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24.02.2023

00:06

Elektro-Start-ups

Lucid, Nikola und Lordstown verfehlen Produktionsziele

Von: Felix Holtermann

Die Hersteller von Elektro-Pkws und -Lkws sind mit großem Hype an die Börse gegangen. Nun sinken die Aktien auf Tiefstände nach verfehlten Auslieferungszielen und technischen Problemen.

Der US-Hersteller Nikola muss dringend seine Verkäufe steigern. Reuters

Truck von Iveco und Nikola

Der US-Hersteller Nikola muss dringend seine Verkäufe steigern.

New York Starke Nerven mussten Aktionäre von US-Elektro-Start-ups am Donnerstag aufweisen: Bis Börsenschluss sanken die Aktien von Lucid, Nikola und Lordstown auf neue Tiefstände.

Für Lucid ging es an der Wall Street um knapp zwölf Prozent abwärts auf 8,79 Dollar. Nikola-Aktien sanken um rund sechs Prozent auf 2,20 Dollar. Lordstown-Papiere fielen um mehr als elf Prozent auf 1,09 Dollar.

Die Papiere der einst heiß gehandelten Hersteller von E-Pkws, E-Lkws und E-Pick-up-Trucks nähern sich damit gefährlich ihrem jeweiligen Allzeittief. Zum Teil ging es auch im nachbörslichen Handel weiter abwärts.

Alle drei Start-ups waren mithilfe sogenannter Spacs, neuartiger Börsenvehikel, an die Börse gelangt. Für die Aktionäre erwiesen sich die Investments nach zwischenzeitlichen Höchstständen kaum als nachhaltig. Allein die Nikola-Aktien waren im Juni 2020 bis auf 65 Dollar gestiegen, haben diesen Wert dann aber nie wieder erreicht. So unterschiedlich die Firmen sind: Der Absturz am Donnerstag lässt sich bei allen dreien mit verfehlten Jahreszielen für 2022 erklären – und einem gedämpften Ausblick.

Lucid-Auslieferungen weit unter Plan

Lucid von Ex-Tesla-Ingenieur Peter Rawlinson aus Kalifornien konnte nur 7180 seiner Air-Limousinen absetzen und erreicht damit nur etwas mehr als ein Drittel der ursprünglich geplanten Jahresproduktion.

Die Aussichten für 2023 sind nicht viel besser. Die Lucid-Aktien brachen ein, nachdem das Unternehmen für dieses Jahr nur eine Produktion von bis zu 14.000 Fahrzeugen prognostizierte. Hintergrund ist auch ein durch Tesla ausgelöster Preiskrieg in der Branche. Der Elektropionier Tesla produzierte im abgelaufenen Jahr ganze 1,37 Millionen Fahrzeuge.

Der Jahresumsatz von Lucid betrug 2022 mehr als 608 Millionen Dollar, nach 27 Millionen Dollar im Vorjahr. Der Nettoverlust sank auf 1,3 Milliarden Dollar, nach 2,5 Milliarden Dollar im Vorjahr. „Das vergangene Jahr war für alle eine Herausforderung“, erklärte Rawlinson. „Unser Ziel für 2023 ist es, unsere Vertriebs- und Marketinganstrengungen zu verstärken.“

Nikola kämpft mit der Produktion

Nikola aus Arizona produzierte im vergangenen Jahr 133 Elektro-Lkw des Typs Tre BEV, etwa ein Viertel der Zahl, die das Unternehmen ursprünglich geplant hatte. Nikola lieferte zudem nur 20 Trucks an Händler aus, weil die Nachfrage stark sank. Das Unternehmen hatte seine Auslieferungsprognose im vergangenen Jahr zweimal gesenkt und ist immer noch hinter den 300 Auslieferungen zurückgeblieben, die es im November vorausgesagt hatte.

Die Höchststände nach Börsengang erreichte Lucid nie wieder. Reuters

Lucid Motors

Die Höchststände nach Börsengang erreichte Lucid nie wieder.

Auch für 2023 rechnet Nikola nicht mit einem starken Wachstum. Das Unternehmen teilte mit, dass es 2023 zwischen 250 und 350 batteriebetriebene Lkw ausliefern wolle. Die größten Hoffnungen ruhen bei Nikola inzwischen auf dem Wasserstoff-Truck Tre FCEV, dessen Produktion im zweiten Halbjahr anlaufen soll. Wenn alles gut geht, sollen zum Jahresende 125 bis 150 Wasserstoff-Lkw ausgeliefert werden.

Nikola baut unter anderem mehrere Wasserstoff-Hubs auf, um der neuen Technik zum Durchbruch zu verhelfen. Dazu gehören auch mobile Wasserstofftankstellen. „Insgesamt haben wir sowohl an der Lkw- als auch an der Energieinfrastruktur-Front bedeutende Fortschritte gemacht“, erklärte Nikola-Chef Michael Lohscheller am Donnerstag. Der Vertrieb werde verstärkt.

Zudem wolle Nikola mit der Installation einer automatisierten Montagelinie für Batteriepacks beginnen. Bis zum vierten Quartal des Jahres sollen dadurch für jeden E-Truck Kosten in Höhe von etwa 105.000 Dollar bei den Batteriemodulen eingespart werden.

Nikola will zudem seine Kosten senken. Der Umsatz im vierten Quartal 2022 hatte lediglich 6,5 Millionen Dollar erreicht, Analysten hatten fast mit dem Fünffachen gerechnet. Der Verlust je Aktie lag bei 37 Dollar-Cent, was immerhin niedriger lag als erwartet.

Lordstown stoppt Produktion

Die negativsten Nachrichten kamen am Donnerstag vom Elektro-Pick-up-Start-up Lordstown aus Ohio. Der Hersteller gab bekannt, dass er die Produktion und die Auslieferung an Kunden seit Januar aufgrund von Leistungs- und Qualitätsproblemen pausiert hat. Auch mussten 19 Fahrzeuge zurückgerufen werden.

Lordstown Motors baute 2022 zudem nur 31 Endurance-Pick-ups, einen Bruchteil der 500, die man sich vorgenommen hatte. „Unser erfahrenes Team hat zwar erhebliche Fortschritte bei der Behebung der zugrunde liegenden Probleme mit Komponenten und Fahrzeug-Subsystemen gemacht, die den Zeitplan für den Bau des Endurance beeinträchtigen“, erklärte Lordstown-Chef Edward Hightower am Donnerstag. Dennoch wolle man mögliche Probleme nun zuerst lösen, bevor man „die Auslieferungen an Kunden wieder“ aufnehme. Seine Jahresbilanz 2022 will Lordstown am 6. März vorlegen. Dann soll es ein Update zum Stand der Probleme geben.

Die Beispiele zeigen, dass die „Produktionshölle“, das kostspielige und riskante Hochfahren der Produktion, nach wie vor das größte Problem für die einst heiß gehandelten US-Elektro-Start-ups darstellt. Die Konkurrenz schläft zudem nicht: Klassische Autohersteller wie Ford oder GM feiern mit vollelektrischen Varianten zum Beispiel ihrer beliebten Pick-up-Trucks Auslieferungsrekorde.

Mit Agenturmaterial.

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