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09.09.2021

12:38

Pharmabranche

Merck plant Übernahmen – Umsatz soll auf 25 Milliarden Euro steigen

Von: Bert Fröndhoff

Das deutsche Pharmaunternehmen Merck will bis zum Jahr 2025 kräftig investieren. Die neue Chefin Belen Garijo verspricht starkes Wachstum in allen Segmenten.

Der Pharmahersteller aus Darmstadt plant Wachstum in allen Unternehmensbereichen. dpa

Merck im Aufwind

Der Pharmahersteller aus Darmstadt plant Wachstum in allen Unternehmensbereichen.

Frankfurt Der Pharma- und Life-Science-Konzern Merck setzt unter der neuen Chefin Belen Garijo zu einem kräftigen Wachstumssprung an. Bis zum Jahr 2025 soll der Umsatz um gut 7,5 Milliarden Euro auf 25 Milliarden Euro steigen. Das käme einem jährlichen Wachstum von durchschnittlich sechs Prozent gleich.

„Unsere Ambition ist, das weltweit führende Wissenschafts- und Technologieunternehmen des 21. Jahrhunderts zu werden“, sagte Belen Garijo am Donnerstag anlässlich des Kapitalmarkttags des Unternehmens.

Um dieses Ziel zu erreichen, will Merck die Investitionen deutlich erhöhen. Sie sollen bis 2025 um 50 Prozent über den Ausgaben der vergangenen fünf Jahre liegen. Im Fokus stehen dabei das Pharmageschäft, Inhaltsstoffe und Technologie für Medikamente und Impfstoffe sowie Materialien und Technologien für die Halbleiterindustrie.

An der Börse kamen die neuen Ziele gut an. Die Merck-Aktie legte am Vormittag um knapp zwei Prozent auf 203,50 Euro zu.

Die drei Bereiche sollen 80 Prozent des angestrebten Wachstums bringen. Merck will sich dabei nicht allein auf die eigene Kraft des Konzerns verlassen. Für Zukäufe kalkuliert Garijo, die das Darmstädter Dax-Unternehmen seit Mai führt, mit einem Betrag im hohen einstelligen Milliarden-Euro-Bereich ab Ende 2022.

Dabei dürfte es vor allem um kleinere und mittelgroße Zukäufe gehen, mit denen Merck das bestehende Geschäft des Konzerns stärken will – etwa durch neue Technologien oder aussichtsreiche Pharmaprodukte in der Entwicklungsphase. Größere Zukäufe mit transformierendem Charakter sieht die Strategie der neuen Chefin vorerst nicht vor.

Merck-Chefin Garijo verspricht sich einiges vom „Life Science“-Geschäft

Unter ihrem Vorgänger Stefan Oschmann hatte Merck mit fünf milliardenschweren Zukäufen und diversen Desinvestitionen in den letzten 14 Jahren den wohl stärksten Umbau in der deutschen Pharma- und Chemiebranche vollzogen. So wurde unter anderem das Segment Life Science durch die Übernahmen der US-Firmen Millipore und Sigma-Aldrich gestärkt.

Das in „Life Science“ gebündelte Geschäft mit Laborausrüstung und Zulieferprodukten für Biotech-Firmen ist der aktuell größte Wachstumstreiber bei Merck. Im ersten Halbjahr hat der Konzern das operative Ergebnis verdoppelt, wozu alle drei Segmente beitrugen. Vor allem aber die Sparte „Life Science“ profitierte von der hohen Nachfrage nach Produkten und Ausrüstung für die Herstellung von Covid-19-Impftstoffen.

Von diesem Geschäft verspricht sich Garijo in den kommenden Jahren einiges. Sie positioniert Merck als Technologiepartner von Spezialisten für Arzneien, die auf der neuartigen mRNA-Technik basieren. Merck beliefert unter anderem das Mainzer Biotech-Unternehmen Biontech und profitiert kräftig von dessen Milliardengeschäft mit Corona-Impfstoffen.

Im Januar hat Merck dazu die Hamburger Firma Amptec, einen Hersteller von mRNA, übernommen. Damit sieht sich der Konzern auf dem Weg in Richtung Komplettanbieter für Zulieferungen im mRNA-Markt. „Es gibt sehr schöne Möglichkeiten in der mRNA-Technologie über Covid hinaus, zum Beispiel bei der Behandlung von Krebs. Die Beteiligung an diesen aufkommenden Technologien ist eine wichtige strategische Priorität für Merck“, hatte Garijo im Mai in einem Interview mit dem Handelsblatt erläutert.

Zum Produktsortiment gehören auch zahlreiche Produkte für Gentherapien oder die Forschung im Bereich der Crispr-Genscheren, wo Merck eine Reihe eigener Patente hält.

„Life Science“ wird auch in den kommenden Jahren das Zugpferd bei Merck bleiben. Der Konzern erhöhte am Donnerstag die mittelfristige Prognose für die Sparte. Dort erwartet der Konzern jetzt mittelfristig ein durchschnittliches organisches Umsatzwachstum von sieben bis zehn (bisher sechs bis neun) Prozent pro Jahr. Der Bereich Electronics soll nun bis 2025 um durchschnittlich drei bis sechs (bisher drei bis vier) Prozent wachsen.

Im Pharmabereich rechnet Merck mit einem durchschnittlichen jährlichen Umsatzwachstum im mittleren einstelligen Prozentbereich. Für diesen hatte Garijo kürzlich die Erwartung gesenkt: Neue Pharmaprodukte sollen 2022 nun für einen Umsatz zwischen 1,6 und 1,8 Milliarden Euro sorgen und nicht mehr von rund zwei Milliarden.

Auf dem wichtigen Feld der Pharmaforschung kämpft der Darmstädter Konzern in jüngster Zeit mit einer Serie von Misserfolgen. Das wiederum dämpft die längerfristigen Perspektiven für den zweitgrößten Konzernbereich.

Jüngstes Indiz für die Forschungsschwächen von Merck war ein weiterer Fehlschlag beim potenziellen Krebsmittel Bintrafusp-alfa, einem der bisher vielversprechendsten Entwicklungsprojekte von Merck.

Garijo will die Forschung in den nächsten Jahren unter anderem mit weiteren Partnerschaften mit anderen Unternehmen stärken.

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