Nach starken Zahlen im dritten Quartal hat Merck die Gewinnprognose weiter angehoben. Bis 2025 soll der Umsatz um ein Fünftel auf 25 Milliarden Euro wachsen.
Frankfurt Die Geschäfte mit Halbleitermaterialien und Vorprodukten für die Biotech- und Pharmaindustrie sowie einige Neuentwicklungen der Pharmasparte erweisen sich für die Darmstädter Merck-Gruppe weiterhin als sehr starke Wachstumstreiber, die Schwächen in einigen anderen Sparten deutlich überkompensieren.
Das machen die detaillierten Quartalszahlen deutlich, die der Spezialchemie- und Pharmakonzern am Donnerstagmorgen veröffentlichte. Merck-Chefin Belén Garijo versprach zugleich weiteres Wachstum auch für die kommenden Jahre. „2021 ist nur das Präludium für eine neue Wachstumsära von Merck. Unser Momentum ist superstark“, sagte Garijo. Bis 2025 will der Darmstädter Konzern nun den Umsatz auf 25 Milliarden Euro steigern und damit im Schnitt um durchschnittlich eine Milliarde Euro pro Jahr zulegen. Die aktuellen Wachstumstreiber sollen dabei etwa 80 Prozent des Wachstums liefern.
Bereits vor einer Woche hatte Merck seine Jahresprognose für 2021 angehoben. Das Unternehmen rechnet jetzt mit bis zu 19,8 Milliarden Euro Umsatz und einem Gewinn je Aktie von 8,50 bis neun Euro. Das entspricht einem adjustierten Reingewinn von 3,7 bis 3,9 Milliarden Euro und einem Zuwachs gegenüber dem Vorjahr von 27 bis 34 Prozent.
Das um verschiedene Sonderfaktoren bereinigte Betriebsergebnis vor Abschreibungen (Ebitda), das Merck ebenfalls als wichtigen Performance-Indikator betrachtet, erwartet der Konzern nun bei 6,0 bis 6,3 Milliarden Euro, gegenüber bisher prognostizierten 5,6 bis 6,0 Milliarden Euro. Die Merck-Aktie notierte am Donnerstagmorgen nahezu unverändert bei 206 Euro. Seit Jahresbeginn hat sie allerdings bereits fast 50 Prozent an Wert gewonnen.
Im dritten Quartal hat der Konzern seinen Umsatz um 11,7 Prozent auf knapp fünf Milliarden Euro gesteigert. Das bereinigte Ebitda dagegen lag mit 1,55 Milliarden Euro unter dem Vorjahreswert von 1,7 Milliarden Euro, ebenso wie der bereinigte Gewinn je Aktie, der von 2,34 auf 2,24 Euro schrumpfte. Hier machte sich bemerkbar, dass Merck im Vorjahr einen Ergebnisbeitrag von 365 Millionen Euro aus der Auflösung von Rückstellungen für einen Patentstreit im bereinigten Ergebnis verbucht hatte. Dieser Effekt hat sich 2021 nicht wiederholt.
Für die ersten neun Monate weist der Konzern eine Umsatzsteigerung um zwölf Prozent auf 14,5 Milliarden Euro aus. Der Betriebsgewinn legte um ein Drittel auf 3,14 Milliarden Euro zu, der Nettogewinn sogar um 45 Prozent auf 2,2 Milliarden Euro.
Noch stärker ist die Cashflow-Entwicklung bei Merck. Der Mittelzufluss aus dem operativen Geschäft stieg um zwei Drittel auf 3,6 Milliarden Euro. Der Free Cashflow verbesserte sich trotz steigender Investitionen von 1,3 auf 2,4 Milliarden Euro in den ersten neun Monaten. Der Darmstädter Konzern generiert damit inzwischen deutlich mehr freien Cashflow als die weitaus größeren Konkurrenten BASF und Bayer.
Dem Darmstädter Konzern kommt derzeit vor allem sein umfangreiches Geschäft mit Reagenzien und Vormaterialien für die Biotechnologie und die Pharmaproduktion zugute. Dazu gehören insbesondere auch Vorprodukte für die Impfstoffproduktion, darunter die Lipide für den mRNA-Impfstoff von Biontech.
Die Sparte „Life Science“, in der diese Geschäfte gebündelt sind, legte im dritten Quartal um 17 Prozent und in den ersten neun Monaten um 20 Prozent zu. Das operative Ergebnis (Ebit) der Sparte verbesserte sich um fast zwei Drittel auf 1,8 Milliarden Euro. Sie trägt damit inzwischen gut die Hälfte zum operativen Gewinn von Merck bei.
Das Geschäft im Zusammenhang mit der Covidpandemie, darunter vor allem Vorprodukte für Impfstoffe, trägt nach Merck-Angaben etwa zwei Drittel zum Wachstum der Life-Science-Sparte bei und dürfte im laufenden Jahr insgesamt etwa 1,1 Milliarden Euro Umsatz generieren.
Der Konzern beliefert unter anderem 18 Impfstoffhersteller und Entwickler. Für 2022 rechnet Merck noch mit 900 Millionen Euro Umsatz in dem Bereich. „Impfstoffe dürften auf jeden Fall ein sehr wichtiger Teil der Pandemiebekämpfung bleiben“, schätzt Firmenchefin Garijo.
Im Bereich Electronics, der das Spezialchemiegeschäft des Merck-Konzerns repräsentiert, hat ein 20-prozentiges Umsatzwachstum bei Halbleitermaterialien weitere Einbußen im Geschäft mit Display-Materialien (Flüssigkristalle, Oleds) überkompensiert. Merck hatte den Halbleiterbereich in den letzten Jahren gezielt erweitert, so unter anderem durch die Übernahme des US-Unternehmens Versum Materials. Das macht sich nun angesichts des Halbleiterbooms bezahlt für den Darmstädter Konzern. Gleichzeitig verbuchte auch das Pigmentgeschäft kräftiges Wachstum gegenüber dem pandemiebedingt schwachen Vorjahreswert.
Im Pharmabereich wiederum sorgen die in den letzten Jahren neu eingeführten Medikamente Bavencio (Krebs) und Mavenclad (Multiple Sklerose) für Schub. Hier wuchs der Umsatz in den ersten neun Monaten insgesamt um sechs Prozent auf 5,2 Milliarden Euro, während sich das Ebit aufgrund des positiven Sondereffekts im Vorjahr um sieben Prozent auf 1,4 Milliarden Euro verringerte.
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