teuer. Inzwischen hat Kuka einfachere Modelle entwickelt und profitiert auch stärker vom Vertriebsnetz des Mutterkonzerns.

Gerade in den gehobeneren Segmenten dominieren immer noch westliche und japanische Konzerne. Doch China hat starke Ambitionen, eigene starke Anbieter zu schaffen. Robotik sei „die Schlüsseltechnologie der modernen Industrie", sagte Song Xiaogang, Generalsekretär der China Robot Industry Alliance (CRIA). Im neuen Fünf-Jahres-Plan der Staatsführung hat das Thema daher hohe Priorität.

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