Bluerock will mit neuartigen Zelltherapien Parkinson behandeln und zerstörtes Muskelgewebe regenerieren. Daran forscht Bayers US-Tochter bald auch in Europa.
Bayer in Berlin
Der Pharmakonzern will künftig auch am Innovation Campus in Berlin an neuartigen Zelltherapien forschen.
Bild: dpa
Frankfurt Bayer baut erstmals einen eigenen europäischen Standort für die Zelltherapieforschung auf – rund sechs Jahre nach dem Einstieg in das Geschäftsfeld. Auf dem Berliner Campus des Pharmakonzerns entstehe eine eigenständige Forschungseinheit der amerikanischen Konzerngesellschaft Bluerock, wie Bayer am Dienstag mitteilte.
Die Ansiedlung von Forschungsaktivitäten in Europa soll die Produktentwicklung beschleunigen. Bisher forscht die Zelltherapietochter Bluerock fast ausschließlich in den USA und Kanada.
Bluerock ist ein zentraler Pfeiler der Zell- und Gentherapiestrategie, mit der Bayer eine neue Klasse von Therapien und Pharmainnovationen für das nächste Jahrzehnt entwickeln will. Bayer hatte das Unternehmen 2016 gemeinsam mit Versant Ventures in Cambridge (Massachusetts) gegründet und 2019 komplett übernommen.
Rund 200 Mitarbeiter arbeiten bei der eigenständig agierenden Bayer-Tochter Bluerock an Zelltherapien auf Basis von pluripotenten Stammzellen, also Stammzellen, die noch zu unterschiedlichen Organzellen ausdifferenziert werden können. Eingesetzt werden dabei standardisierte Stammzellen, die einheitlich für viele Patienten verwendet werden können.
Hauptprojekt von Bluerock ist eine Therapie gegen Parkinson, die aktuell in einer Phase-1-Studie klinisch getestet wird. Dazu wurden Stammzellen gezielt so modifiziert, dass sie sich zu Gehirnzellen entwickeln und das Hormon Dopamin produzieren. Diese Zellen werden bei Parkinsonpatienten in eine bestimmte Hirnregion eingepflanzt mit dem Ziel, den für Parkinson typischen Dopaminmangel auszugleichen.
Im zweiten Halbjahr 2022 will Bayer eine weitere, globale Studie mit der Zelltherapie starten, in die spätestens ab 2023 auch deutsche und europäische Patienten einbezogen werden sollen. Im Erfolgsfall sollen die neuen Therapien später auch in Europa produziert werden.
Stefan Oelrich, der als Vorstandsmitglied von Bayer das weltweite Pharmageschäft des Leverkusener Konzerns leitet, wertet die Bluerock-Präsenz in Berlin im Gespräch mit dem Handelsblatt als wichtigen Schritt, um die weltweite Führungsposition von Bluerock auf dem Gebiet der regenerativen Zelltherapien weiter zu stärken.
Für Bayer gehe es dabei darum, einerseits vorhandene Stärken an den eigenen Standorten für die Forschung von Bluerock zu nutzen, andererseits aber auch Know-how aus den neuen Arbeitsfeldern gezielt nach Europa zu transferieren, um hier künftige Wertschöpfung zu sichern. „Wir müssen aufpassen, dass wir hier nicht nur in der Chemie von gestern unterwegs sind, sondern eben auch die Technologien von morgen an unseren Standorten fest verankern“, so Oelrich.
Über Parkinson hinaus arbeitet Bluerock an einer Reihe weiterer Zelltherapien in präklinischen Forschungsphasen. Dazu gehören etwa potenzielle Therapien gegen bestimmte Formen der Blindheit; dazu generieren die US-Forscher Retina-Zellen, die man Patienten implementieren will, deren Netzhaut aufgrund erblicher Defekte oder anderer Krankheiten geschädigt ist. Mit diesem Projekt hoffe man in den nächsten 18 Monaten in die Klinik zu gehen, also die ersten Tests an Menschen zu starten.
Gute Fortschritte sieht Oelrich auch im Herz-Kreislauf-Bereich. Hier gehe es darum, zerstörtes oder vernarbtes Herzmuskelgewebe mithilfe von neuen, aus Stammzellen gezüchteten Muskelzellen zu regenerieren
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