Der älteste Motorenhersteller der Welt verdient gut mit Verbrennern. Trotz grüner Strategie und geplanter Investitionen in klimafreundliche Antriebe will Deutz an dem lukrativen Geschäft festhalten.
Fertigung von Deutz
Mit großen Motoren für Nutzfahrzeuge und Baumaschinen verdient der Hersteller heute noch das meiste Geld.
Bild: dapd
Düsseldorf Der Motorenhersteller Deutz hat seinen Gewinn im Vergleich zum Vorjahr verdoppelt – trotz anfänglicher Lieferschwierigkeiten und mangelnder Nachfrage im Zuge des Ukrainekriegs. Bei der Vorstellung der Jahresbilanz formulierte das Unternehmen ambitionierte Ziele: Bis 2025 will Deutz den Umsatz um knapp 30 Prozent auf mehr als 2,5 Milliarden Euro steigern.
Darüber hinaus erwartet das Unternehmen sechs bis sieben Prozent als operative Rendite nach Abzug von Sondereffekten. Das wäre deutlich mehr als im Vorjahr. Im Kerngeschäft mit Verbrennungsmotoren lag die Ebit-Rendite bereits im abgelaufenen Geschäftsjahr bei rund sieben Prozent – so rentabel war die Sparte seit mehr als zehn Jahren nicht mehr. Laut Konzern steht die Sparte unter dem Namen Classic für 97 Prozent des Umsatzes.
Die zweite Sparte namens Green bündelt die Geschäfte mit alternativen Antrieben und ist noch ein Zukunftsinvestment. Bis spätestens 2050 will Deutz ein vollständig klimaneutrales Produkt- und Technologieportfolio anbieten. Doch der Verbrennungsmotor wird vorerst der Renditetreiber der Kölner bleiben.
175.000 bis 195.000 Motoren wolle das Unternehmen im Jahr 2023 absetzen, erklärt Deutz-Chef Sebastian Schulte. Im abgelaufenen Geschäftsjahr war der Absatz um fast 13 Prozent auf gut 181.000 Motoren gestiegen, der Erlös legte sogar um rund 20 Prozent auf 1,95 Milliarden Euro zu. Für das Jahr 2023 dürfte das Wachstum verhaltener sein: Beim Umsatz rechnet Deutz für 2023 mit 1,9 bis 2,1 Milliarden Euro. Die bereinigte Marge soll in diesem Jahr bei vier bis fünf Prozent liegen.
Ein Grund für die vorsichtige Prognose: Die Lieferprobleme könnten auch im laufenden Jahr anhalten. „In den vergangenen 18 Monaten gab es immer wieder Phasen, in denen wir Lieferschwierigkeiten hatten“, so Schulte. Zu Beginn des Vorjahres seien es vor allem Halbleiter gewesen. „Derzeit zum Beispiel ganz einfache Teile wie Kipphebel.“
Zwar sehe gegenwärtig alles danach aus, dass sich die Situation entspanne. Es gebe jedoch immer wieder kritische Engpässe bei Komponenten. „Selbst wenn es das einfachste Teil ist – wenn es fehlt, fehlt es, und wenn die Qualität nicht stimmt, stimmt die Qualität nicht“, so Schulte.
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Um bei den aktuellen Lieferschwierigkeiten größtmögliche Planungssicherheit zu bekommen, will sich das Unternehmen bei der Zusammenarbeit mit Lieferanten möglichst breit aufstellen und mit Herstellern aus der Türkei, Spanien und China zusammenarbeiten. „Wir versuchen es natürlich zu vermeiden, ein Bauteil nur von einem einzigen Lieferanten zu beziehen.“
Eindeutig Teil der Zukunft des SDax-Unternehmens ist der Verbrennungsmotor. „Gerade im Bereich der mittleren und größeren Motoren wird es auch in Zukunft einen hohen Bedarf an sauberen Verbrennungsmotoren geben“, erklärt Schulte. Ob diese mit Diesel betrieben werden würden, sei eine andere Frage. „Wir setzen auf alternative Kraftstoffe.“
Für Mähdrescher oder schwere Baumaschinen werde die Elektrifizierung zumindest in den nächsten Jahren nicht die Lösung sein. „Und wir dürfen die Vielzahl der Fahrzeuge, die sich in der Landwirtschaft befinden, nicht vergessen. Das ist natürlich noch ein viel größerer Hebel auf dem Weg zur Dekarbonisierung.“
Aufgrund der Größe der benötigten Motoren und der langen Strecken, die etwa Lastkraftwagen zurücklegen müssen, seien elektrifizierte Antriebe aktuell nicht denkbar, so Schulte. Hier brauche es klimafreundlichere Lösungen für bewährte Technologien. Damit meint er E-Fuels, klimaneutral erzeugte Kraftstoffe.
„Wenn man als Wirtschaft wirklich grün werden will, müssen auch schwere Bau- und Landmaschinen dauerhaft klimaneutral angetrieben werden. Für Motoren, die ständig im Einsatz sind und große Lasten bewegen, sind mehrere technologische Optionen – oder eine Kombination aus ihnen – möglich.“
Darüber hinaus will Deutz das Geschäft mit klimafreundlichen alternativen Antrieben weiterentwickeln: „Wir werden weiter verstärkt in unser Green-Segment investieren, bis 2025 kumuliert 100 Millionen“, erklärt Schulte. Dabei will sich der Motorenhersteller auch auf die Entwicklung eigener grüner Produkte fokussieren, wie etwa elektrifizierte Systeme oder die Entwicklung von Wasserstoff-Verbrennungsmotoren.
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Die Entscheidung, neben klimafreundlichen Ansätzen weiterhin auch auf Verbrennertechnologien zu setzen, sei nicht leichtgefallen. „Es ist ein großer Spagat – gerade für eine Firma unserer Größenordnung“, sagte Schulte. „Wir haben uns allerdings bewusst dafür entschieden, beides zu machen: weiterhin Verbrennungsmotoren mit Diesel zu produzieren, allerdings jedes Mal effizienter, sauberer und leiserer. Aber eben auch dazu, diese Verbrennungsmotoren auf CO2-freie Kraftstoffe zu ertüchtigen, in den Markt zu bringen und auch neue klimaneutrale Antriebstechnologien zu entwickeln.“
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