Laut Medienberichten zeigen WHO-Dokumente, dass die Arznei den Zustand der Covid-19-Patienten nicht verbessert. Die Aktie von Hersteller Gilead fällt deutlich.
Gilaed-Labor
Der US-Konzern entwickelte Remdesivir ursprünglich gegen Ebola.
Bild: AP
Düsseldorf Das im Kampf gegen die Lungenkrankheit Covid-19 als Hoffnungsträger gehandelte Mittel Remdesivir des US-Pharmakonzerns Gilead hat sich einem Medienbericht zufolge in einer klinischen Studie als nicht wirksam erwiesen. Wie die „Financial Times“ unter Berufung auf versehentlich von der Weltgesundheitsorganisation WHO veröffentlichte Dokumente berichtet, habe sich laut einer chinesischen Studie der Zustand der Patienten nicht verbessert.
Es sei dabei auch nicht gelungen, den neuartigen Coronavirus im Blut der Testpersonen zu reduzieren. Zudem gebe es starke Nebenwirkungen. Gilead wies den Bericht zurück und erklärte, die Studie sei wegen geringer Teilnehmerzahl vorzeitig abgebrochen worden und statistisch nicht verwertbar. Trends zeigten aber „möglicherweise positive Effekte“ in einem frühen Stadium der Erkrankung.
Die Aktien der Pharmafirma drehten am Donnerstag ins Minus und fielen zeitweise um mehr als sechs Prozent.
Erst in der vergangenen Woche hatte eine Meldung über ein positives Testresultat mit Remdesivir, das ursprünglich gegen Ebola entwickelt wurde, für Euphorie gesorgt. Das antivirale Mittel habe bei 125 Patienten an der Universitätsklinik in Chicago eine überwiegend positive Wirkung erzielt, hieß es. Die meisten der Patienten konnten danach die Klinik bereits nach weniger als den vorgesehenen zehn Behandlungstagen verlassen.
Die Aussagekraft war aber stark begrenzt. Die Informationen stammen aus einem internen Video der Universität, das einer Online-Publikation zugespielt wurde. Sie repräsentieren aber nur einen kleinen Ausschnitt aus einer wesentlich größeren US-Studie mit dem Medikament, wie auch die Autoren des Berichts sowie die behandelnde Ärztin vermerkten.
Remdesivir wird schon seit längerem als einer der wenigen Hoffnungsträger gehandelt. Neben einigen weiteren Wirkstoffen wie etwa das einst von Bayer entwickelte Malaria-Medikament Chloroquin und den Aidsmedikamenten Lopinavir und Ritonavir, die als Kombination unter dem Namen Kaletra vertrieben werden. Vertreter der WHO sprachen bereits im Februar sogar davon, dass Remdesivir womöglich das einzige verfügbare Medikament sei, das echte Wirksamkeit zeigen könnte.
Allerdings ist die Evidenz dafür bislang noch sehr dünn. Verschiedene Testreihen chinesischer Kliniken mit dem Wirkstoff gelten als zu schwach und schlecht strukturiert, um verlässliche Aussagen zu liefern. Der Datenbank clinicaltrials.gov zufolge wurden inzwischen elf klinische Studien initiiert, bei denen das Mittel von Gilead in der ein oder anderen Form getestet wird.
Auch bei anderen Wirkstoff-Kandidaten zeigte sich in den vergangenen Wochen, dass voreilige Schlüsse mit Vorsicht zu genießen sind. So wird zum Beispiel die Debatte um die Medikamente Chloroquin und Hydroxychloroquin, die unter anderem auch US-Präsident Donald Trump als potenzielle Heilmittel anpries, von widersprüchlichen Nachrichten überlagert.
Remdesivir hat bisher noch keine Zulassung. Es wurde nach Angaben von Gilead außerhalb der offiziellen klinischen Studien inzwischen auch bei rund 1800 Patienten im Rahmen von sogenannten Härtefallregelungen eingesetzt.
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