Handelsblatt App
Jetzt 4 Wochen für 1 € Alle Inhalte in einer App
Anzeigen Öffnen
MenüZurück
Wird geladen.

26.10.2022

18:18

Luftfahrt

Rüstungssparte sorgt bei Boeing für Milliardenverlust

Von: Katharina Kort, Felix Holtermann

PremiumDer Airbus-Konkurrent verfehlt die Markterwartungen deutlich, die Trendwende will einfach nicht gelingen. Der Chef der Rüstungssparte hofft für die Zukunft auf Aufträge aus Deutschland.

Der Luftfahrtkonzern hatte zuletzt unter Problemen in der Rüstungssparte zu leiden. AP

Boeing an der Börse

Der Luftfahrtkonzern hatte zuletzt unter Problemen in der Rüstungssparte zu leiden.

New York Probleme in der Rüstungssparte machen dem US-Luftfahrtkonzern Boeing zu schaffen. Analysten hatten im dritten Quartal endlich wieder einen Gewinn für den zweitgrößten Flugzeughersteller der Welt erwartet. Doch stattdessen stand beim Airbus-Konkurrent ein Verlust von 3,3 Milliarden Dollar unterm Strich.

„Unser Umsatz und Gewinn wurden signifikant durch Verluste in den Entwicklungsprojekten mit festen Preisen in der Rüstungssparte belastet, getrieben durch höhere Produktions- und Einkaufspreise“, sagte der Vorstandsvorsitzende von Boeing Davel Calhoun. Anders als im zivilen Bereich sind Militäranschaffungen stark an Festpreise gebunden. Steigende Kosten können nicht einfach an die Kunden weitergegeben werden.

Boeing verpasst damit trotz des Aufschwungs in der Luftfahrtbranche die erhoffte Wende. Der US-Konzern hat in den vergangenen Jahren etwa unter dem langen Flugverbot für die Unglücksmaschine 737 Max sowie dem Einbruch des Flugverkehrs während der Pandemie gelitten. Auch Qualitätsprobleme in der Produktion haben das Ergebnis belastet.

So haben die US-Aufsichtsbehörden die Auslieferung des 787 Dreamliners 18 Monate hinausgezögert, erst im August wurde die Genehmigung erteilt. Zuletzt konnte Boeing vom anziehenden Geschäft mit Passagierflugzeugen profitieren: Im dritten Quartal lieferte das Unternehmen 112 Kurzstreckenmaschinen aus. Im Vorjahreszeitraum waren es nur 85 gewesen. Boeing erwartet auch eine langfristige Stabilisierung.

Konterkariert wird die Entwicklung von der Rüstungssparte, die rund um den Ukrainekrieg eigentlich gesteigertes Käuferinteresse erlebt. Doch dort haben vor allem technische Probleme und gestiegene Kosten beim Tankflugzeug für die Präsidentenmaschine Air Force One, bei einer Tarnkappendrohne und bei einem Schnellflugzeug das Ergebnis gedrückt.

Boeing hofft auf Deutschlands Aufrüstung

Mittelfristig bleibt Boeing für die Rüstungssparte, die mit 5,3 Milliarden Dollar ein Drittel des Umsatzes ausmachte, optimistisch. Auch von der Bundeswehr erhofft sich der Airbus-Konkurrent weitere Aufträge nach der geplanten Aufrüstung.

„Wir haben viele Produkte, die wir Deutschland gern anbieten würden“, sagte der Chef von Boeings Militärsparte, Ted Colbert, jüngst am Rande eines Auftritts in New York auf Handelsblatt-Nachfrage. Boeing habe bereits vom 100 Milliarden Euro schweren neuen Rüstungsprogramm für die Bundeswehr profitiert – aber könne mehr liefern.

„Vielen Dank an die deutsche Regierung und das Militär für den Chinook-Auftrag“, sagte Colbert in Anspielung auf den vier Milliarden Euro schweren Auftrag für die Lieferung von 60 Chinook-Helikoptern, der Anfang Juni bekannt geworden war.

Ohne konkret die Anschläge auf die Ostseepipelines North Stream 1 und 2 zu erwähnen, sagte er: Wenn man über die Sicherheit in Europa nachdenke und die jüngsten Ereignisse in den Blick nehme, dann sei klar, „wie wichtig maritime Ressourcen und die maritime Überwachung“ seien. Bei der Rüstung müssten die Nato- und G7-Staaten noch enger zusammenarbeiten. „Dann können wir einen Unterschied machen und einen Schritt nach vorn gehen.“

Colbert brachte ein konkretes anderes mögliches Rüstungsprojekt ins Spiel, bei dem Boeing gern zum Zuge käme: der anstehende Ersatz der Aufklärungsflugzeuge Awacs der Luftwaffe. Boeing hat in diesem Bereich seine „E-7 Wedgetail“-Maschinen im Angebot, die die US Air Force bereits im April geordert hat. „Der Ersatz der Awacs durch E-7 ist ein weiteres Beispiel für eine wichtige militärische Kapazität, die in künftigen Kämpfen einen Unterschied machen kann“, so Colbert.

Darüber hinaus gebe es weitere Rüstungsprojekte, zum Beispiel Trainingsflugzeuge. „Wir arbeiten hier eng mit der deutschen Regierung zusammen, um ihre Mission zu unterstützen und das erhöhte Investment [in die Bundeswehr] zu nutzen.“

Direkt vom Startbildschirm zu Handelsblatt.com

Auf tippen, dann auf „Zum Home-Bildschirm“ hinzufügen.

Auf tippen, dann „Zum Startbildschirm“ hinzufügen.

×