Der Gründer des Autokonzerns Geely ordnet seine Investmentstrategie in Europa neu. Dazu trennt sich Li von seinem 1,5 Milliarden Euro schweren Aktienpaket.
Li Shufu beim Volkskongress in Peking
Dem Milliardär werden gute Verbindungen zur chinesischen Führung nachgesagt.
Bild: IMAGO/Xinhua
Wien Der weltgrößte Lastwagenhersteller Daimler Truck verliert seinen chinesischen Großaktionär Li Shufu. Wie aus einer Börsenpflichtmitteilung vom Donnerstag hervorgeht, hat der Unternehmer sein Aktienpaket bei den Schwaben im Wert von etwa 1,5 Milliarden Euro in Gänze abgestoßen.
Li, der sich im Westen auch Eric Li nennt, hielt zuvor über seine Gesellschaft Tenaciou3 Prospect Investment einen Anteil von 6,3 Prozent der Papiere an Daimler Truck. Der 59-Jährige war damit hinter dem Autobauer Mercedes-Benz aus Stuttgart und dem chinesischen Fahrzeugproduzenten BAIC der drittgrößte Eigentümer des Lkw-Herstellers. Mit dem Ausstieg bei dem Nutzfahrzeughersteller ordnet Li seine Investmentstrategie in Europa neu.
Der Gründer des chinesischen Autokonglomerats Geely mit Marken wie Volvo Cars, Lotus oder Zeekr wurde in Deutschland Anfang 2018 einer breiten Öffentlichkeit bekannt. Damals schockte der Milliardär die heimische Wirtschaft und Politik, indem er über trickreiche Finanzkonstruktionen nahezu über Nacht zu einem der größten Einzelaktionäre des damaligen Daimler-Konzerns aufstieg.
Mittlerweile haben sich die Wogen geglättet. Die Furcht vor einer feindlichen Übernahme hat sich als unrealistisch erwiesen, zumal das Außenwirtschaftsgesetz in Deutschland verschärft wurde. Li hat sich sogar als ein hilfreicher Partner für die Marke erwiesen. So baut sein Geely-Konzern beispielsweise Kleinwagen unter der Marke Smart für die Stuttgarter und liefert ab 2024 auch Vierzylinder-Benzinmotoren an den Konzern.
Mit der Aufspaltung der Daimler AG in den Pkw-Hersteller Mercedes-Benz Group und Daimler Truck mitsamt eigener Börsennotierung bot sich für Li Ende 2021 die Möglichkeit, sein Investment zu fokussieren. Branchenkreisen zufolge war der Unternehmer, dem ein enger Draht zu Chinas Staatschef Xi Jinping nachgesagt wird, ohnehin nie an Daimler Truck interessiert, sondern nur an den Luxusautos von Mercedes.
>> Lesen Sie auch: „Ich bin hier längst nicht fertig“ – Wie Karin Radström Mercedes-Benz Trucks umkrempelt
Dennoch zögerte Li weit über ein Jahr, bis er sein Aktienpaket verkaufte. Insidern zufolge wartete der Milliardär bewusst ab, um dem Unternehmen einerseits eine womöglich schiefe Optik zu ersparen, wenn ein Großaktionär gleich zum Börsenstart das Weite sucht. Andererseits wollte Li wohl auch mögliche Kurssprünge bei dem Lkw-Riesen mitnehmen.
Daimler Truck ist an der Börse aktuell mehr als 25 Milliarden Euro wert. Die Aktie des Dax-Konzerns legte am Freitag nach dem Ausstieg von Li zwischenzeitlich um mehr als 1,6 Prozent zu. Der Lastwagenhersteller selbst wollte sich nicht zu dem Verlust seines Großaktionärs äußern. Der Konzern bestätigte lediglich, dass Li seine Anteile verkauft hat.
Beim großen Konkurrenten von Daimler Truck, dem schwedischen Lkw-Hersteller Volvo Trucks, will Li dagegen weiter investiert bleiben, erklärt ein Geely-Sprecher. Das Gleiche gelte für das Engagement bei Mercedes-Benz, an dem Li fast zehn Prozent der Anteile hält.
Auf tippen, dann auf „Zum Home-Bildschirm“ hinzufügen.
Auf tippen, dann „Zum Startbildschirm“ hinzufügen.
×