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04.05.2021

10:53

Lichtkonzern

AMS geht nächsten Schritt bei der Osram-Übernahme – doch es gärt hinter den Kulissen

Von: Axel Höpner

Der Sensorikspezialist will die neue Tochter von der Börse nehmen und benennt sich um. Doch die Rolle von Osram-Chef Bank sorgt intern für Kritik.

AMS streicht Arbeitsplätze in der Verwaltung bei seiner neuen Tochter. Reuters

Osram-Zentrale in München

AMS streicht Arbeitsplätze in der Verwaltung bei seiner neuen Tochter.

München Zumindest der neue Name symbolisiert Harmonie: Nach der Übernahme des deutschen Traditionskonzerns wird das neue Unternehmen künftig unter dem gemeinsamen Namen AMS Osram auftreten, teilte der österreichische Sensorikspezialist AMS am Dienstag mit. So solle die „gemeinsame Position als ein weltweit führender Anbieter von optischen Technologien“ betont werden.

Doch es gärt hinter den Kulissen: In München gibt es nach Informationen des Handelsblatts intern Kritik an Osram-Chef Ingo Bank. Die Arbeitnehmer fühlen sich vom neuen Eigentümer verraten, die Margen stehen teilweise unter Druck.

Für vier Milliarden Euro hatte AMS im vergangenen Jahr Osram übernommen. Seither regieren die Österreicher durch. Am Montagabend boten sie den verbliebenen Aktionären 52,30 Euro je Osram-Aktie mit dem Ziel, die Ex-Siemens-Tochter von der Börse zu nehmen.

„Das Delisting-Angebot ist der logische nächste Schritt für die Integration von Osram“, sagte AMS-Chef Alexander Everke. Derzeit sind noch etwa 28 Prozent der Osram-Anteile im Streubesitz.

Der neue Konzern erzielte im ersten Quartal einen Umsatz von gut 1,5 Milliarden Euro. Einen direkten Vergleich aus dem Vorjahreszeitraum gibt es nicht; AMS allein war da auf 549 Millionen Euro gekommen. Im vierten Quartal 2020 lagen die Umsätze bei 1,7 Milliarden Euro.

Die bereinigte operative Umsatzrendite (Ebit) lag bei elf Prozent, im vierten Quartal 2020 waren es 17 Prozent. Und im ersten Quartal 2020 hatte AMS allein noch 20 Prozent erreicht. Für das laufende Quartal strebt AMS Osram eine Rendite sieben bis elf Prozent an.

Die Zeiträume sind allerdings nur schwer vergleichbar. Das Geschäft mit der Autobranche, das vor allem Osram beisteuert, ist im ersten Quartal traditionell stark. Dagegen läuft das Konsumelektronik-Geschäft, wo AMS seinen Schwerpunkt hat, gegen Jahresende besonders gut. AMS sprach von einer „insgesamt gesunden Nachfrage“. Das Synergieziel aus der Fusion hob der Konzern von 300 auf 350 Millionen Euro an.

Osram-Chef soll Stellenabbau nicht selbst verkündet haben

In den vergangenen Wochen hatte es Spekulationen gegeben, dass AMS künftig weniger Aufträge vom Großkunden Apple bekommen könnte. AMS liefert unter anderem Sensoren für die Gesichtserkennung. Nach Einschätzung in Industriekreisen hatte AMS den LED-Chip-Spezialisten Osram auch übernommen, um die Abhängigkeit vom iPhone-Hersteller zu reduzieren.

Den Sparkurs jedenfalls hat AMS verschärft. In der Verwaltung bei Osram in München und Regensburg sollen nach Informationen des Handelsblatts insgesamt etwa 260 Arbeitsplätze gestrichen werden. Doppelfunktionen sollen verschwinden.

Die Arbeitnehmervertreter sind empört. „Jetzt tritt ein, was wir immer befürchtet haben“, sagte Osram-Aufsichtsrätin Olga Redda von der IG Metall. Diesen Umgang hätten die Mitarbeiter nicht verdient. „Wir brauchen Sicherheit für die Beschäftigten.“ AMS habe in der Übernahmevereinbarung fusionsbedingte Kündigungen ausgeschlossen.

Der AMS-Finanzchef führt mittlerweile auch Osram in Personalunion.  Stefanie Hergenröther für Euroforum

Ingo Bank

Der AMS-Finanzchef führt mittlerweile auch Osram in Personalunion.

Doch für interne Kritik auch im Management sorgt vor allem, dass Osram-Chef Ingo Bank die Pläne nicht selbst verkündet hat. „In so einer Situation muss sich das Management vor die Mannschaft stellen“, sagte ein Insider dem Handelsblatt. Es sei unverständlich, dass sich Bank nicht zumindest per Video zugeschaltet habe. „Da geht es um die Glaubwürdigkeit.“

Bank habe es einem jungen Projektleiter überlassen, den Stellenabbau zu verkünden. Bei Osram hieß es, man äußere sich zu internen Veranstaltungen nicht. Der Unmut in der Mannschaft wird von mehreren Quellen bestätigt. Auch AMS-Chef Alexander Everke habe sich bei Vorstellung der Pläne nicht zugeschaltet.

Bank war ursprünglich Osram-Finanzvorstand. Im Zuge der Übernahme wechselte er in gleicher Funktion zu AMS. Seit sich die Österreicher den vollen Zugriff bei ihrer neuen Tochter sicherten und Osram-CEO Olaf Berlien seinen Hut nahm, führt Bank in Personalunion auch das Lichtunternehmen.

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