Erst der Impfstoff mit Biontech, dann eine neue Covidpille: Der US-Konzern setzt allein mit Paxlovid 8,1 Milliarden Dollar im Quartal um. Nun zeigt sich, wohin die Gewinne fließen.
Pfizer
Der US-Pharmakonzern konnte seinen Umsatz im zweiten Quartal um 47 Prozent steigern.
Bild: AP
Düsseldorf Beim weltgrößten Pharmakonzern Pfizer entwickelt sich das Geschäft mit Corona-Arzneien zur Goldgrube. Im zweiten Quartal ist der Umsatz des US-Konzerns um 47 Prozent auf knapp 28 Milliarden Dollar hochgeschnellt.
Fast das gesamte Wachstum geht auf das Konto des Coronaimpfstoffs Comirnaty, den die Amerikaner mit der deutschen Biontech gemeinsam vertreiben. Auch das Pfizer-Medikament Paxlovid hat einen großen Anteil: Diese neue Pille wird zur Behandlung im Frühstadium einer Covid-19-Erkrankung eingesetzt.
Ohne diese beiden Arzneien hätte der Umsatz von Pfizer im zweiten Quartal praktisch stagniert. Allein mit Paxlovid setzte der Konzern 8,1 Milliarden Dollar um, der Comirnaty-Umsatz stieg um 13 Prozent auf 8,8 Milliarden Dollar. Unter dem Strich blieb Pfizer ein Nettogewinn von annähernd zehn Milliarden Dollar.
Da fiel es nicht weiter ins Gewicht, dass die Amerikaner 450 Millionen Dollar im Coronageschäft abschreiben mussten: So viel waren die Mittel wert, die vor Ende ihres Haltbarkeitsdatums nicht zum Einsatz kamen und entsorgt wurden – etwa Impfstoff, der wegen des sinkenden Bedarfs in den Lägern blieb.
Für Pfizer sind die beiden Coronamittel weiterhin ein gutes und vor allem sicheres Geschäft. Denn der Umsatz entspricht den Bestellungen aus zahlreichen Staaten, die sich mit Impfstoffen und antiviral wirkenden Medikamenten für den weiteren Verlauf der Pandemie rüsten.
Allein die USA haben 20 Millionen Packungen Paxlovid geordert, Deutschland eine Million. Das Medikament gilt als wirksame Waffe in der Therapie von Covid-19. Es bremst die Fähigkeit des Coronavirus zur Vermehrung im Körper und damit die Schwere der Erkrankung. Die Wirkung entfaltet es aber nur, wenn es binnen fünf Tagen nach Beginn der Symptome eingenommen wird.
Doch auch wenn es prominente Patienten wie den US-Präsidenten Joe Biden gibt, der sich jüngst nach der Coronainfektion umgehend mit Paxlovid behandeln ließ: Breit eingesetzt wird das Mittel von Ärzten noch nicht. Bis Mai waren in den USA erst drei Prozent der bestellten und gelieferten Menge an Patienten verabreicht worden.
Wegen der fest vereinbarten Bestellmengen kann Pfizer mit den Einnahmen planen. Am Donnerstag hat der Konzern seine Jahresprognose leicht erhöht. Für das Gesamtjahr rechnen die Amerikaner weiterhin mit einem Umsatz zwischen 98 und 102 Milliarden Dollar, obwohl der starke Dollar dem Geschäft immer mehr zusetzt. Die Prognosespanne für den bereinigten Gewinn hat Pfizer auf 6,30 bis 6,45 Dollar pro Aktie erhöht.
Und das Coronageschäft könnte noch wachsen: Pfizer und Biontech arbeiten auch bei der Weiterentwicklung ihres gemeinsamen Impfstoffs zusammen. Zuletzt haben beide Pharmaunternehmen einen auf die Virusvariante Omikron abgestimmten Booster zur Marktreife gebracht. Die europäische Arzneimittelbehörde Ema prüft derzeit die Zulassung und könnte diese bis zum Herbst erteilen.
Covid-Impfstoff
Mit Comirnaty stellen Pfizer und Biontech eines der wichtigste Werkzeuge zur Bewältigung der Corona-Pandemie.
Bild: Reuters
Zugleich entwickeln Pfizer und Biontech einen komplett verbesserten Covid-19-Impfstoff der nächsten Generation. Er soll eine noch stärkere Immunantwort im Körper erzeugen. Die klinische Phase-2-Studie, an der 200 Menschen im Alter zwischen 18 und 55 Jahren teilnehmen, hat in den USA begonnen.
Aus dem am Donnerstag vorgelegten Halbjahresbericht von Pfizer geht auch hervor, wofür der Pharmakonzern die Milliardengewinne verwendet. In den ersten sechs Monaten wurden interne Forschungsprojekte mit fünf Milliarden Dollar gestärkt. Zudem wurden sieben Milliarden Dollar für Übernahmen und Lizenzkäufe ausgegeben. Es kommen weitere dazu, allein für den geplanten Erwerb des Migränemittel-Spezialisten Biohaven zahlt Pfizer gut zwölf Milliarden Dollar.
Und auch die Aktionäre profitieren von den Einnahmen aus dem Coronageschäft. Ihnen zahlte Pfizer eine Dividende von 4,5 Milliarden Dollar aus und kaufte zudem Aktien im Wert von zwei Milliarden Dollar zurück.
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