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23.02.2022

13:56

New Space

Carbon-Tanks für Raketen: Blackwave schließt die nächste Finanzierungsrunde ab

Von: Axel Höpner

Alpine Space Ventures sowie Ann-Kristin und Paul Achleitner steigen als Investoren ein. Das Geld soll in die Serienproduktion von Raumfahrt-Einzelteilen fließen.

Carbon-Raketen-Tanks: Blackwave schließt Finanzierungsrunde ab Blackwave

Bastian Behrens

Der Blackwave-Mitgründer erreicht 2022 sein Ziel, ein Bauteil in den Weltraum zu schicken.

München Als Bastian Behrens und Raphael Setz 2016 den Carbon-Hochleistungskomponenten-Hersteller Blackwave gründeten, hatten die beiden ein Ziel. „Wir wollten es schaffen, innerhalb von zehn Jahren ein Teil in den Weltraum zu schicken“, sagt Behrens.

Ihr Ziel haben sie nun deutlich schneller erreicht: Noch in diesem Jahr wird die erste Rakete mit einem Carbon-Bauteil von Blackwave starten. Kunde und Projekt sind geheim – doch 2022 sollen noch weitere Projekte folgen.

Blackwave wird nach Branchenschätzungen im laufenden Jahr einen siebenstelligen Betrag umsetzen – bei hohen Wachstumsraten. Die Firma ist gerade in eine neue Produktionshalle in Taufkirchen bei München gezogen, Behrens denkt schon über die nächste Kapazitätserweiterung nach.

Die wachsende Nachfrage bringt Blackwave in einer neuen Finanzierungsrunde vier Millionen Euro von namhaften neuen Investoren ein. Die Wirtschaftswissenschaftlerin Ann-Kristin Achleitner ist unter anderem bereits bei Isar Aerospace investiert. Sie und ihr Mann, Deutsche-Bank-Aufsichtsratschef Paul Achleitner, steigen als Business-Angels ein. Hinzu kommt auch Alpine Space Ventures.

Hinter dem Venture-Capital-Verwalter steckt unter anderem Bülent Altan. Der Ingenieur und Manager war mehr als ein Jahrzehnt bei Elon Musks Weltraumfirma SpaceX beschäftigt, entwickelte die Raketen Falcon 1 und Falcon 9 mit und schaffte es bis zum „Vice President“. Aktuell ist er CEO der Laser-Kommunikationsfirma Mynaric.

Die Raumfahrt brauche technologische Innovationen, sagt Altan, von kleinsten Komponenten bis hin zu den größten Teilen von Raketen oder Satelliten. Blackwave bringe wichtige Produkte in diesen Wachstumsmarkt.

Als neuer Beirat von Blackwave will er dem Taufkirchener Unternehmen helfen, weitere Kontakte zu knüpfen – vor allem zu Unternehmen aus der „New Space“-Szene, die die Erschließung des Weltraums vorantreiben.

New Space übernimmt die Initiative im Raumfahrtbereich

Denn früher war die Raumfahrt geprägt von großen Projekten der staatlichen Raumfahrtagenturen, sie waren die Hauptauftraggeber der Raumfahrtunternehmen. Heute kommen auch viele Ideen von Start-ups, New Space wird vor allem privatwirtschaftlich finanziert.

Blackwave-Gründer Behrens sieht hier großes Potenzial für den Wirtschaftsstandort Deutschland, der auf zu vielen anderen Feldern schon den Anschluss verloren habe. „Welche Technologien sollen denn in einigen Jahren unseren Wohlstand sichern? Ich würde mich freuen, wenn die Raumfahrt hier in Deutschland in Zukunft eine entscheidende Rolle einnimmt und made in Germany auch im Weltraum zum Qualitätssiegel wird.“

Zu den Kunden von Blackwave gehören traditionelle Luft- und Raumfahrtkonzerne wie Ariane und Airbus, aber auch New-Space-Firmen wie Isar Aerospace und Reflex Aerospace. Den Anteil von Kunden aus der Luft- und Raumfahrt will Blackwave noch in diesem Jahr auf mehr als 70 Prozent erhöhen. „Hier wird der Werkstoff wirklich gebraucht“, sagt Behrens. Ein Kilogramm Nutzlast in den erdnahen Orbit zu schicken kostet aktuell etwa 10.000 Euro. Wer da ein Kilo beim Tank einspart, kann entsprechend mehr Nutzlast mitnehmen.

Um Kunden zu überzeugen, will Blackwave in Zukunft günstigere Preise möglich machen – durch Skalierbarkeit, also günstigere Fertigung in größeren Stückzahlen. Bislang fertig Blackwave die Carbonteile nämlich noch nach individuellen Kundenplänen.

So könnte ein kleiner Carbon-Tank für Raketentreibstoff von Blackwave aussehen. Blackwave

Carbon-Tank

So könnte ein kleiner Carbon-Tank für Raketentreibstoff von Blackwave aussehen.

Behrens will das ändern und mit dem Erlös aus der Finanzierungsrunde verstärkt eigene, standardisierte Produkte entwickeln. Kleinere Sekundärtanks aus Carbon könnten in Raketen europäischer Kunden dann ebenso eingesetzt werden wie in den USA.

Der Carbonhype auf dem Massenmarkt ist vorbei

Um das leichte, extrem haltbare Material Carbon herrschte zeitweise ein regelrechter Hype. BMW setzte es intensiv beim inzwischen eingestellten Elektroauto i3 ein, Susanne Klatten stieg im großen Stil bei SGL Carbon ein. Doch zeigte sich, dass das Gewicht die Reichweite von Elektroautos weniger stark beeinflusst, zudem ist Carbon schwierig zu recyclen.

Zu Blackwaves Hauptkunden zählen Autobauer wie Porsche und BMW aktuell trotzdem noch. Gerade bei Modellen mit kleineren Stückzahlen kann sich der Einsatz von Carbonbauteilen lohnen, sonst sind sie oft zu teuer. Der Gewichtsvorteil kommt dann obendrauf.

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Auch um die Kosten niedrig zu halten, setzte Blackwave anfangs ausschließlich das günstige und effiziente SMC-Verfahren (Sheet Moulding Compound) ein. Dabei werden kürzere Faserschnipsel verarbeitet, das Material hat unter hohem Druck sehr gute Fließeigenschaften und kann auch zu sehr komplexen Bauteilen verarbeitet werden. Inzwischen nutzt Blackwave aber auch andere Verfahren.

Die Blackwave-Gründer Bastian Behrens und Raphael Setz lernten sich bei TUfast kennen, dem studentischen Motorsportteam der TU München. Sie forschten später gemeinsam bei Airbus. Bei früheren Finanzierungsrunden konnten sie unter anderem bereits Ex-Schaeffler-CFO Thomas Hetmann, die Unger Capital Management der Familie des ATU-Gründers Peter Unger, den Unternehmer Rudolf Schwarz (IABG), Business-Angel Katja Ruhnke und Hirschvogel Ventures von einem Investment in Blackwave überzeugen.

Nach der Erfüllung ihres ersten Ziels in diesem Jahr hat Behrens nun auch schon eine neue Idee: „Wenn wirklich einmal der Mars besiedelt werden sollte“, sagt er, „könnte es gut sein, dass ich gern dabei wäre.“

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