Der weltgrößte Lastwagenbauer hat im ersten Jahr als eigenständiges Unternehmen Umsatz und Gewinn kräftig gesteigert. Besonders die Kernmarke überrascht.
Elektro-Lkw der Marke Mercedes-Benz
Die Kernmarke Mercedes-Benz Trucks unter der Führung von Karin Radström überrascht mit starken Ergebnissen.
Bild: IMAGO/Manfred Segerer
Wien Martin Daum und Jochen Goetz enttäuschten über Jahre hinweg als Führungsduo bei Daimler Truck. Der Vorstandsvorsitzende und der Finanzchef des weltgrößten Lastwagenbauers lieferten seit 2019 nie die versprochenen Erträge. Nun zeigt sich jedoch: Das dürfte weniger an ihrem vermeintlichen Unvermögen gelegen haben als an einer einengenden Struktur innerhalb des Daimler-Konzerns, heißt es in Finanzkreisen.
Seit das Industriekonglomerat in den Autoriesen Mercedes-Benz und den Lkw-Arm Daimler Truck Ende 2021 zerteilt wurde, läuft es jedenfalls für Daum und Goetz deutlich besser. Im ersten Jahr als unabhängiges Unternehmen an der Börse konnte Daimler Truck den um Sondereffekte bereinigten Betriebsgewinn auf vier Milliarden Euro steigern, wie das Unternehmen am Freitag mitteilte. Das entspricht einem Plus von 55 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
Der Umsatz legte 2022 parallel um mehr als ein Viertel zu auf rund 50,9 Milliarden Euro. Daraus ergibt sich eine Rendite von 7,7 Prozent, nach 6,1 Prozent zuvor. So profitabel waren die Schwaben schon lange nicht mehr, zumindest nicht in den vergangenen 20 Jahren. Daher sollen die Anteilseigner eine Dividende von 1,30 Euro je Aktie erhalten.
Auch die Mitarbeiter sollen profitieren: Rund 25.000 Tarifbeschäftigte in Deutschland erhalten einen Bonus von 7.300 Euro. Dieser setzte sich aus einer Erfolgsbeteiligung von 6.300 Euro und einer Anerkennungsprämie von tausend Euro zusammen.
Daimler konnte den Abstand zum großen Rivalen Volvo Trucks um drei Prozentpunkte bei der Marge verringern. Das liegt zwar auch daran, dass die Schweden 2022 einen Rückgang bei der Profitabilität verkraften mussten. Dennoch hat Daimler Truck beachtliche Fortschritte erzielt.
Insbesondere die Kernmarke Mercedes-Benz Trucks unter der Führung von Karin Radström überrascht mit starken Ergebnissen. Der Umsatz der Sparte, in der das Geschäft in Europa und Lateinamerika gebündelt ist, kletterte um ein Viertel auf 20,2 Milliarden Euro. Den Betriebsgewinn konnte die Truppe um Radström sogar mehr als verdoppeln von 770 Millionen Euro auf 1,6 Milliarden Euro. Die Marge der Division schoss von 4,8 auf 8,1 Prozent in die Höhe.
Radström leiste „hervorragende Arbeit“, erklärte Aufsichtsratschef Joe Kaeser. Ihr 2024 auslaufender Vertrag werde daher bis zum 31. Januar 2029 verlängert, kündigte der ehemalige Siemens-Chef an.
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Noch besser lief es für Daimler Truck nur in Nordamerika. Hier schoss der Umsatz von 15,8 auf 22 Milliarden Euro in die Höhe. Das entspricht einem Zuwachs von satten 40 Prozent. Der operative Gewinn wurde um mehr als 900 Millionen Euro auf 2,4 Milliarden Euro gesteigert. Die Umsatzrendite von Trucks North America liegt aktuell bei 10,8 Prozent.
Karin Radström
Die Managerin bei Daimler Truck gilt als aussichtsreiche Kandidatin für die Unternehmensspitze.
Enttäuschend entwickelte sich hingegen das Geschäft in Asien. Trotz eines Absatz- und Umsatzanstiegs von jeweils neun Prozent, knickte der Betriebsgewinn um 60 Prozent auf 171 Millionen Euro ein. Die Marge der Division Trucks Asia, zu der etwa die japanische Marke Fuso zählt, sackte von 7,2 auf 2,6 Prozent ab.
Eine positive Trendwende gibt es im Busgeschäft. Die Sparte, die insbesondere mit ihren Reisebussen infolge der Coronapandemie in starke Turbulenzen geriet, schreibt immerhin wieder schwarze Zahlen. Nach einem Verlust von 77 Millionen steht für 2022 ein kleiner Betriebsgewinn von 14 Millionen Euro in den Büchern.
In Summe sieht sich Daimler Truck gut aufgestellt. „Bei der Ertragskraft haben wir alle wesentlichen Ziele erreicht oder sogar übertroffen, die wir uns zu Jahresbeginn gesteckt hatten“, schreibt Vorstandschef Martin Daum an die Aktionäre. 2022 sei ein Jahr gewesen, wie es der erfahrene Truck-Manager noch nie in seiner Berufslaufbahn erlebt habe.
„Das Angebot war dauerhaft niedriger als die Nachfrage, sodass wir deutlich weniger Fahrzeuge ausliefern konnten, als unsere Kunden gerne von uns übernommen hätten“, erklärt Daum. „Ohne diese Einschränkung wäre unser Konzernergebnis noch merklich besser ausgefallen.“ Zugleich hatte das limitierte Angebot auch einen entscheidenden Vorteil: Daimler Truck konnte historisch hohe Preisaufschläge von im Schnitt zehn Prozent an seine Kunden weitergeben.
Für das laufende Jahr stellt sich der Konzern auf weiter gute Geschäfte ein. Der Umsatz dürfte deutlich auf 55 bis 57 Milliarden Euro zulegen. Auch beim Betriebsgewinn werde ein Plus erwartet; die bereinigte Umsatzrendite im Industriegeschäft dürfte zwischen 7,5 und neun Prozent liegen und damit höher als 2022. An der Börse gaben die Papiere am Freitag jedoch bis zum Mittag in einem schwachen Umfeld mehr als vier Prozent nach.
Mit Agenturmaterial
Erstpublikation: 10.03.2023, 09:14 Uhr (zuletzt aktualisiert: 10.03.2023, 11:56 Uhr).
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