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02.03.2021

16:57

Automobilhersteller

Solide, sicher – und ab 2030 nur noch elektrisch: Hakan Samuelsson macht Volvo zum Vorreiter

Von: Martin Murphy

Ausgerechnet die einst abgeschriebene Marke Volvo will als erster etablierter Autobauer Verbrenner-frei werden. Möglich gemacht hat das ihr Chef.

Der schwedische Autobauer hat am Dienstag sein zweites reines Batteriemodell, den C40 Recharge, offiziell vorgestellt. AFP

Volvo C40 Recharge

Der schwedische Autobauer hat am Dienstag sein zweites reines Batteriemodell, den C40 Recharge, offiziell vorgestellt.

Frankfurt Auf seine alten Tage hat Volvo-Chef Hakan Samuelsson einen Paradigmenwechsel vorgenommen. Nicht mehr Geschwindigkeit und röhrende Motoren sind für ihn die Kennzeichen für gute Autos. „Werte sind die neuen Pferdestärken“, sagte er am Dienstag vor Journalisten. Diese Werte sind für ihn Sicherheit und Nachhaltigkeit.

Ersteres ist selbst für Menschen mit einem groben Überblick über die Autobranche keine Überraschung. Der schwedische Hersteller baut seit jeher solide und sichere Fahrzeuge.

Beim Thema Nachhaltigkeit schafft der 69-Jährige nun indes Fakten: Ab dem Jahr 2030 werde Volvo nur noch reine Elektroautos bauen und verkaufen. Die Tochterfirma der chinesischen Geely wird damit Vorreiter. BMW, Daimler und Volkswagen wollen sich erst jenseits dieses Datums vom Verbrennungsmotor verabschieden.

Die Leitung von Volvo ist für Samuelsson eine Herzensangelegenheit. Seine aktive Karriere war nach Stationen bei den Lkw-Produzenten Scania und MAN, wo er zuletzt Vorstandschef war, im Jahr 2009 eigentlich beendet.

Gerade beim letzten Konzern war er nach der Übernahme von MAN durch VW eher im Unfrieden gegangen. Als er aber von Geely-Chef Li Shufu für den Vorstandsvorsitz von Volvo Cars angefragt wurde, sagte er nach Rücksprache mit seiner Frau schnell zu.

Beim Thema Nachhaltigkeit schafft der 69-jährige Volvo-Chef nun Fakten. Bloomberg

Hakan Samuelsson

Beim Thema Nachhaltigkeit schafft der 69-jährige Volvo-Chef nun Fakten.

Seit Oktober 2012 leitet er den Hersteller aus Göteborg, der bis dahin einen Niedergang hatte erdulden müssen. Mit dem Geely-Gründer weiß Samuelsson einen Eigentümer hinter sich, der ihm Freiraum lässt – und der seine Elektrostrategie vorbehaltlos unterstützt.

Verbrenner-Abschied ist konsequent

Einzig das Geld für die Wiederbelebung von Volvo musste Samuelsson selbst verdienen. Den Absatz schraubte der Manager mit einer runderneuerten Autoflotte zwischenzeitlich um fast die Hälfte auf über 700.000 Fahrzeuge in die Höhe. Die Entwicklung fokussierte Volvo auf Elektromodelle, Verbrenner wurden zum Auslaufmodell. Der nun verkündete Abschied ist konsequent.

Und er passt zu Samuelsson. Der Manager, der seine Heimatsprache Schwedisch, Englisch und Deutsch gleichermaßen beherrscht, behält selbst vor schwierigen Entscheidungen seine Ruhe und Gelassenheit, wie Mitarbeiter berichten. „Und er geht seinen Weg gradlinig.“

Halbe Sachen seien nichts für ihn. Da tickt er wie Shufu, der sich daher früh auf die Entwicklung von Elektroautos festgelegt hat.

Den Blick auf Deutschland gerichtet

Letztlich ist der Weg alternativlos, wie der Volvo-Chef sagt. Die Grenzwerte für den Ausstoß von Schadstoffen werden in Europa, Nordamerika und China immer strenger. Für Autos mit einem Benzin- oder Dieselmotor wird es da keine Zukunft geben. Mit der neuen Strategie präsentierte Samuelsson gleich noch das zweite Elektromodell der Schweden: Das rein elektrische SUV-Coupé C40 soll das Erbe des V40 antreten und über das markeneigene Autoabo-Modell online vertrieben werden.

Mehr als zuvor hat Samuelsson mit seiner Elektrostrategie den Blick auf Deutschland gerichtet. Als Ex-Vorstand von MAN kennt er das Land, lange Zeit hat er in München gelebt. „Da habe ich mich wohlgefühlt.“

Um Volvo indes erfolgreich zu machen, müssten die Modelle auf dem Heimatmarkt von BMW, Daimler und VW erfolgreich sein, hat er einmal gesagt. Die Chance bietet sich ihm nun. Deutschland ist inzwischen Leitmarkt für die Elektromobilität – und Volvo hat mit dem Verbrenner-Aus im Jahr 2030 eine Antwort auf den Wandel gefunden.

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