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31.03.2022

09:22

Gesundheitskonzern

Fresenius verstärkt Medikamentensparte Kabi mit zwei Übernahmen

Von: Maike Telgheder

Das Unternehmen will mit der Medikamentensparte Kabi expandieren. Fresenius übernimmt deshalb mAbxience und Ivenix für über 700 Millionen Euro.

Fresenius dpa

Fresenius-Konzernzentrale in Bad Homburg

Der Kauf der beiden Firmen solle voraussichtlich bis Mitte des Jahres abgeschlossen werden.

Frankfurt am Main Der Dax-Konzern Fresenius baut mit zwei Zukäufen das Geschäft seiner Infusions- und Medikamentensparte Kabi aus. Zum einen erwirbt Fresenius die Mehrheit an dem spanischen Pharmaunternehmen mAbxience, das auf die Herstellung von Nachahmerprodukten von biologischen Arzneimitteln spezialisiert ist. Zum anderen übernimmt der Gesundheitskonzern das US-Medizintechnikunternehmen Ivenix, das eine neue Infusionstechnik entwickelt hat. „Mit diesen Akquisitionen stärken wir die Position von Fresenius Kabi in zwei wichtigen Wachstumsmärkten“, sagt Fresenius-Chef Stephan Sturm.

Insgesamt gibt Fresenius rund 710 Millionen Euro für die beiden Zukäufe aus. Hinzu kommen Meilensteinzahlungen. Die Transaktionen, die Fresenius aus dem freien Cashflow und vorhandener Liquidität finanzieren will, sollen bis Mitte des Jahres abgeschlossen werden und ab kommendem Jahr einen positiven Beitrag zum Gewinn des Unternehmens leisten.

Fresenius steht an der Börse seit Längerem unter Druck: In den vergangenen fünf Jahren hat die Aktie mehr als 50 Prozent ihres Werts verloren. Die jüngsten Übernahmen wurden von den Aktionären aber positiv aufgenommen: Die Aktien stiegen am Donnerstag in der Spitze um mehr als drei Prozent.

Die beiden Zukäufe sind die ersten Schritte einer neuen Wachstumsstrategie für die Medikamenten- und Infusionssparte Kabi, die seit dem vergangenen April vom ehemaligen Siemens-Manager Michael Sen geführt wird.

Kabi gilt als die Keimzelle von Fresenius. Der Unternehmensbereich bietet unter anderem intravenös zu verabreichende Medikamente, Infusionen und Ernährungslösungen für schwer und chronisch kranke Patienten an, sowie die zur Verabreichung notwendigen Medizinprodukte. Seit 2017 ist Fresenius Kabi auch im Bereich biopharmazeutische Nachahmermedikamente (sogenannte Biosimilars) aktiv. Damals kauften die Bad Homburger für 656 Millionen Euro die Biosimilar-Sparte des Darmstädter Merck-Konzerns.

Kabi-CEO Sen will sich bei der Sparte zukünftig auf drei Wachstumsfelder konzentrieren: Zum einen soll das Biosimilars-Angebot ausgebaut werden, zum anderen die Palette an klinischen Ernährungsprodukten, und darüber hinaus will Sen mit Kabi im Bereich Medizintechnik expandieren.

Kabi war mit zuletzt rund 7,2 Milliarden Euro Umsatz die drittgrößte Sparte von Fresenius nach der Dialysetochter Fresenius Medical Care und dem Krankenhauskonzern Helios und liefert vergleichsweise hohe Margen. Sie gilt zudem als die Fresenius-Sparte mit den besten Wachstums- und Renditeaussichten. Man wolle daher mit Priorität in die Sparte investieren, wie Fresenius-CEO Stephan Sturm bei der Vorlage der Jahreszahlen im Februar ankündigte.

Der Dax-Konzern mit zuletzt 37,5 Milliarden Euro Jahresumsatz und knapp 1,9 Milliarden Gewinn hatte in den vergangenen Jahren an Dynamik verloren und seine Gewinnziele teilweise zurücknehmen müssen. Hinzu kam dann die Coronapandemie, die insbesondere die Dialysetochter Fresenius Medical belastet.

Wachsendes Geschäft mit Biosimilars

In den kommenden Jahren will Fresenius wieder schneller wachsen, und die beiden aktuellen Zukäufe sollen dazu auch einen wichtigen Beitrag leisten. Das spanische Unternehmen mAbxience hat bereits zwei wichtige Biosimilar-Produkte auf dem Markt, es sind Nachahmerprodukte der milliardenschweren Roche-Krebsmedikamente Rituxan und Avastin.

Zudem verfügt mAbxience über weitere Biosimilar-Kandidaten auf den Gebieten Immunologie und Onkologie, die zwischen 2024 und 2029 weltweit eingeführt werden sollen. Darüber hinaus betreibt das Unternehmen eigene Labore und Produktionsanlagen in Spanien und Argentinien. Dort kann auch im Auftrag für andere Unternehmen produziert werden. So hat mAbxience einen Vertrag für die Herstellung der Substanz des Covid-19-Impfstoffs von Astra-Zeneca in Lateinamerika abgeschlossen.

Das Unternehmen mit rund 600 Beschäftigten erwirtschaftete im Jahr 2021 einen Umsatz von rund 255 Millionen Euro. Fresenius will für 55 Prozent der Anteile an mAbxience 495 Millionen Euro zahlen. Hinzu kommen Meilensteinzahlungen, die an das Erreichen kommerzieller und operativer Ziele gebunden sind. Zudem hat Fresenius die Option, die restlichen Anteile von den bisherigen Eigentümern zu erwerben.

Für den US-Infusionsspezialisten Ivenix gibt Fresenius 240 Millionen Dollar (rund 215 Millionen Euro) aus. Auch hier kommen Meilensteinzahlungen hinzu. Ivenix hat spezielle Infusionssysteme mit großvolumigen Pumpen, Schlauchsysteme sowie eine Software zur Steuerung und Analyse entwickelt, die Infusionen sicherer und einfacher machen sollen. Fresenius erhofft sich hierdurch zusätzliches Wachstumspotenzial im Markt für Infusionstherapien.

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