Der Motorenbauer präsentiert sein neues Strategieprogramm. Neben Investitionen in klimaneutrale Technologien soll die klassische Verbrennersparte gestärkt werden.
Deutz AG
Die Deutz AG plant, ihre Standorte international zu stärken und vor allem in den USA und Europa zu erweitern.
Bild: DEUTZ AG
Düsseldorf Als sich Sebastian Schulte bei seinen Mitarbeitern für das „starke Jahr 2022“ bedankt, bricht in der Kantine des Unternehmens Applaus aus. Der Vorstandsvorsitzende der Deutz AG präsentierte am Donnerstag das Strategieprogramm „Dual+“. Allein der Umsatz im Servicegeschäft des ältesten Motorenbauers der Welt soll auf 500 Millionen Euro gesteigert werden.
Erreichen will Schulte dies mit einem weltweiten Ausbau des Servicegeschäfts sowie über Zukäufe und Konsolidierungen. Zudem sollen mehr als 100 Millionen Euro in den kommenden drei Jahren in das Segment „Green“ investiert werden, mit dem alternative Antriebe wie E-Motoren, der Einsatz von Wasserstoff und synthetischen Kraftstoffen entwickelt werden sollen.
Am Tag zuvor wurde das Vorstandsmandat von Schulte vorzeitig um fünf Jahre verlängert. Unter seiner Führung habe der Kölner Konzern im vergangenen Jahr das Strategieprogramm „Powering Progress“ erfolgreich eingeleitet, heißt es vom Unternehmen. Bis 2050 will die Firma klimaneutral werden.
Deutz-Motoren treiben vor allem Maschinen an, die erhebliche CO2-Emissionen verursachen. Doch ganz von der Verbrennertechnologie verabschieden will Schulte sich noch nicht: „Wir werden auch weiterhin den Verbrennungsmotor brauchen.“
Vor allem in der Landwirtschaft und im Schwerlastbereich seien die Antriebe weiterhin nötig, die Transformation hin zu klimaneutralen Produkten laufe in diesen Bereichen nur langsam an. Die Motorenproduktion soll auf 200.000 Stück im Jahr erhöht werden – im Jahr 2022 hatte die Deutz AG etwa 180.000 Einheiten gebaut und verkauft.
Die Deutz AG plant, ihre Standorte international zu stärken und zu erweitern. Obwohl Schulte nicht die Pläne seines Vorgängers einer starken Expansion in China teilt, will er das Unternehmen nicht völlig von der Volksrepublik abkoppeln. „Auf den chinesischen Markt lässt sich nicht verzichten“, sagt der Manager.
Deutz AG Produktion
Deutz-Motoren treiben vor allem Maschinen an, die aktuell noch erhebliche CO2-Emissionen verursachen. Doch ganz von der Verbrennertechnologie verabschieden will sich die Firma nicht.
Bild: Deutz AG
„Fest steht: Wir werden in Deutschland keine E-Motoren oder Zellen selber bauen, sondern diese Komponenten zukaufen.“ Vor allem die Zulieferer des Unternehmens seien im Hinblick auf die Elektrifizierung häufig an den chinesischen Markt gebunden. Dennoch wolle er das Unternehmen nicht zu stark von China abhängig machen. „Der europäische Markt ist für uns mit Abstand der größte, gefolgt von den USA.“
Erweitern will Schulte vor allem die europäischen und US-amerikanischen Standorte, doch in der kommenden Dekade müssten auch Märkte wie Indien, Südamerika und Afrika in den Fokus rücken. Das Ziel: Bis zum Jahr 2030 will die Deutz AG unter den Top drei der unabhängigen Motorenhersteller weltweit sein und die Ebit-Marge auf acht Prozent steigern – derzeit sind es sechs.
Die Umgestaltung der Mobilität sei für die Branche eine enorme Aufgabe und gleichzeitig eine wirtschaftliche Chance, sagt Schulte. „Die Branchen, die wir beliefern, stecken mitten in einer grundlegenden Transformation hin zu mehr Klimaneutralität.“
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Schulte steht seit etwa einem Jahr an der Spitze der Deutz AG. Im vergangenen Jahr wurde der gesamte Vorstand neu aufgestellt. Denn im Frühjahr 2022 verkrachte sich die Führung des Motorenbauers wegen der Berufung einer Frau in den Vorstand. Es ist gesetzlich vorgeschrieben, dass es bei börsennotierten und mitbestimmten Unternehmen mit mehr als drei Vorständen mindestens eine Vorständin gibt.
Im vergangenen November zog mit Petra Mayer eine Frau in den Vorstand ein und verantwortet das neu geschaffene Produktionsressort. „Ich fühle mich, als würde ich bereits zehn Jahre hier arbeiten,“ erklärte Mayer bei der Strategieverkündung. Der vorherige CEO Frank Hiller und Aufsichtsratschef Bernd Bohr wurden ersetzt.
Erstveröffentlichung: 19.01.23, 14:49 Uhr.
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