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18.01.2022

13:55

Nach Gerichtsentscheidung

MV-Werften-Eigner Genting droht mit Insolvenzantrag

Der Konzern bekommt wohl kein Darlehen vom Land Mecklenburg-Vorpommern. Die Grünen warnen in dem Zusammenhang vor „Mitnahmeeffekten aus öffentlichen Geldern“.

Die Vorsitzende Richterin Annett Kwaschik (Mitte) bei der öffentlichen Verhandlung zwischen Genting Hongkong (rechts) und dem Land Mecklenburg-Vorpommern am Montag. dpa

Landgericht Schwerin

Die Vorsitzende Richterin Annett Kwaschik (Mitte) bei der öffentlichen Verhandlung zwischen Genting Hongkong (rechts) und dem Land Mecklenburg-Vorpommern am Montag.

Wismar/Hongkong Der Eigner der insolventen MV Werften, Genting Hongkong, erwägt einen Insolvenzantrag. „Im Lichte der Finanzsituation des Konzerns – falls das Unternehmen nicht noch glaubwürdige Angebote für eine solvente, einvernehmliche und wechselseitig bedingte Sanierungslösung erhält – wird der Vorstand möglicherweise eine vorläufige Liquidierung des Unternehmens beim zuständigen Gerichtshof in Bermuda einreichen“, hieß es in einer Nachricht an die Investoren am Dienstag in Hongkong.

Damit sendet Genting wohl auch eine Botschaft in Richtung des Landes Mecklenburg-Vorpommern, mit dem Genting sich seit Wochen um die Auszahlung eines Darlehens streitet. Das Landgericht Schwerin hatte einen Eilantrag Gentings auf Auszahlung am Montag abgelehnt. Der Konzern habe nicht hinreichend darlegen können, dass er ohne die Auszahlung der 78 Millionen Euro in einer existenziellen Notlage sei, sagte die Richterin. Um eine Einstweilige Verfügung vor der Entscheidung in der Hauptsache zu erlangen, müsse eine solche existenzielle Notlage aber vorliegen.

Der wirtschaftspolitische Sprecher der Grünen, Dieter Janecek, kritisierte die Äußerungen des Unternehmens. „Die offene Drohung mit der Stellung eines Insolvenzantrages von Seiten Gentings verschärft die angespannte Situation zusätzlich“, sagte er dem Handelsblatt. Von Seiten des Bundes und auch des Landes Mecklenburg-Vorpommern gebe es die Bereitschaft zur Unterstützung, aber eben nur, wenn klar erkennbar sei, dass der Investor auch selbst für die Zukunft der MV Werften kämpfe. „Mitnahmeeffekte bei öffentlichen Geldern müssen ausgeschlossen sein.“

Das Land hatte Genting Hongkong den Kredit gewährt, um eine für 2024/2025 prognostizierte Liquiditätslücke bei dem Konzern perspektivisch zu schließen. Genting meldete die Auszahlungsnotwendigkeit jedoch schon im Dezember 2021 an, weil bereits eine Liquiditätslücke klaffe. Das Land verweigerte die Auszahlung des Kredits – unter anderem mit der Begründung, dass die Zukunft der MV Werften nicht gesichert sei. Am vergangenen Montag meldete Genting dann Insolvenz für die MV Werften an.

Neben dieser Gerichtsentscheidung verwies Genting am Dienstag auch auf andere Versuche, kurzfristig Geldmittel aufzutreiben, inklusive einer Liquiditätsreserve von 81 Millionen US-Dollar, die ebenfalls Teil der Finanzierungsvereinbarung des Kreuzfahrtschiffes „Global One“ sei. „Bisher hat keine der beteiligten Banken einer Auszahlung zugestimmt“, teilte das Unternehmen mit.

Zudem hieß es, dass vier der Vorstandsmitglieder als unabhängige, nicht-geschäftsführende Direktoren zurückgetreten seien. Gründe dafür wurden nicht genannt, es gebe jedoch keine Unstimmigkeiten mit dem Vorstand.

Die Aktien der angeschlagenen MV-Werften-Mutter Genting Hongkong waren am Dienstag erneut vom Handel an der Hongkonger Börse ausgeschlossen worden. Schon am 7. Januar war der Handel mit den Aktien ausgesetzt worden. Knapp eine Woche später wurde der Handel damit wieder aufgenommen. Der Aktienkurs brach stark ein.

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