Nach der Dieselaffäre hat der VW-Konzern ein Schulungsprogramm für alle Mitarbeiter aufgelegt. Das Programm soll künftige Gesetzesverstöße verhindern.
Volkswagen
Das Schulungsprogramm „T4I“ soll Verständnis und Motivation für Verhaltensänderungen erzeugen.
Bild: dpa
Wolfsburg Der 18. September 2015 ist ein Tag, den niemand im Volkswagen-Konzern so schnell vergessen wird. Damals, vor gut vier Jahren, veröffentlicht die US-Umweltbehörde EPA die sogenannte „Notice of Violation“. In diesem Papier werden dem Wolfsburger Autokonzern die Gesetzesbrüche und die Software-Manipulationen bei Hunderttausenden von Dieselfahrzeugen bescheinigt.
So etwas soll es bei Volkswagen nie wieder geben. Gesetzesverstöße in diesem Ausmaß will in Wolfsburg niemand mehr tolerieren, so lauten die internen Vorgaben. Vor gut einem Jahr hat das Unternehmen deshalb für alle Beschäftigten das Schulungsprogramm „Together4Integrity“ (T4I) aufgelegt. Integres und regelkonformes Verhalten soll zu einem unverzichtbaren Baustein im Alltag eines jeden VW-Mitarbeiters werden.
Aus Sicht der Verantwortlichen bei Volkswagen geht es mit diesem Programm schneller voran als gedacht. Ursprünglich wollte der Konzern damit im Jahr 2019 etwa 160 Tochtergesellschaften erreichen, doch inzwischen ist VW schon bei 200 angekommen. „In vielen Fällen ist das ein Selbstläufer geworden“, sagt Hiltrud Werner, im Konzernvorstand verantwortlich für Integrität und Recht, im Gespräch mit dem Handelsblatt.
Das Topmanagement sei „begeistert von der Eigeninitiative“ im gesamten Konzern. Überall sei der Wille verbreitet, „sich selbst auf den Prüfstand zu stellen“. 426.000 von weltweit rund 660.000 Mitarbeiter seien mit dem Programm inzwischen in Kontakt gekommen.
Im Jahr 2020 will der VW-Konzern „T4I“ bei weiteren 300 Tochtergesellschaften ausrollen. Danach geht es mit etwas weniger Tempo weiter: Für die restlichen 200 Töchter lässt sich der Konzern bis zum Jahr 2025 Zeit.
In den ersten beiden Wellen hat sich Volkswagen vor allem die größeren Tochtergesellschaften wie etwa die Kernmarke VW und Audi vorgenommen, um das neue Integritätsprogramm so schnell wie möglich bei vielen Mitarbeitern voranzubringen. Nach 2020 kommen kleinere Tochtergesellschaften an die Reihe, dort dauert die Umsetzung dann etwas länger.
Mit dem Schulungsprogramm will der VW-Konzern eine Unternehmenskultur schaffen, die jeden Mitarbeiter dazu bringt, stets integer und regelkonform zu handeln. „T4I“ soll Verständnis und Motivation für Verhaltensänderungen erzeugen. Dazu gehört etwa, dass Mitarbeiter den Mut aufbringen, Fehlentwicklungen offen vor den eigenen Vorgesetzten anzusprechen.
Das Regelwerk wird dabei nach Angaben des Unternehmens weltweit den jeweiligen regionalen und nationalen Gepflogenheiten angepasst. Integritäts- und Compliance-Initiativen sollen zu einer gleichrangigen Unternehmensaufgabe werden. Sie besäßen künftig dieselbe Bedeutung wie die Autos, die Finanzkennzahlen und die Kundenzufriedenheit.
Künftig solle es für jeden Einzelnen im Konzern gelebte Praxis sein, „dass wir kritische Situationen offen ansprechen und gemeinsam Lösungen suchen, Risiken in unserem Arbeitsumfeld ernst nehmen, uns an Gesetze und Regeln halten und bei Unsicherheiten Rat holen“, heißt es im Unternehmen. Solch ein Verhalten sei auch die Basis für den langfristigen wirtschaftlichen Erfolg des Konzerns.
Aus Sicht von VW-Vorstandsmitglied Hiltrud Werner bewegt sich die Unternehmenskultur in die richtige Richtung. „Es sagt niemand mehr, alles ist toll, wenn noch Defizite oder Probleme bestehen“, hat die einzige Frau im Konzernvorstand von Volkswagen beobachtet.
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