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31.01.2023

16:57

Catena-X

Dax-Konzerne und Mittelständler schaffen Cloud-Plattform für Autoindustrie

Von: Axel Höpner, Christof Kerkmann

Das Projekt Catena-X soll den Datenaustausch vereinfachen und etwa die Nachhaltigkeit durch besseres Recycling stärken. Dazu arbeiten Konzerne wie BMW, Mercedes, Siemens, SAP oder ZF zusammen.

Die Autoindustrie will sich digital enger vernetzen – auch aus Nachhaltigkeitsgründen. BMW

BMW-Werk Dingolfing

Die Autoindustrie will sich digital enger vernetzen – auch aus Nachhaltigkeitsgründen.

München Die deutsche Autoindustrie will sich digital enger vernetzen. Die Cloud-Initiative Catena-X soll dazu in Zukunft die gesamte Wertschöpfungskette digital abbilden. Sie soll etwa dabei helfen, die CO2-Emmissionen in der Produktion eines Fahrzeugs zu ermitteln. Aber auch der Rohstoffverbrauch soll effizienter werden.

Das Projekt nimmt jetzt mit der Gründung eines ersten Gemeinschaftsunternehmens von BASF, BMW, Henkel, Mercedes, SAP, Schaeffler, Siemens, T-Systems, Volkswagen und ZF konkrete Gestalt an. Die Betreibergesellschaft namens Cofinity-X soll Produkte und Dienstleistungen für den sicheren Austausch von Daten entlang der Produktionskette anbieten. So soll vor allem die Nachverfolgbarkeit von Produkten und ihren Teilen ermöglicht werden.

„Das Joint Venture hilft uns, Nachhaltigkeits- und Effizienzziele in der Automobilbranche schneller und effizienter zu erreichen“, sagte Siemens-Industrievorstand Cedrik Neike am Dienstag laut Mitteilung. Dazu müssten Autobauer, Zulieferer und Ausrüster zusammenarbeiten.

SAP-Chef Christian Klein ergänzte, Catena-X könne helfen die Qualität und Effizienz für alle beteiligten Unternehmen zu verbessern. Nutzer des Netzwerks hätten Zugang zu einem breiten Portfolio von SAP-Lösungen zum Beispiel für die Rückverfolgbarkeit von Produkten über mehrere Parteien in der Lieferkette hinweg. „Cofinity-X ist ein weiterer wichtiger Meilenstein in diesem Pionierprojekt, zu dem wir gerne beitragen.“

Der Überblick über die Daten endet oft am Werkstor

Die Catena-X-Initiative ist nach Angaben der Initiatoren in der Branche auf großes Interesse gestoßen. „Wir wollen das Projekt jetzt in die Umsetzung bringen. Wichtig ist es, erst einmal loszulegen“, sagte Rainer Brehm, Head of Factory Automation bei Siemens, dem Handelsblatt. Je mehr Angebote auf dem Marktplatz seien, desto interessanter werde er für weitere Teilnehmer.

Ein großes Thema der Initiative ist Nachhaltigkeit. Die digitale Plattform soll etwa den Einstieg in die Kreislaufwirtschaft erleichtern. Die zunehmenden Anforderungen zur Rückverfolgbarkeit aller Materialen sei einer der Schlüsselfaktoren für Cofinity-X, sagte Alexander Schleicher, Geschäftsführer des neuen Projekts.

Der Datenaustausch ist bislang nicht einfach. Jeder Konzern hat sein eigenes Netzwerk von Zulieferern samt eigener IT-Systeme und Datenstandards. Der Überblick endet daher oft am Werkstor, spätestens beim direkten Zulieferer. Zudem scheuen sich viele Firmen, zu viele Daten mit anderen Unternehmen zu teilen.

Die Cloud-Plattform soll dabei die Infrastruktur schaffen, um den Datenaustausch zu erleichtern. „Die Daten bleiben bei den Unternehmen“, sagte Oliver Ganser, der bei BMW das Programm „Data Driven Value Chain“ leitet. Ein Regelwerk soll für Datensouveränität sorgen.

Ein Datenportal soll künftig zum Beispiel für die Kreislaufwirtschaft mithilfe der Daten von Zulieferern einen genauen Überblick verschaffen, welche Komponenten in einem Fahrzeug verbaut sind. Das geht bis hin zu den Rohstoffen, die im Akku verarbeitet werden.

Wenn ein Auto aus dem Verkehr gezogen wird, sollen Hersteller, Zulieferer und Recyclingunternehmen über Catena-X genaue Informationen über die verwendeten Rohstoffe und Komponenten erhalten. Die Recyclingquote, nach Angaben von Catena-X liegt sie derzeit bei 20 Prozent, könnte dadurch deutlich steigen.

Die beteiligten Unternehmen sehen in dem Projekt auch Geschäftschancen. „Auch Siemens wird Applikationen auf die Plattform bringen“, sagte Brehm. So werde der Konzern eine App anbieten, die entwickelt wurde, um den CO2-Fußabdruck von Produkten zu ermitteln.

Erste Produkte und Dienstleistungen ab Ende April verfügbar

Die neue Betreibergesellschaft Cofinity-X will insbesondere kleineren und mittelständischen Zulieferern einen einfachen Einstieg in das Catena-X-Datenökosystem verschaffen. Die ersten Produkte und Dienstleistungen sollen ab Ende April verfügbar sein.

Nominell ist Catena-X Teil von Gaia-X, dem europäischen Projekt für den Aufbau einer digitalen Infrastruktur. Deren Ziel ist die technische Souveränität. In diesem Zuge erhält das Konsortium staatliche Unterstützung: Die Förderung beläuft sich laut früheren Angaben auf 105 Millionen Euro, die an die Unternehmen fließen, die in die Entwicklung investieren.

Siemens-Experte Brehm kann sich vorstellen, dass das Modell Vorbild für ähnliche Plattformen in anderen Industrien sein kann: „Andere Branchen wie der Maschinenbau sehen sich das genau an.“

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