Der größte amerikanische Autobauer verfehlt seine Jahresprognose deutlich. Die Aktie gibt rund sieben Prozent nach. Bei Fragen zum Kölner Werk weicht Ford-Chef Jim Farley aus.
New York Ford ist im vergangenen Jahr beim Gewinn deutlich hinter den eigenen Vorhersagen zurückgeblieben. Der operative Gewinn habe 10,4 Milliarden Dollar betragen, teilte der zweitgrößte US-Autobauer am Donnerstagabend mit. Das Unternehmen selbst hatte 11,5 bis 12,5 Milliarden Dollar vorhergesagt. „Wir hätten im vergangenen Jahr viel besser abschneiden müssen“, erklärte Konzernchef Jim Farley. Der Konzern habe „etwa zwei Milliarden Dollar an Profit auf dem Tisch liegen lassen“.
Der Umsatz im vierten Quartal stieg auf 44 Milliarden Dollar nach 37,7 Milliarden im Vorjahreszeitraum. Der Nettogewinn fiel im Schlussquartal um knapp 90 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum auf 1,3 Milliarden Dollar. Die Ford-Aktie gab im nachbörslichen Handel rund sieben Prozent nach.
Das Ergebnis ist besonders bitter vor dem Hintergrund der starken Zahlen, die der Detroiter Rivale GM am Dienstag vorgelegt hatte. Der Autobauer hatte 2022 besonders viel Erfolg dabei, margenstarke – teure – Fahrzeuge zu verkaufen. Der Umsatz stieg im Schlussquartal um ein Viertel, die Aktie stieg mit.
Ford hingegen hatte Ende 2022 unter anderem unter der Schließung des Robotaxi-Start-ups Argo AI gelitten, das der Konzern gemeinsam mit Volkswagen betrieben hatte. Ford musste sein Investment in Argo AI abschreiben und setzte 2,7 Milliarden Dollar in den Sand.
Finanzchef John Lawler begründete die verfehlte Gewinnprognose größtenteils mit dem anhaltenden Mangel an Computerchips. „Ich weiß, dass viel darüber gesprochen wurde, dass die Chipkrise vorbei sei“, sagte Lawler. Aber bei den größeren, älteren Chips, die die Autoindustrie hauptsächlich verwende, gebe es weiter Kapazitätsengpässe. Zudem müsse die Kostenstruktur von Ford gestrafft werden. Die Ineffizienzen kosteten 25 bis 30 Prozent jedes ausgegebenen Dollars. Daher müsse die Produktivität steigen.
Kaum Klarheit gab es in der Analystenkonferenz zur Zukunft des deutschen Ford-Werks in Köln. Das Geschäft in Europa sei „stark“, erklärte Farley auf Nachfrage, und verwies auf das neue Werk in Rumänien.
Künftig müsse entschieden werden, „wie viele Ingenieure, wie viele Leute wir in Europa und wie viel Profil wir bei den Personenkraftwagen brauchen“. Die Elektrifizierung des Kölner Standorts sei beschlossene Sache. Ansonsten gelte: „Jetzt ist nicht der richtige Zeitpunkt, um darüber zu sprechen, in welche Richtung wir weitergehen werden.“ Die Öffentlichkeit werde jedoch „nicht lange warten müssen, um von uns zu diesem Thema Weiteres zu hören“, gab sich Farley verklausuliert.
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Die Zukunft des Kölner Werks nach 2030 ist damit weiter offen. In der Kölner Fahrzeugproduktion sind heute nur noch weniger als 5000 Leute tätig, die Produktion von Verbrennern läuft aus. Die vergleichbar große Ford-Fabrik in Saarlouis wird geschlossen.
Als Reaktion auf die massiven Preissenkungen von Tesla hat Ford ebenfalls die Preise gesenkt. Die Nummer zwei unter den US-Herstellern kappte die Preise für seinen SUV Mustang Mach-E um bis zu 5900 Dollar. Der Autobauer lockt die Kundschaft außerdem mit günstigen Finanzierungskonditionen.
Analysten erwarten einen Preiskrieg, sollten weitere Autohersteller ihre Autos günstiger anbieten. Experten fühlen sich an Zeiten vor mehr als zehn Jahren erinnert, als die amerikanischen Autokonzerne sich mit einer ruinösen Rabattschlacht gegenseitig in die Krise trieben.
Und auf Ford könnten weitere hohe Kosten zukommen: Die US-Behörde für Straßen- und Fahrzeugsicherheit (NHTSA) prüft mehr als 1,8 Millionen Fahrzeuge des Ford Explorer. Bei den Baujahren 2011 bis 2019 dieses Modells könnten sich Teile der Windschutzscheibenverkleidung bei höherer Geschwindigkeit lösen, hatte die Behörde mitgeteilt.
„Das ist eindeutig nicht akzeptabel“, sagte Konzernchef Farley mit Bezug auf das Rückrufvolumen von Ford in den vergangenen zwei Jahren. Die Qualität habe oberste Priorität. Ford kämpft seit Jahren mit gewinnmindernden Garantiekosten. 2022 verzeichnete der Konzern in den USA die meisten sicherheitsbedingten Rückrufe aller Autohersteller.
Mitarbeit: Stefan Menzel.
Erstpublikation: 02.02.2023, 23:01 Uhr (zuletzt aktualisiert: 03.02.2023, 05:33 Uhr).
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