Nach der VW-Tochter Audi kündigt der US-Autokonzern seine Rückkehr in die Formel 1 an. Partner der Amerikaner wird Red Bull. Für den deutschen Sportwagenhersteller Porsche ist das ein Rückschlag.
Ford will wieder in der Formel 1 antreten
Patrick Tambay unterwegs im Rennwagen mit Ford-Motor beim Großen Preis von Kanada im Jahr 1986: 40 Jahre später sollen die Boliden des US-Konzerns wieder ihre Runden drehen.
Bild: imago sportfotodienst
Düsseldorf Der US-Autokonzern Ford kehrt in die Formel 1 zurück. Das gab der zweitgrößte amerikanische Autohersteller am Freitag in der Konzernzentrale in Dearborn bekannt. Kooperationspartner in der weltweit wichtigsten Rennsportklasse wird der Red-Bull-Rennstall. Noch im vergangenen Jahr wollte eigentlich Porsche eine Partnerschaft mit Red Bull eingehen. Doch die Verhandlungen scheiterten damals.
Ford hatte sich 2004 aus der Formel 1 zurückgezogen und seinen damaligen Jaguar-Rennstall an den Getränkekonzern Red Bull verkauft. Offiziell wurde der Rückzug des amerikanischen Autoherstellers mit den Kosten begründet. In den 60er- und 70er-Jahren hatte Ford mit seinen Motoren die Formel 1 beherrscht.
Der erneute Eintritt des US-Konzerns in den globalen Rennsportzirkus ist für das Jahr 2026 geplant. Dann steht eine entscheidende Änderung des Motorenreglements in der Formel 1 auf dem Programm: Während der Rennen dürfen nur noch nachhaltig produzierte Kraftstoffe („E-Fuels“) eingesetzt werden. Zusätzlich wird ein größerer Elektromotor als weiteres Aggregat vorgeschrieben. Die Formel-1-Boliden sollen dadurch klima- und umweltfreundlich unterwegs sein.
Ford wird das kombinierte Verbrenner- und Elektro-Aggregat dem Red-Bull-Rennstall in Zukunft als Motorenlieferant bereitstellen. „Dieses neue Motorenkonzept ist extrem interessant für uns“, hieß es dazu am Freitag aus Unternehmenskreisen. Ford könne mit einem positiven Marketingeffekt für seine Serienfahrzeuge rechnen.
Ähnlich hatte im vergangenen Jahr Audi argumentiert. Die Ingolstädter Volkswagen-Tochter tritt im Jahr 2026 ebenfalls wegen des neuen Motorenreglements in die Formel 1 ein. Ford wird sich allerdings nicht am Red-Bull-Rennstall beteiligen.
Der US-Autokonzern machte keine Angaben dazu, was der Einstieg in die Formel 1 den Konzern kosten wird. Die Entwicklung eines Rennsport-Aggregats ist in aller Regel ein sehr teures Vorhaben. Wie es aus Branchenkreisen hieß, müsse Ford dafür mit einem mittleren dreistelligen Millionenbetrag rechnen.
Der Wiedereinstieg in die Formel 1 wird auch ganz wesentlich von Ford-Vorstandschef Jim Farley getragen. Der CEO des US-Konzerns ist Rennsport-Enthusiast und fährt auch selbst Autorennen. Farley will mit dem Formel-1-Engagement zudem die Verkäufe von Elektroautos in Nordamerika vorantreiben. Die Elektromobilität hat sich in den USA noch nicht so stark durchgesetzt wie in Europa und insbesondere nicht so stark wie in Deutschland.
Die Entscheidung zum Einstieg in die Formel 1 kommt für Ford jedoch zu einem schwierigen Zeitpunkt. Bei der Europatochter in Köln wird aktuell an einem neuen, einschneidenden Sanierungsplan gearbeitet, mit dem allein am deutschen Kölner Stammsitz mehrere Tausend Arbeitsplätze gestrichen werden könnten. Vor allem die Entwicklung soll davon betroffen sein, weil Ford diesen Bereich aus Kostengründen stärker im US-Heimatmarkt zusammenfassen will. Nähere Details zum neuen europäischen Sanierungsprogramm wird Ford voraussichtlich im Februar bekannt geben.
Den Ford-Verantwortlichen ist bewusst, dass das Formel-1-Engagement vor dem Hintergrund der neuen Sparpläne bei der Europatochter aktuell sehr heikel ist. In Unternehmenskreisen wird deshalb darauf verwiesen, dass für die Rückkehr in die weltweit bedeutendste Rennsportklasse keine zusätzlichen Mittel aufgebracht werden müssten. Der US-Konzern schichte Geld aus anderen Bereichen um und verzichte zum Teil auf weitere Engagements im Sport.
>> Lesen Sie hier: Darum scheiterten die Gespräche zwischen Porsche und Red Bull
Mit der Formel-1-Kooperation zwischen Ford und Red Bull ist die Tür für Porsche für eine mögliche Zusammenarbeit mit dem Rennsportteam des österreichischen Getränkekonzerns endgültig zugeschlagen. Im Spätsommer vergangenen Jahres waren die Gespräche zwischen der Volkswagen-Tochter und Red Bull überraschend gescheitert. Davor galt die Unterzeichnung der Verträge eigentlich nur noch als Formsache, Porsche und Red Bull hatten sich sehr weit angenähert.
Die VW-Tochter wollte sich jedoch auch am Red-Bull-Rennstall beteiligen und nicht nur der einfache Motorenlieferant für den Getränkehersteller sein. Der Stuttgarter Autohersteller wäre dadurch in der Formel 1 stärker in Erscheinung getreten. Als reiner Motorenlieferant ist das viel schwieriger möglich. Doch Red Bull lehnte eine Porsche-Beteiligung am Ende ab. Mit Ford hat der Getränkekonzern nun einen Kooperationspartner gefunden, der sich auf die Bedingungen des aktuell erfolgreichsten Formel-1-Rennstalls einlässt. Red Bull hatte 2021 und 2022 die Fahrer-Weltmeisterschaft gewonnen.
Außer Porsche, Ford und Audi interessieren sich auch andere Autohersteller wegen des neuen Motorenreglements für einen Einstieg in die Formel 1. So gibt es bei General Motors (GM) ebenfalls Überlegungen, ein eigenes Rennsportteam aufzubauen. Der größte US-Autohersteller würde dabei voraussichtlich die GM-Marke Cadillac nutzen.
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