Handelsblatt App
Jetzt 4 Wochen für 1 € Alle Inhalte in einer App
Anzeigen Öffnen
MenüZurück
Wird geladen.

07.11.2018

13:42

Großauftrag

Thyssen-Krupp soll Fregatten für Ägypten bauen

Von: Martin Murphy

Für den Konzern wäre der Großauftrag ein Überraschungserfolg. Allerdings sorgt die enge Verbindung Ägyptens zu Saudi-Arabien für Probleme.

Für den Chef von Thyssen-Krupp Marine Systems ist der Deal schon jetzt ein Erfolg. Imago

Fregatte vom Typ Meko 200

Für den Chef von Thyssen-Krupp Marine Systems ist der Deal schon jetzt ein Erfolg.

Berlin Die Werftensparte von Thyssen-Krupp hat von Ägypten den Zuschlag für den Bau von zwei Fregatten erhalten. Der Vertrag für die Anschaffung der Schiffe vom Typ Meko 200 sei unterzeichnet worden, erfuhr das Handelsblatt aus Branchenkreisen. „Der Wert liegt im Bereich von einer Milliarde Euro.“

Allerdings ist die Vereinbarung bislang nicht rechtskräftig, da einige Nebenabsprachen für die Ausrüstung der Fregatten getroffen und die finale Finanzierung geklärt werden müssten.

Für den Chef von Thyssen-Krupp Marine Systems, Rolf Wirtz, ist der Deal aber schon jetzt ein Erfolg. Seit seinem Amtsantritt vor sechs Monaten musste er gegen die Krise im eigenen Haus ankämpfen. Da Thyssen-Krupp seine Werften in den vergangenen Jahren vernachlässigt hatte, haben diese an Wettbewerbsfähigkeit eingebüßt.

Wirtz soll diesen Rückstand gegenüber der Konkurrenz ausgleichen. Dazu hat er ein umfangreiches Umbauprogramm eingeleitet. „Auf allen Managementebenen werden derzeit Köpfe ausgetauscht“, berichtet eine Führungskraft. Der Umbau drücke aber auf die Stimmung. „Der Frust ist derzeit sehr hoch.“

Für eine Aufhellung der Stimmung sollte der Auftrag aus Ägypten sorgen. Den hatte Thyssen-Krupp Marine Systems (TKMS) eigentlich schon abgeschrieben. Die französische Naval Group galt lange Zeit als sicherer Sieger.

Industriekonzern: Machtkampf bei Thyssen-Krupp – Chef der Aufzugssparte muss gehen

Industriekonzern

Machtkampf bei Thyssen-Krupp – Chef der Aufzugssparte muss gehen

Guido Kerkhoff demonstriert Tatkraft: Der Konzernchef will jetzt den Chef der Aufzugsparte schassen – wohl auch, um seine Position abzusichern.

Der Staatskonzern hatte der Regierung in Kairo seine Fregatten nicht nur mit einem deutlichen Abschlag angeboten, die Führung von Naval erhielt auch die volle Rückendeckung des französischen Präsidenten Emmanuel Macron.

Die ägyptische Marine galt zudem lange Jahre als treuer Kunde der französischen Rüstungsindustrie. In diesem Jahrzehnt war aber diese Monopolstellung gekippt. Erstmals hatte TKMS Unterseeboote an die Ägypter verkaufen können. Zwei der vier Fahrzeuge sind bereits ausgeliefert.

Spekulationen über unsichere Finanzierung

Nun sollen auch die Fregatten dazukommen. Die Meko 200 gilt als bewährter Schiffstyp, der bereits an Südafrika, die Türkei, Algerien, Griechenland und Portugal verkauft wurde. „Die Fregatte ist größer und kampfstärker als die von Naval angebotene Einheit“, sagte ein Insider. Dies habe auch den Ausschlag gegeben.

Noch ist der Vertrag nicht in Kraft getreten. In den vergangenen Tagen allerdings kochten Gerüchte hoch, die das Geschäft gefährden könnten. Französische Medien spekulierten, dass die Finanzierung wackelt.

Saudi-Arabien habe eine zugesagte finanzielle Unterstützung für den Marineauftrag zurückgezogen, weil Deutschland Rüstungsexporte an den Wüstenstaat zurückhält. Unter anderem „La Tribune“ hatte darüber berichtet. Thyssen-Krupp äußerte sich nicht dazu.

Ein mit den Vorgängen vertrauter Franzose berichtete indes dem Handelsblatt, dass diese Spekulationen gestreut würden, damit TKMS den Auftrag doch noch verliere. Rüstungsexporte in Verbindung mit Saudi-Arabien sind höchst umstritten. Nach der Ermordung des saudischen Journalisten Jamal Khashoggi gelten diese praktisch als unmöglich.

Anlagenbau: Thyssen-Krupp baut Problemtochter Industrial Solutions um

Anlagenbau

Thyssen-Krupp baut Problemtochter Industrial Solutions um

Das Sorgenkind von Konzernchef Kerkhoff bekommt zum 1. Oktober einen neuen Leiter. Das defizitäre Werftengeschäft wird aus der Sparte Anlagenbau herausgelöst.

Saudi-Arabien und Ägypten unterhalten in der Tat eine enge Verbindung, die Regierung in Riad ist einer der größten Auslandsfinanziers der Ägypter. Diese Zahlungen seien indes nicht an direkte Ausgabenposten gebunden, berichtete der französische Insider. „Ich halte die Argumentation daher für konstruiert.“

Der Milliardendeal scheint bislang nicht zu kippeln. Es gebe keine Bedenken, die gegen eine Exportgenehmigung sprächen, hieß es in deutschen Sicherheitskreisen.

Direkt vom Startbildschirm zu Handelsblatt.com

Auf tippen, dann auf „Zum Home-Bildschirm“ hinzufügen.

Auf tippen, dann „Zum Startbildschirm“ hinzufügen.

×