Hohe Personalkosten und Fachkräftemangel treiben den Trend zur Automatisierung an. Fanuc-Chef Yamaguchi will seine Position gegen ABB und Kuka verteidigen.
Fanuc-Roboter in der Autoproduktion
Trotz der globalen Krise sind die Vorzeichen für die Branche günstig.
Bild: Future Publishing/Getty Images
München Der japanische Roboterhersteller Fanuc will die Weltmarktführung gegen die Konkurrenten Kuka und ABB verteidigen – auch mit Zuwächsen in Europa . „Hier ist unser Marktanteil noch nicht so hoch wie in den meisten anderen Regionen“, sagt Fanuc-Chef Kenji Yamaguchi im Gespräch mit dem Handelsblatt. „Hier können wir expandieren.“
Es sei zwar kein Wert an sich, die Nummer eins zu sein. „Doch wir wollen in den kommenden Jahren weiter wachsen, und dann werden wir unseren Vorsprung halten“, sagt Yamaguchi. Dabei setze der Konzern, der ausschließlich in Japan produziert, auf Langlebigkeit, Service, einfache Programmierbarkeit und technologische Innovationen.
Fanuc ist Weltmarktführer bei größeren Industrierobotern, die insbesondere in der Auto- und der Elektronikindustrie eingesetzt werden. Zuletzt entwickelte der Konzern Modelle, die besonders beweglich sind und so zum Beispiel auch hochpräzise Schweißarbeiten übernehmen können. Zweitgrößter Anbieter weltweit ist ABB, gefolgt von Kuka und Yaskawa.
Vor allem Kuka hatte zuletzt eine Kampfansage an Fanuc geschickt. Nach einer Innovationskrise hat das deutsche Unternehmen, das mittlerweile zum chinesischen Midea-Konzern gehört, zwei Dutzend neue Produkte und Varianten auf den Markt gebracht. „Jetzt wollen wir mittelfristig die Nummer zwei und langfristig Weltmarktführer werden“, sagte Kuka-Chef Peter Mohnen dem Handelsblatt.
Trotz der globalen Krisen sind die Vorzeichen derzeit für die Anbieter günstig. „Es wird jetzt massiv in Automatisierung investiert“, erklärt Susanne Bieller, Generalsekretärin des Robotik-Weltverbands IFR. Die Branche hat ihre Umsätze in den vergangenen Jahren kontinuierlich gesteigert, von einem kurzen Durchhänger zu Beginn der Coronapandemie einmal abgesehen. 2021 stieg die Zahl der Auslieferungen laut IFR um 27 Prozent auf erstmals 487.000 verkaufte Roboter.
„Es gibt zwischendurch immer Auf und Abs“, sagt auch Fanuc-Chef Yamaguchi. Der globale Trend sei intakt. Angesichts der unterbrochenen Lieferketten in Zeiten von Corona und Ukrainekrieg seien viele Unternehmen dabei, ihre Produktion näher an die Heimatmärkte zu bringen. Wegen hoher Personalkosten und des Fachkräftemangels sei das nur mit deutlich mehr Automatisierung möglich.
Befürchtungen, dass die hohen Industriepreise zu einer Deindustrialisierung in manchen Branchen führen könnten, teilt auch Fanuc-Deutschlandchef Ralf Winkelmann derzeit noch nicht. „Bislang sehen wir bei Robotern einen ungebrochenen Trend zur Investitionsfreudigkeit“, sagt er.
Dass vielerorts neue Halbleiter- und Batteriewerke entstehen, zeige, dass Fertigung in Deutschland eine Zukunft habe – wenn sie hochautomatisiert sei. Fanuc wolle seinen Marktanteil hierzulande, den Branchenexperten auf etwa 15 bis 20 Prozent schätzen, auch mithilfe von neuen Niederlassungen deutlich ausbauen. „Mittelfristig wollen wir auch in Deutschland Marktführer sein“, sagt Winkelmann.
In Europa dürfte Fanuc mit einem geschätzten Marktanteil von 25 Prozent schon knapp vor ABB liegen. „Wir wollen die Robotik-Umsätze hier in den nächsten zehn Jahren mit zweistelligen Wachstumsraten verdoppeln“, sagte Europachef Shinichi Tanzawa.
In China sieht Konzernchef Yamaguchi trotz der wachsenden Spannungen mit den USA und der Folgen der Coronapandemie weiter Potenzial. „Die Nachfrage nach Robotern ist höher denn je“, erklärt er. Politische Probleme könnten die Entwicklung nur zeitweise abschwächen.
Fanuc-Chef Kenji Yamaguchi
„Die Nachfrage nach Robotern ist höher denn je.“
Bild: Fanuc
Im abgelaufenen Geschäftsjahr, das am 31. März endete, steigerte Fanuc die Umsätze in der Robotiksparte um vier Prozent auf 210 Milliarden Yen, umgerechnet etwa 1,5 Milliarden Euro. Der Gesamtumsatz – das Unternehmen produziert auch Maschinen und CNC-Steuerungen – legte auf 733 Milliarden Yen zu.
Die Japaner legen einen starken Fokus auf Langlebigkeit. Fanuc garantiert den Service über den gesamten Lebenszyklus seiner Roboter und eine hohe Verfügbarkeit von Ersatzteilen. In großen Lagerhallen legt der Konzern die benötigten Teile für Jahrzehnte zurück. Das ist kostspielig, wird von den Kunden aber geschätzt.
Die Versprechen gelten auch im boomenden Segment der kollaborativen Roboter. Die sogenannten Cobots müssen in den ersten acht Jahren nicht gewartet werden. „Wir waren spät dran“, räumt Yamaguchi ein. „Aber jetzt wachsen wir sehr schnell.“ Gerade für kleinere und mittelständische Kunden könne ein einfach zu programmierender Cobot ein Einstieg in die Robotik sein.
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