Für den schwäbischen Maschinenbauer ist der Bereich noch ein Randgeschäft. Für die steigende Nachfrage nach Raumfahrttechnik sieht sich Trumpf aber gerüstet.
Applikationslabor für 3D-Druck bei Trumpf
Schon mehr als 20 Jahre arbeitet Trumpf an der Perfektionierung der Technologie.
Bild: Trumpf
Stuttgart Der Maschinenbauer Trumpf hofft darauf, dass die kommerzielle Raumfahrt dem Laserspezialisten viele Kunden bringen wird. „Ohne Laser fliegt keine Rakete ins All. Ohne 3D-Drucker ist die Kommerzialisierung der Raumfahrt nicht möglich“, sagte Lasertechnik-Vorstand Christian Schmitz am Montag. Der Manager ist davon überzeugt, dass die Maschinen von Trumpf für „New Space“ in Zukunft unersetzlich sein werden.
Das Potenzial der kommerziellen Raumfahrt ist groß. „Bis 2030 erwarten wir 30.000 Satelliten im All“, sagt Ilan Rozenkopf, Experte für Luft- und Raumfahrt bei der Beratung McKinsey. 2010 seien es erst 1000 Exemplare gewesen. Im vergangenen Jahr investierten private Investoren weltweit mehr als zehn Milliarden Dollar in die Raumfahrt. Das ist eine Verzehnfachung im Vergleich zu vor zehn Jahren.
Das Geld fließt beispielsweise in Satellitennetzwerke wie Starlink, Kuiper oder Oneweb. Allein im Jahr 2022 flogen mehr als 2000 neue Satelliten in den Orbit.
Vor allem in den USA boomt das Geschäft. Aber auch das Budget der europäischen Raumfahrtbehörde wurde um 17 Prozent auf 16,9 Milliarden Euro aufgestockt. „Für Deutschland und Europa ist Souveränität der Infrastruktur unverzichtbar. Das haben die Folgen des Ukrainekriegs gezeigt“, sagte Anna Christmann, Koordinatorin der Bundesregierung für Luft- und Raumfahrt.
Trumpf will mit seinen Produkten künftig stärker von der steigenden Nachfrage nach Raumfahrttechnik profitieren. Heute werden die Laser der Schwaben beispielsweise in der Batteriezellenfertigung eingesetzt. Raumfahrtunternehmen können damit die Bauteile für ihre Raketentanks aus speziellen Metalllegierungen so zusammensetzen, dass die Rakete auch den extremen Bedingungen beim Start oder beim Flug durch die Atmosphäre standhält. Das kleinste Leck im Tank könnte tödlich sein.
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Trumpf greift auf sein Know-how aus der Fertigung von crashsicheren Batterien für Elektroautos zurück. Das Familienunternehmen hat schon in der Vergangenheit langen Atem bewiesen; auch der Durchbruch beim Elektroauto hat lange auf sich warten lassen. Heute ist Trumpf bei den Maschinen für die Batteriezellenfertigung nach eigenen Angaben Marktführer.
Die zweite Technologie, auf die die Schwaben setzen, ist der 3D-Druck von Metallen. Schon mehr als 20 Jahre arbeitet Trumpf an der Perfektionierung der Technologie. „Lange Zeit war sie wegen der Geschwindigkeit in der Industrie nur im Prototypenbau von Nutzen. Jetzt bietet sie in der Weltraumtechnik in der Produktion Vorteile“, sagt Trumpf-Vorstand Schmitz.
Komplexe Bauteile wie Schubdüsen, Wärmetauscher oder Raketenbrennkammern können in ihrer speziellen Bauweise nur mit 3D-Druck gefertigt werden. Dafür sind sie bis zu 50 Prozent leichter als bisherige Konstruktionen.
Die Kosten bei der Herstellung spielen dabei eine entscheidende Rolle. Denn seit Privatunternehmen einen neuen Boom für Satelliten, Landefähren und Trägerraketen ausgelöst haben, nimmt die Konkurrenz zu und damit der Wettbewerb um lukrative Aufträge. Vom digitalen Bauplan bis zum fertigen Teil dauert es laut Schmitz nur zwei Tage. In konventioneller Bauweise würde das Wochen und Monate benötigen.
Anders als beim Bohren, Fräsen und Drehen verbraucht die 3D-Fertigung zudem deutlich weniger Material, teilweise nur ein Zehntel. Bei Kilopreisen von 1600 Dollar für das Spezialmaterial ist die Methode auch in der Serienfertigung wirtschaftlich.
Die Raumfahrt ist derzeit mit einem Umsatz im zweistelligen Millionen-Euro-Bereich nur ein Randgeschäft für den Mittelständler, der im Jahr mehr als vier Milliarden Euro Umsatz erzielt. Noch kommen die meisten Kunden aus den USA. Aber Trumpf-Manager Schmitz sieht mit den neuen Esa-Programmen auch noch großes Potenzial in Europa und erwartet für sein Unternehmen zweistellige Wachstumsraten.
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