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09.01.2023

15:40

Biotech-Industrie

Curevac holt Sanofi-Manager als neuen Chef – Aktie steigt bis zu 29 Prozent

Von: Siegfried Hofmann

Alexander Zehnder löst im April CEO Franz-Werner Haas ab. Er soll den Neustart von Curevac in der Entwicklung von mRNA-Impfstoffen und -Medikamenten voranbringen.

Der erfahrene Pharma-Manager wird neuer Vorstandschef von Curevac. Curevac

Alexander Zehnder

Der erfahrene Pharma-Manager wird neuer Vorstandschef von Curevac.

Frankfurt Nach intensiver Suche in den letzten Wochen hat die Biotech-Firma Curevac jetzt einen neuen Vorstandschef gefunden: Bereits zum 1. April soll der bisherige Sanofi-Manager Alexander Zehnder die Führung bei dem Tübinger mRNA-Spezialisten übernehmen, wie Curevac am Montag bekannt gab.

Zehnder wird dann den bisherigen Firmenchef Franz-Werner Haas ablösen, der nach mehr als zehn Jahren im Vorstand und drei Jahren als CEO ausscheiden wird. Haas’ Vertrag war im vergangenen Jahr noch um ein Jahr bis Mitte 2023 verlängert worden. Das Handelsblatt hatte im Dezember berichtet, dass Curevac einen Nachfolger sucht.

Investoren werteten den geplanten Führungswechsel positiv. Die Curevac-Aktie, die in den vergangenen Monaten erheblich an Wert verloren hatte, legte bis zum Montagnachmittag in Frankfurt zeitweise um bis zu 29 Prozent auf 9,70 Euro zu.

Curevac-Aktie noch immer weit unter Allzeithoch

Am Freitag war sie in Reaktion auf positive Testresultate bereits ähnlich stark gestiegen. Damit notieren die Titel immer noch rund ein Drittel unter dem Ausgabepreis von 2020 und gut 90 Prozent unter dem 2021 erreichten Allzeithoch.

Mit der Neubesetzung des Chefpostens durch einen Manager aus der Pharmabranche signalisiert das Unternehmen Zuversicht, dass man die eigene Technologiebasis zum Aufbau einer neuen klinischen Pipeline nutzen kann. Zweifel daran hatte vor allem ein Fehlschlag bei der Entwicklung eines mRNA-basierten Corona-Impfstoffs genährt. Zudem waren in den vergangenen Jahren auch alle Projekte zu Krebstherapien gescheitert.

Zehnder ist derzeit Leiter der Geschäftseinheit Onkologie beim französischen Pharmariesen Sanofi und bringt 20 Jahre Erfahrung in der Branche mit. Der Mediziner war zuvor unter anderem bei Roche tätig.

Nach dem Flop mit dem Impfstoff richtet sich das Unternehmen neu aus. imago images/ULMER Pressebildagentur

Curevac-Zentrale in Tübingen

Nach dem Flop mit dem Impfstoff richtet sich das Unternehmen neu aus.

Curevac-Aufsichtsratschef Jean Stéphenne stellt die Berufung in direkten Zusammenhang mit der laufenden Neuausrichtung. Die jüngste Bestätigung der Leistungsfähigkeit der mRNA-Technologieplattform stelle einen wichtigen Wendepunkt dar, erklärte Stéphenne. „Ich bin überzeugt, dass Dr. Zehnder der Richtige ist, um Curevac auf die nächsthöhere Stufe als relevantes Unternehmen im Markt zu führen“, erklärte er.

Curevac hatte am Freitag erste vorläufige Daten aus frühen, sogenannten Phase-1-Studien, mit verschiedenen neuen Impfstoffkandidaten gegen Covid-19 und Grippe präsentiert, die das Unternehmen zusammen mit dem britischen Pharmariesen GSK entwickelt. Zwei Produkte auf Basis modifizierter mRNA erzeugten dabei nach Angaben des Unternehmens hohe Antikörperspiegel bei den Geimpften. Auf der Grundlage dieser Ergebnisse will das Unternehmen nun die klinische Entwicklung weiter voranbringen.

Technologie-Schwenk bei mRNA

Curevac wertet die sehr frühen Testresultate als Bestätigung dafür, dass die eigene mRNA-Technologie als Grundlage für ein breiteres klinisches Studienprogramm geeignet ist. Zugleich ändert das Unternehmen dabei aber auch sein Vorgehen. Es setzt nun ebenfalls auf modifizierte mRNA und rückt ab vom ursprünglichen Konzept der unmodifizierten mRNA ab.

Bei modifizierter mRNA wird einer der Nukleotid-Bausteine, aus denen RNA-Moleküle zusammengesetzt sind, leicht verändert. Die mRNA wird dadurch schlechter vom Immunsystem erkannt, und es gibt seltener starke Entzündungsreaktionen auf die mRNA-Impfstoffe oder Medikamente. Dies wiederum erlaubt höhere Dosierungen der Wirkstoffe.

Dass Curevac im ersten Anlauf mit seinem Covid-Impfstoff gescheitert ist, führen Experten vor allem darauf zurück, dass das Unternehmen seinen unmodifizierten mRNA-Impfstoff nicht hoch genug dosieren konnte. Die Konkurrenten Moderna und Biontech dagegen setzen seit Jahren auf modifizierte mRNA und erzielen mit ihren Impfstoffen hohe Wirkungsgrade und großen wirtschaftlichen Erfolg.

Gegenüber diesen beiden führenden mRNA-Akteuren liegt Curevac inzwischen etliche Jahre zurück. Phase-2-Studien mit den neuen Impfstoffkandidaten will das Unternehmen zusammen mit GSK im Laufe des Jahres starten. Auch im Erfolgsfall dürften damit zulassungsrelevante Daten aus einer noch größeren Phase-3-Studie kaum vor Ende 2024 in Sicht sein.

Dennoch sieht das Tübinger Unternehmen die jüngsten Testresultate als Bestätigung dafür, dass man mit der eigenen Technologie auf lange Sicht im Bereich mRNA mitspielen kann. „Auf dieser Grundlage wird Curevac die Wende vollziehen und 2023 als wettbewerbsfähiger Akteur in der Entwicklung von mRNA-Therapien auftreten“, erklärte der scheidende Firmenchef Haas bei Vorlage der Testresultate.

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