Der weltgrößte Nutzfahrzeughersteller legt starke Quartalszahlen vor und rechnet für 2022 mit mehr Umsatz und Gewinn. Die Marge bleibt ein Problem.
Daimler Truck
Die bereinigte Umsatzrendite soll daher im Gesamtjahr auf sieben bis neun Prozent zulegen.
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München Stramme Kostendisziplin und die größte Preiserhöhung in der Geschichte bescheren Daimler Truck gute Ergebnisse. Der weltgrößte Hersteller von Lastwagen und Bussen konnte seinen Umsatz im ersten Quartal um mehr als ein Fünftel auf 10,5 Milliarden Euro erhöhen. Gleichzeitig legte der um Sondereffekte bereinigte Betriebsgewinn auf 651 Millionen Euro zu. Das entspricht einem Plus von elf Prozent. Der Auftragsbestand erreicht ein neues Rekordhoch.
„Unsere positiven Ergebnisse im ersten Quartal zeigen, dass wir auch bei schwankenden Rahmenbedingungen in der Lage sind, Kurs zu halten“, erklärte Jochen Götz, Finanzvorstand von Daimler Truck. Angesichts des Ukrainekriegs, gestiegener Rohstoffkosten und fehlender Halbleiter sei es wichtiger denn je, Liquidität zu sichern und die Fixkosten zu senken. „Wir lassen hier kein bisschen nach“, erklärte Götz.
Der Dax-Konzern blickt hoffnungsfroh nach vorne und hebt seine Prognose leicht an. So geht der Nutzfahrzeughersteller nun von einem Umsatz für das Gesamtjahr von 48 bis 50 Milliarden Euro aus. Zuvor hatte das Unternehmen hier maximal 47,5 Milliarden in Aussicht gestellt. Beim operativen Gewinn (Ebit) rechnet Daimler Truck zudem statt eines leichten Rückgangs jetzt mit einem Ergebnis auf dem Niveau des Vorjahres, also von etwa 3,4 Milliarden Euro.
Es gibt vor allem zwei Gründe für den besseren Ausblick. Einerseits profitiert Daimler Truck von positiven Wechselkurs-Effekten. Der Konzern erwirtschaftet traditionell weit mehr als die Hälfte seines Gewinns in Nordamerika. Der derzeit starke Dollar-Kurs kommt den Schwaben nun zugute. Wichtiger aber noch ist eine verbesserte Preisdurchsetzung. Der Konzern hat die Preise für seine Sattelschlepper zuletzt um schätzungsweise fünf Prozent angehoben – mehr als jemals zuvor.
Die Kunden schlucken diese Aufschläge ohne großes Murren, denn viele Spediteure sind froh, wenn sie angesichts des Chipmangels überhaupt ein Neufahrzeug erhalten. Im Schnitt müssen Kunden aktuell acht bis neun Monate auf einen Sattelschlepper warten. Stornierungen gibt es folglich kaum bis gar nicht. Dank der höheren Preise kann Daimler Truck negative Effekte wie die stark gestiegenen Kosten für Rohmaterialien wie Stahl überkompensieren.
Die bereinigte Umsatzrendite soll daher im Gesamtjahr auf sieben bis neun Prozent zulegen. Im Vorjahr schaffte Daimler Truck nur eine Marge von 6,1 Prozent; im ersten Quartal betrug sie 5,9 Prozent. Das zeigt: Es gibt noch viel Luft nach oben. Bei der Profitabilität hinken die Schwaben ihren wichtigsten Wettbewerbern weiter deutlich hinterher. So verbuchte etwa Volvo Trucks im ersten Quartal eine Umsatzrendite von zwölf Prozent; Paccar schaffte sogar 12,6 Prozent.
In Nordamerika kommt Daimler Truck teils auf ähnlich gute Werte. Größte Probleme sind derzeit das verlustreiche Geschäft mit Bussen und der schwächelnde Absatz in Asien. Global betrachtet konnte der Konzern zwar seine Lkw-Verkäufe im ersten Quartal um acht Prozent auf 109.000 Fahrzeuge steigern. In der Region Asien schrumpfte der Absatz aber um sechs Prozent, das bereinigte Betriebsergebnis brach um fast die Hälfte ein.
Wegen des nach wie vor darbenden Geschäfts mit Reisebussen verbuchte Daimler in seiner Bussparte darüber hinaus erneut einen Verlust. Dieser fiel mit minus 45 Millionen Euro aber zumindest um 40 Prozent geringer aus als noch ein Jahr zuvor. Erfreulich ist dagegen die Entwicklung in Europa. Hier konnte der Konzern mit seiner Kernmarke Mercedes-Benz den Betriebsgewinn auf 342 Millionen Euro nahezu verdoppeln.
In Russland musste Daimler Truck dagegen gut 170 Millionen Euro abschreiben. Weitere 30 Millionen an Wertberichtigungen werden in den kommenden Monaten hinzukommen. Der Grund: So wie viele andere westliche Konzerne hat Daimler Truck nach dem Ausbruch des Ukrainekriegs alle seine Geschäftsaktivitäten in Russland eingefroren. Zudem wollen die Schwaben ihre umstrittene Kooperation mit dem russischen Panzerwagenhersteller Kamaz alsbald beenden.
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