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21.04.2022

12:47

Autozulieferer

Continental senkt Gewinnprognose für 2022 deutlich – Reifensparte bleibt stabil

Von: Roman Tyborski

Conti rechnet mit einer geringeren Gewinnmarge. Im ersten Quartal hat sich die Rendite fast halbiert. Verantwortlich sind höhere Rohstoff- und Logistikpreise.

Continental AG dpa

Nikolai Setzer, Vorstandsvorsitzender der Continental AG

Conti hatte die Investoren im März bereits auf ein schlechtes Ergebnis vorbereitet.

Düsseldorf Angesichts des Ukrainekriegs und des Corona-Lockdowns in China war es nur eine Frage der Zeit, bis die ersten Unternehmen aus der Autoindustrie ihre Gewinnziele nach unten korrigieren müssen. An diesem Donnerstag hat Continental den Anfang gemacht. „Die negativen Auswirkungen der Kostensteigerungen für wichtige Zulieferungen, insbesondere für ölbasierte Rohstoffe sowie im Energiebereich und in der Logistik für Tires und Contitech, verstärken sich erheblich“, teilte der Dax-Konzern aus Hannover mit.

Bei etwa gleichbleibendem Umsatz rechnet Conti für das laufende Geschäftsjahr nur noch mit einer bereinigten Gewinnmarge zwischen 4,7 und 5,7 Prozent. Zur Veröffentlichung der Jahreszahlen Anfang März war das Konzernmanagement noch von einer Rendite von bis zu 6,5 Prozent ausgegangen.

Allerdings hatte Conti da bereits darauf hingewiesen, dass der Ausblick angesichts des einige Tage vorher ausgebrochenen Ukrainekriegs unter Vorbehalt stehe. 2021 war dem Konzern nach zwei Verlustjahren die Rückkehr in die Gewinnzone gelungen.

„Sollte die geopolitische Lage, insbesondere in Osteuropa, angespannt bleiben oder sich gar verschlechtern, kann dies weitere nachhaltige Störungen in der Produktion, den Lieferketten und der Nachfrage verursachen.“ Außerdem könnten sich weitere negative Auswirkungen aus der Covidpandemie und der damit verbundenen Versorgungssituation ergeben, teilte Conti mit.

Ausschlaggebend für die Senkung des Ausblicks ist die schwächere Entwicklung der Geschäfte in der Auto- und Industriesparte im ersten Quartal. Das Kerngeschäft mit Autokomponenten, Software und Sensorik hat in den ersten drei Monaten des Jahres eine Gewinnmarge von gerade einmal 4,7 Prozent erzielt. Im Vorjahreszeitraum lag die Marge noch bei 8,5 Prozent. Bei Contitech hat sich die Marge im ersten Quartal verglichen mit dem Vorjahresquartal mit 5,4 Prozent fast halbiert.

Conti-CEO Setzer gerät bei Autosparte unter Druck

Vor allem die höheren Rohstoff- und Logistikpreise drücken auf die Einnahmen. Bei der Autosparte rechnet Conti mit einem Mehraufwand von rund einer Milliarde Euro. Hinzu kommen 100 Millionen Euro zusätzliche Ausgaben für Forschung und Entwicklung für das automatisierte Fahren. Die Industriesparte muss 600 Millionen Euro mehr ausgeben als erwartet.

Grafik

Die Reifensparte hingegen kann sich gegen den Trend stemmen. Obwohl Conti hier mit einer Verdopplung der Kosten auf fast zwei Milliarden Euro rechnet, schafft es das Traditionsgeschäft, einen Gewinneinbruch zu vermeiden. Im ersten Quartal lag die Marge bei über 17 Prozent, was sogar eine Steigerung im Vergleich zum Vorjahr ist.

Für Konzernchef Nikolai Setzer ist vor allem die Prognosesenkung im Kerngeschäft, also der Autosparte, eine schlechte Nachricht. Das Geschäft könnte im schlimmsten Fall Verluste schreiben. Auf der Kernsparte liegt derzeit der Fokus von Setzer und der neuen Finanzvorständin Katja Dürrfeld. Zur Vorlage der Jahreszahlen im März hatte Dürrfeld explizit erklärt, dass alle Anstrengungen darauf gelegt werden, die Autosparte nachhaltig in die Gewinnzone zu führen.

Setzer wiederum hat derzeit eine Doppelfunktion, da er neben dem Gesamtkonzern auch die operative Verantwortung für die Autosparte übernommen hat. Insider berichten, dass er dort Weggefährten aus seiner Zeit bei der Reifensparte um sich versammelt habe.

In seiner Reifenzeit sei es eine „eingeschworene Mannschaft“ gewesen, die die Sparte auf Vordermann gebracht habe. „Wenn diese Mannschaft aber in zwei Jahren immer noch keine nennenswerten Ergebnisse liefert, riskiert Setzer seinen Ruf“, berichten Personen aus dem Umfeld des Unternehmens. Das laufende Jahr dürfte angesichts des erwarteten Ergebnisrückgangs damit keine Entlastung für Setzer bringen. Ihm bleibt damit nur noch das kommende Jahr, um die Autosparte zu sanieren.

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