PremiumNach Abweichungen bei Autoschläuchen hat Continental auch bei Industrieschläuchen Manipulationen festgestellt. Das Unternehmen setzt den Verkauf aus.
Continental-Produktion (Archiv)
Bestimmte Schläuche für die Industrie, die die Sparte Contitech fertigt, halten Prüfnormen nicht ein.
Bild: dpa
Düsseldorf Continentals Probleme bei Schlauchprodukten sind größer als angenommen. Der Zulieferer hat nach einer internen Untersuchung festgestellt, dass neben Autoschläuchen für Klimaanlagen auch bei speziellen Schläuchen für industrielle Zwecke manipuliert wurde.
Die Schläuche, die im Maschinenbau, dem chemischen Gewerbe und Getränkeindustrie eingesetzt werden, halten bestimmte DIN- und ISO-Normen für Prüfprozesse nicht ein, teilte das Unternehmen am Montag mit. Rund 2000 unterschiedliche Schlauchtypen seien nicht durchgängig mit der vorgegebenen Frequenz geprüft worden.
„Wir sind in unserem Unternehmensbereich Contitech in der Produktion von Schläuchen und Leitungen den Anforderungen nicht gerecht geworden. Das entspricht nicht unserem unternehmensweiten Selbstverständnis“, teilt Konzernchef Nikolai Setzer mit.
Die entsprechenden Schläuche wurden am Contitech-Standort in Korbach gefertigt. Die dortige Schlauchproduktion trägt mit einem mittleren zweistelligen Millionenbetrag zum Konzernumsatz bei, teilt das Unternehmen mit. Unklar ist noch, seit wann die betroffenen Schläuche die Normen nicht einhalten.
Als Vorsichtsmaßnahme hat Continental nach eigenen Angaben den Verkauf und die Auslieferung der betroffenen Schläuche aus Korbach ausgesetzt, bis die vollständige Einhaltung der Prüfprozesse sichergestellt ist.
Continental-Chef Setzer sagte, es gehe jetzt darum, das Vertrauen der Kunden wieder zurückzugewinnen. „Wir werden alle dafür erforderlichen Schritte unternehmen.“
Konsequenzen hat der Dax-Konzern bereits nach Manipulationen von Autoschläuchen für Klimaanlagen gezogen. Hier waren in einem Zeitraum von 15 Jahren an Autokunden wie BMW, Mercedes und Volkswagen Schläuche geliefert worden, die nicht die erforderlichen Sauberkeitswerte eingehalten hatten.
Um die Qualitätsmängel zu kaschieren, sollen Testergebnisse im großen Stil manipuliert worden sein, wie der „Spiegel“ vorab unter Berufung auf eine interne Untersuchung des Konzerns berichtete. Beteiligte Führungskräfte mussten in diesem Zuge das Unternehmen verlassen.
Einen Zusammenhang zwischen den Schlauchmanipulationen und dem Abgang des ehemaligen Contitech-Vorstands Hans-Jürgen Duensing, der von Mai 2015 bis Mai 2021 die Industriesparte geleitet hat, soll es einem Sprecher zufolge nicht geben.
Das Unternehmen hatte betont, dass bei den betroffenen Klimaschläuchen zu keiner Zeit Gefahr für die Fahrzeuginsassen, die Sicherheit im Straßenverkehr oder die Umwelt bestanden habe. Ein Rückruf der betroffenen Fahrzeuge sei nicht nötig, erklärte ein Conti-Sprecher.
Die Staatsanwaltschaft Hannover ist über den Fall in Kenntnis gesetzt. Eine Sprecherin der Behörde sagte auf Anfrage, der Fall sei nicht Gegenstand des laufenden Ermittlungsverfahrens gegen Continental.
Die Staatsanwaltschaft hatte ihre schon länger laufenden Ermittlungen im Dieselskandal im vergangenen Herbst auf Ex-Konzernchef Elmar Degenhart, den abberufenen Finanzvorstand Wolfgang Schäfer sowie einen früheren Vorstand der ehemaligen Sparte Powertrain ausgeweitet. Inzwischen hat sich die Zahl der Beschuldigten in diesem Verfahren nach Angaben der Ermittlungsbehörde auf 61 erhöht.
Erstpublikation: 26.09.2022, 13:27 Uhr.
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