Der Corona-„Totimpfstoff“ des Biotech-Unternehmens Valneva schützt offenbar auch vor einer Omikron-Infektion. Er könnte einige Impfgegner vielleicht doch noch umstimmen.
Mitarbeiterin des Impfstoffherstellers Valneva:
Rund 60 Millionen Dosen des Impfstoffs kommen in die EU-Länder, wenn das Mittel zugelassen wird.
Bild: Reuters
Düsseldorf Der vor der Zulassung stehende Covid-19-Impfstoff des Herstellers Valneva zeigt eine hohe Wirksamkeit auch gegen die Omikron-Variante. Das haben nach Angaben des französisch-österreichischen Unternehmens Laborstudien an Blutseren ergeben. 87 Prozent der Serumproben nach einer dritten Dosis hätten neutralisierende Antikörper gegen die aktuell grassierende Variante aufgewiesen.
Die neuen Daten könnten Valneva im laufenden Zulassungsverfahren bei der europäischen Medizinbehörde Ema voranbringen. Bei dem Valneva-Vakzin handelt es sich um einen sogenannten Totimpfstoff, der auch Impfskeptiker noch überzeugen könnte. Die Firma geht davon aus, noch im ersten Quartal 2022 eine Freigabe für den neuen Impfstoff zu bekommen.
Ein Totimpfstoff enthält inaktivierte originale Coronaviren, die eine Immunreaktion im Körper auslösen. Die aktuell verwendeten mRNA-Impfstoffe von Biontech und Moderna hingegen sorgen mit einem eingeschleusten Bauplan dafür, dass im Körper ein kleiner Teil des Virus hergestellt wird und so das Immunsystem anschlägt.
An der Pariser Börse haben die News der Valneva-Aktie einen kräftigen Schub gegeben. Der Kurs notierte am Mittag um 22 Prozent höher bei 16,90 Euro. Die Aktie erlebt damit eine Achterbahnfahrt: Am Dienstag war der Kurs um acht Prozent abgerutscht, weil die Ema zusätzliche Daten beim Hersteller angefordert hatte.
Nun steigt die Zuversicht wieder, dass noch bis Ende März ein weiterer Coronaimpfstoff auf den Markt kommen könnte. Das Mittel werde seinen Platz im Kampf gegen Covid-19 finden, kommentierte Analyst Damien Choplain vom Analysehaus Kepler Cheuvreux. Die neuen Daten hätten das breite Schutzspektrum auch gegen Mutationen untermauert.
Valneva hinkt zwar mit der Impfstoffentwicklung zahlreichen Herstellern hinterher. Neben den dominierenden Lieferanten wie Biontech und Moderna bekam zuletzt auch das Mittel des US-Biotech-Unternehmens Novavax die Zulassung in Europa. Die Amerikaner wollen bis Jahresmitte rund 69 Millionen Dosen in die EU-Länder liefern.
Impfdosen sind in Summe also ausreichend vorhanden. Dennoch könnte auch das Vakzin von Valneva zu einem breiteren Einsatz kommen. Denn das Mittel könnte auch Impfskeptiker überzeugen, die Vorbehalte gegen die bislang eingesetzten Vakzine haben.
Gegner sehen den Einsatz neuartiger mRNA-Impfstoffe wegen der kurzen Entwicklung- und Zulassungszeit skeptisch, selbst wenn die mittlerweile vorliegenden Daten aus milliardenfachen Impfungen aus Sicht von Medizinern für die Sicherheit der Mittel sprechen.
Darüber hinaus gibt es Vorbehalte gegen die Gentechnik, die bei vielen Impfstoffen zum Einsatz kommt. Tatsächlich setzen Hersteller wie Biontech, Astra-Zeneca oder Moderna gentechnische Methoden ein. Das passiert aber nur im ersten Schritt vor der maschinellen Produktion der Vakzin-Bestandteile. Bei der Wirkung der Mittel im Körper findet kein Eingriff ins Erbgut des Menschen statt.
Beim Totimpfstoff wird dagegen eine altbewährte und vielfach getestete Technologie des Impfens eingesetzt. Ein Vorteil des Totimpfstoffs könnte dabei seine breite Wirkung sein. Denn er sorgt für eine breite Immunreaktion gegen das Virus und nicht nur gegen einzelne Bestandteile. Wie gut das in den vorgelegten Studien von Valneva funktioniert hat, prüft die Arzneibehörde Ema noch.
Da die EU-Kommission auf mehrere Technologien beim Impfen setzt, hat sie sich für den Einsatz in den EU-Ländern bereits Kapazitäten bei Valneva gesichert. Kommt die Zulassung in Europa, würden die Franzosen im zweiten und dritten Quartal rund 24 Millionen Dosen ausliefern. Bis zum Jahr 2023 sind 60 Millionen Dosen möglich.
Auf tippen, dann auf „Zum Home-Bildschirm“ hinzufügen.
Auf tippen, dann „Zum Startbildschirm“ hinzufügen.
×