Finanzkreisen zufolge könnte Opseo mit einer zehnstelligen Summe bewertet werden. Auch andere Pflegeheim- und Klinik-Ketten werden zum Verkauf vorbereitet.
Pflegekraft (Symbolfoto)
Das Unternehmen pflegt schwer kranke Menschen.
Bild: ullstein bild - Hoff/WELT
Frankfurt Private-Equity-Investor Ergon Capital stellt Finanzkreisen zufolge die auf Intensivpflege spezialisierte deutsche Pflegegruppe Opseo zum Verkauf. Die Investmentbank Goldman Sachs bereitet derzeit eine Auktion vor, die im Herbst beginnen könnte, wie mehrere mit der Transaktion vertraute Personen sagten.
Das Unternehmen pflegt schwer kranke Menschen, die zumeist neurologische Verletzungen erlitten haben, beatmet werden müssen oder im Wachkoma liegen. Rund 5500 Pflegekräfte kümmern sich deutschlandweit um knapp 1500 Patienten.
Opseo kommt auf ein jährliches Betriebsergebnis (Ebitda) von 60 bis 70 Millionen Euro und könnte bei einer Übernahme mit dem 15-Fachen, also rund einer Milliarde Euro bewertet werden. Vor allem private Beteiligungsfirmen gelten als Interessenten. Ergon, Goldman Sachs und Opseo lehnten Stellungnahmen ab.
Während Firmen anderer Branchen wegen der unsicheren Marktlage Fusionen und Übernahmen aufschieben, werden im Gesundheitssektor weiterhin viele Deals erwartet. Das liegt an den oft stabilen Erträgen der Unternehmen, deren Dienstleistungen und Produkte unabhängig von der wirtschaftlichen Situation nachgefragt werden.
Zuletzt ist der Klinik-Markt in Deutschland wegen der Coronapandemie und Einnahmeausfällen aufgrund frei gehaltener Betten unter Druck geraten. In diesem Jahr werden knapp 60 Prozent der etwa 1900 Kliniken in Deutschland rote Zahlen schreiben. Das geht aus dem am Donnerstag vorgestellten Krankenhaus Rating Report vom RWI Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung und dem Institute for Healthcare Business hervor.
Das wird laut Experten allerdings den Konsolidierungsdruck in der Branche erhöhen und zu mehr Deals führen.
Einige sind bereits in Planung: Der Krankenhaus- und Medizinkonzern Fresenius will Finanzkreisen zufolge einen Minderheitsanteil seiner Kliniksparte Helios verkaufen. Dafür sondiert der Konzern mit den Banken Bank of America und JP Morgan gerade den Markt. Zum Verkauf stehen auch Fachkliniken wie die Augenklinikkette Artemis oder die auf Psychiatrie spezialisierten Oberberg-Kliniken.
Auf dem zersplitterten Pflegemarkt sind ebenfalls Deals in Vorbereitung. Viele Pflegeheimketten sind im Besitz von Private-Equity-Gesellschaften wie Nordic Capital, Waterland, Advent und Oaktree. Diese kaufen kleinere Anbieter auf und machen sie so zu größeren Konzernen.
Die Bewertungen sind relativ stabil. Nach Berechnungen der Investmentbank Stifel lag die durchschnittliche Bewertung bei Pflegeheim-Transaktionen in Europa in den vergangenen acht Jahren bei über dem Zwölffachen des erwarteten Betriebsgewinns.
Neben Opseo werden nach Einschätzung von Investmentbankern in Kürze weitere Anbieter auf den Markt kommen. Die Vonovia-Tochter Deutsche Wohnen stellt ihre Pflegeheime Katharinenhof und Pflegen & Wohnen Hamburg zum Verkauf. Anfang des Jahres waren Interessenten an Alloheim-Eigner Nordic Capital herangetreten. Ein Verkauf hat aber bisher nicht stattgefunden.
Auch bei Linimed, im Besitz von GHO Capital, und bei der Deutschen Fachpflege Gruppe, die im Portfolio des Investors Advent liegt, wird erwartet, dass möglicherweise schon nächstes Jahr Verkaufsprozesse starten könnten. Oaktree hatte vergangenes Jahr das Interesse anderer Investoren für Vitanas sondiert, seine Pflegegruppe dann aber behalten.
Deutschland hatte 2020 von den OECD-Staaten nach den USA und Großbritannien die dritthöchsten Ausgaben für Gesundheit: 13 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Die Ausgaben für Altenpflege machen sechs Prozent der gesamten Gesundheitskosten aus.
Die Anzahl der pflegebedürftigen Menschen in Deutschland lag laut Statista bei 4,13 Millionen. Je rund 15.000 Pflegeheime und ambulante Pflegedienste versorgen die Menschen. Für die vollstationäre Pflege wurden im Jahr 2020 rund 13 Milliarden Euro ausgegeben.
Auf tippen, dann auf „Zum Home-Bildschirm“ hinzufügen.
Auf tippen, dann „Zum Startbildschirm“ hinzufügen.
×