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27.09.2021

15:03

E-Auto-Hersteller

20-Milliarden-Dollar-Bewertung: Polestar geht via Spac an die Börse

Von: Helmut Steuer

Der chinesische Elektroautobauer mit Sitz in Schweden geht über eine Mantelgesellschaft an die Börse. Über den Schritt war bereits seit längerer Zeit spekuliert worden.

Das Modell soll dem Tesla Model 3 Konkurrenz machen, doch es konnte in Tests nicht vollends überzeugen. Reuters

Polestar 2

Das Modell soll dem Tesla Model 3 Konkurrenz machen, doch es konnte in Tests nicht vollends überzeugen.

Stockholm Der chinesische Hersteller von Elektroautos, Polestar, geht via Spac an die Börse. Das bestätigte ein Unternehmenssprecher am Montag. Ein Spac (Special Purpose Acquisition Company) ist eine sogenannte Mantelgesellschaft, die zunächst über einen Börsengang Geld bei Investoren einsammelt, um später ein anderes Unternehmen zu übernehmen. Polestar wird über das Spac der Investmentfirma Gores Guggenheim an der Nasdaq-Börse in New York notiert. Der Elektroautohersteller wird den Angaben zufolge mit rund 20 Milliarden Dollar bewertet.

„Das ist eine wirklich spannende Zeit für Polestar“, sagte der deutsche Polestar-Chef Thomas Ingenlath. „Der vorgeschlagene Deal und die Börsennotierung positionieren Polestar als eine finanziell stabile, zukunftsorientierte Elektroautomarke.“ Alec Gores, Chef von Gores Guggenheim, bezeichnet Polestar als einen besonderen Premium-Hersteller von Elektrofahrzeugen: „Das Unternehmen unterscheidet sich deutlich von anderen Produzenten wegen seiner Premium-Modelle.“

Polestar wurde 2017 von Volvo und Geely gegründet. Da sich Volvo seit 2010 zu 100 Prozent im Besitz des chinesischen Autobauers Geely befindet, ist auch Polestar ein chinesisches Unternehmen, das seinen Sitz im schwedischen Göteborg hat. Bislang hat es mit dem Polestar 1 und dem Polestar 2 zwei Modelle auf den Markt gebracht. Bis 2024 will Polestar drei weitere Modelle präsentieren.

Im vergangenen Jahr verkaufte Polestar weltweit rund 10.000 Fahrzeuge. Ab 2025 hofft das Unternehmen, jährlich bis zu 290.000 Elektroautos absetzen zu können. Nach der Bekanntgabe des geplanten Börsengangs via Spac stieg der Kurs von Gores Guggenheim im New Yorker Vorhandel um mehr als 20 Prozent.

Dass Polestar frisches Kapital braucht, war schon länger bekannt. Bei der Gründung hatten Geely und Volvo insgesamt 640 Millionen Euro in das neue Unternehmen gesteckt. Auf Dauer nicht genug, denn die Entwicklung von Elektroautos und der Aufbau eines Vertriebsnetzes verschlingen Milliarden. Deshalb war es absehbar, dass die Polestar-Eigner nach weiteren Finanzierungsmöglichkeiten Ausschau halten würden. In diesem Frühjahr sammelte Polestar 550 Millionen Dollar von einer Investorengruppe aus China und Südkorea ein.

Gleichzeitig mehrten sich die Zeichen für einen Börsengang. Geely-Gründer, Hauptaktionär und Aufsichtsratschef Li Shufu hatte zuletzt immer wieder deutlich gemacht, dass die weit verschachtelte Gruppe für die weitere Expansion frisches Kapital benötigt.

Aus für den Verbrenner

Zu der Geely Holding gehören mehr als zehn Pkw- und Kleinlaster-Marken. Neben Volvo und Polestar zählen Geely Auto, Lotus, Lynk & Co, Zeekr sowie Smart – ein Joint Venture mit Mercedes-Benz – dazu. Die meisten Modelle sollen künftig elektrisch betrieben oder mit einem Hybridantrieb ausgerüstet werden.

Volvo hat angekündigt, ab 2030 keine Modelle mit Verbrennungsmotoren mehr zu produzieren. Und auch Polestar setzt konsequent auf die Elektrifizierung. Die Produktion des Polestar 1 mit seinem Hybrid-Antrieb wird noch in diesem Jahr auslaufen. Der Polestar 2 ist ein reiner Stromer – und auch die nächsten Modelle Polestar 3 und Polestar Precept fahren ausschließlich elektrisch.

Die Entwicklungsabteilung befindet sich zwar immer noch in Göteborg, produziert werden die Polestar-Modelle 1 und 2 aber ausschließlich in China. Der aktuelle Polestar 2 will mit dem Tesla Model 3 konkurrieren, hat aber in mehreren Tests nicht vollständig überzeugen können. Kritikpunkte waren vor allem seine geringe Reichweite und die fehleranfällige Software. Im vergangenen Jahr musste das Unternehmen sämtliche ausgelieferten Wagen wegen fehlerhafter Komponenten in die Werkstätten zurückrufen.

Die Entwicklung eines neuen Modells ist äußerst kostspielig, auch wenn Polestar auf die Volvo- und Geely-Technik zurückgreifen kann. Das hat bereits Volvo feststellen müssen. Um sich frisches Kapital besorgen zu können, liebäugelte auch Volvo-Chef Hakan Samuelsson seit Längerem mit einem Börsengang des Pkw-Herstellers. Man brauche Zugang zu den Finanzmärkten, um die Umstellung zu einem reinen E-Auto-Hersteller finanzieren zu können.

2008 war es fast so weit, doch der Börsengang wurde kurzfristig abgesagt. Seitdem gab es immer wieder Spekulationen über einen erneuten Versuch, den chinesischen Autohersteller mit schwedischem Image an die Börse zu bringen.

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